Der Verein „Nena“ untersucht seit mehreren Jahren, wie es möglich wäre, in Vorarlberg ehemalige Industrieareale, Kasernen oder andere leerstehende Bauten als Genossenschaft neu zu beleben. Menschen sollen dort nicht nur eine leistbare Wohnung finden, sondern auch arbeiten und alle Flächen gemeinsam nutzen. Nun hat der Verein ein ganz konkretes Objekt für die erste „Neue Nachbarschaft“ in Vorarlberg im Auge: das Salvatorkolleg in Lochau-Hörbranz.
Kloster schließt in drei Jahren seine Pforten
Sieben Ordensbrüder leben derzeit noch im Salvatorkolleg. Bis in drei Jahren müssen sie ihre Koffer packen und in ein anderes Kloster übersiedeln. Der Verein „Nena“ ist vorstellig geworden und hat den Auftrag erhalten, für den Standort eine Machbarkeitsstudie zu entwickeln.
„Der Orden hat neun Niederlassungen und fünf müssen aufgegeben werden, weil sie zu wenige Leute haben“, sagt Wilfried Flatz, ein Gründungsmitglied von „Neue Nachbarschaften“. Es gehe dem Kloster nicht um einen möglichst hohen Verkaufspreis, sondern um das künftige Konzept für das Salvatorkolleg.
Gespräche mit Gemeinden und Städten
Flatz sieht jetzt die Chance, endlich zu zeigen, was alles möglich wäre. Seit zehn Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema genossenschaftliches Bauen und Wohnen. Nun stößt er auch in Gemeinden auf offene Ohren, weil es für viele Menschen immer schwerer wird, eine leistbare Wohnung zu mieten oder zu kaufen. „Wir sind mit Wolfurt, Mäder, Feldkirch und Dornbirn in Gesprächen. Ein Pilotprojekt ist das Wichtigste, damit man sieht, dass es keine Spinnerei ist“, so Flatz.
Ein Beispiel für genossenschaftliches Wohnen sind sechsstöckige Häuser inmitten von Grünflächen, die auch landwirtschaftlich genutzt werden könnten, wo Lebensmittelgeschäft, Arztpraxen und Kinderbetreuung oder auch eine Bibliothek untergebracht sind – und alles auch gut angebunden an Bus und Bahn.
Wirtschaftskammer unterstützt Projekt
Jeder, der Interesse hat, könne Genossenschafter werden, sagt „Nena“-Vereinsobmann Paul Stampfl. „In der Genossenschaft besitzen alle das Gesamte. Man braucht im Endeffekt natürlich auch Wohnraum, aber ich kann nicht sagen: Das ist jetzt mein Quadratmeter“, so Stampfl.
Mit der Machbarkeitsstudie für das Salvatorkolleg will der Verein zeigen, dass eine nachhaltige Nutzung möglich wäre. Einen Unterstützer hat der Verein schon: die Wirtschaftskammer Vorarlberg beobachtet mit Interesse, was „Nena“ vorhat.