Philosophicum Lech , Vortragssaal von oben
Florian_Lechner
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Wissenschaft

Philosophicum Lech: „Aktuell und brisant“

Das Philosophicum Lech ist am Donnerstagabend unter dem Motto „Die Werte der Wenigen. Eliten und Demokratie“ gestartet. „Ein Thema, das aktueller und brisanter nicht sein könnte“, sagte Lechs Bürgermeister Ludwig Muxel angesichts der bevorstehenden Nationalratswahl am Sonntag.

Philosophicum Lech
Das Philosophicum Lech, 1997 erstmals veranstaltet, sieht sich als ein übernationales Zentrum für philosophische, kultur- und sozialwissenschaftliche Reflexion und Diskussion.

Nicht zuletzt aufgrund der Entwicklungen seit dem Frühjahr sehe er den kommenden Tagen mit großer Spannung entgegen, sagte Muxel. „Ich freue mich auf grundlegende und fundierte Auseinandersetzungen mit den Mechanismen unserer Gesellschaft und Demokratie. Und das fernab der Wahlwerbung, die uns dieser Tage nahezu überschwemmt“, so der Bürgermeister.

Demokratie scheint gefährdet

Vorarlbergs Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser (ÖVP) erklärte in seiner Eröffnungsansprache, dass der Begriff Elite polarisiere und auch aktiv zur Stimmungsmache genutzt werde. „Das ist möglich, weil eine negativ konnotierte Wertung mitschwingt, obwohl es bei wertungsfreier Betrachtung auch ein positives Elite-Verständnis gäbe“, sagte Rüdisser. Das Thema des Philosophicums eröffne viele Fragen – „auch, weil unsere Demokratien, so wie wir sie kennen, vor dem Hintergrund mancher handelnden Protagonisten zunehmend gefährdet erscheinen“, so Rüdisser.

Philosoph Konrad Paul Liessmann und  Autor Michael Köhlmeier
Philosophicum Lech/Florian Lechner
Der Philosoph Konrad Paul Liessmann am Vorabend in Lech im Gespräch mit Autor Michael Köhlmeier

Elite in die Pflicht nehmen

In den inhaltlichen Teil des diesjährigen Philosophicums führte Konrad Paul Liessmann als wissenschaftlicher Leiter der Tagung ein. Insbesondere zeigte er den Widerspruch auf, dass die gesellschaftliche Elite zwar die Idee der Gleichheit propagiere, selbst aber eine politische Sonderrolle einnehmen wolle.

Philosoph Konrad Paul Liessmann in der Sendung „Kultur nach 8“:

Die Frage, ob es eine Elite brauche, könne offen bleiben. „Wir benötigen aber jedenfalls Menschen, die auf dem Feld, auf dem sie tätig sind, gut sind“, stellte Liessmann fest. Man müsse die Eliten nicht bekämpfen, aber man sollte sie in die Pflicht nehmen, so der Philosoph.

Referenten und Preisverleihung

Vortragende beim Symposium, das bis Sonntag dauert, sind die Philosophen, Publizisten und Schriftsteller Alexander Grau, Wolfram Eilenberger, Katja Gentinetta sowie Isolde Charim, die Philosophieprofessoren Lisa Herzog, Jan-Werner Müller und Christian Neuhäuser sowie der Soziologe Michael Hartmann. Den Abschluss bilden Vorträge von Wolfgang Müller-Funk, ehemaliger Universitätsprofessor für Kulturwissenschaften, und des Autors Wolfgang Ullrich.

Neben den Vorträgen und Diskussionen bildet am Freitagabend die Preisverleihung des „Tractatus“ an Lisa Herzog einen Höhepunkt der Veranstaltung. Sie erhält den Preis als erste Frau nach zehn männlichen Preisträgern für ihr Werk „Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf“.