Liensberger beim Damen-Slalom in Saalbach-Hinterglemm 2019
GEPA pictures/ Andreas Pranter
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Sport

Materialstreit: Liensberger nicht im Training

Der Fall um den geplanten Skiwechsel von Vorarlbergs Ski-Ass Katharina Liensberger geht diese Woche in die nächste Runde. Die 22-jährige Göfnerin darf vier Wochen vor dem Weltcupstart in Sölden am ÖSV-Schneetraining in Tirol nicht teilnehmen.

Liensberger ist wie erwartet beim aktuellen Trainingskurs der ÖSV-Technikdamen in Sölden nicht dabei gewesen. Die Vorarlbergerin war zwar eingeladen worden, hat aber nach ihrem Skimarkenwechsel derzeit keine pool-konformen Skischuhe. Sowohl die Rennläuferin als auch der Skiverband hoffen weiter auf eine rasche Lösung.

Denn in dreieinhalb Wochen beginnt in Sölden die neue Weltcup-Saison, der nächste Trainingskurs der ÖSV-Slalom-Damen steigt noch diese Woche im Pitztal. „Es ist schon schade, dass sie nicht mit uns trainieren kann. Aber das sind Vertragssachen, die zuerst gelöst gehören“, erklärte ÖSV-Trainer Johannes Zöchling.

Liensberger hofft auf schnelle Lösung

Auch Liensberger hatte sich daraufhin zu Wort gemeldet. „Ich habe das neue Material sehr gut testen können und war richtig schnell damit unterwegs“, erklärte die 22-Jährige auf Instagram. Sie sei immer davon ausgegangen, Produkte aus dem österreichischen Skipool verwenden zu dürfen. „Jetzt hoffe ich, dass es schnellstmöglich zu einer ÖSV-konformen Regelung kommt. Mein größtes Ziel ist mich weiterzuentwickeln und so schnell wie möglich am Schnee zu sein. Ich freu mich riesig auf die ersten Rennen der Saison.“

Derzeit kein ÖSV-Training mit Kästle-Ski

Für den ÖSV-Kader sind Ausrüsterverträge für Ski, Schuhe und Bindung Voraussetzung. Kästle, der neue Ausrüster von Liensberger, kann jedoch nur Ski, aber keine Schuhe und keine Bindung stellen. Bei Lange erhält Liensberger keinen Ausrüstervertrag, denn Lange gehört zum Rossignol-Konzern – dem Ausrüster, den Liensberger gerade verlassen hat.

Material von ihrem bisherigen Ausstatter Rossignol wäre für Liensberger vom ÖSV erlaubt, allerdings scheint es nach derzeitigem Stand mehr als unwahrscheinlich, dass die Göfnerin zu Rossignol zurückkehren wird. Der Verband hingegen hat sich sehr darum bemüht, dass Rossignol die Technik-Spezialistin trotz ihres Wechselwunsches weiterhin ausstatten würde.

Katharina Liensberger beim Rennen
Photo: GEPA pictures/ Andreas Pranter
Katharina Liensberger, hier noch mit Rossignol-Skiern

Liensberger hofft auf Frist-Verlängerung

In der Zwischenzeit hat Liensberger beim Austria Ski Pool um eine Fristverlängerung für die Abnahme des neuen Materials angesucht, nachdem sich mit dem Schuhhersteller Dalbello ein Ausrüstervertrag abzeichnet. Nach Ansicht von Kästle-Geschäftsführer Clemens Tinzl würde Liensberger dann alle Kriterien erfüllen. Denn mit Kästle-Ski, einer Marker-Bindung sowie Dalbello-Schuhen würde Liensberger gültige Ausrüsterverträge besitzen und alle drei Produkte seien auch im Austria Ski Pool vertreten.

Wirtschaftskammer Österreich involviert

Nachdem die Frist für Liensberger laut Angaben des Austria Ski Pool bereits einmal bis zum 15. August verlängert wurde, ist wohl nicht ganz ausgeschlossen, dass es durch eine Abstimmung im Ski Pool-Vorstand zu einer weiteren Fristverlängerung kommen könnte. Diese Abstimmung steht laut Ski Pool-Geschäftsführer Reinhold Zitz in den nächsten Tagen an.

Auch die Wirtschaftskammer Österreich ist als Mitglied des Ski-Pool-Vorstandes mittlerweile in die Sache involviert, laut Generalsekretär Karlheinz Kopf ist die Kammer sehr bemüht, eine Lösung im Sinne der Sportlerin zu finden.

ÖSV-Präsident Schröcksnadel gefordert

Welche Kreise die Diskussionen um Katharina Liensberger bereits gezogen haben, zeigt der Umstand, dass ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel diese Causa zur Chefsache erklärt haben soll und sich diese Woche höchstpersönlich um den Fall kümmern will. Schröcksnadel befindet sich derzeit in Kanada und wird erst am Freitag wieder in Österreich sein.

Jedenfalls scheint derzeit fast jeder Ausgang möglich – von einer Freigabe der Kästle-Ski über eine Rückkehr zu Rossignol bis hin zu einer vorläufigen Sperre durch den ÖSV.