Blick durch Stuhlreihe zur Richterbank, Schwurgerichtssaal Landesgericht Feldkirch
Dietmar Mathis
Dietmar Mathis
Chronik

Gerichtsdolmetscher fordern mehr Geld

Die Gerichtsdolmetscher fordern ein Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Bei einem bundesweiten Aktionstag haben sie am Dienstagvormittag auf ihre Anliegen aufmerksam gemacht.

Examiniert, zertifiziert, schlecht honoriert: Mit diesen Schlagworten fordern die Gerichtsdolmetscher eine bessere Bezahlung ihrer Arbeit. Um dem Nachdruck zu verleihen, haben sie am Dienstag in ganz Österreich keine Aufträge angenommen und sich demonstrativ vor die Gerichtsgebäude gestellt – in Vorarlberg vor das Landesgericht Feldkirch und die fünf Bezirksgerichte.

Eva Altendorfer, Gerichtdolmetscherin für Französisch, erklärt warum: „Uns geht es in erster Linie um eine bessere Entlohnung für unsere hochqualifizierte Arbeit. Also es geht da um durchschnittlich 25 Euro, die wir für eine Stunde dolmetschen verdienen – vor sämtlichen Abgaben und Steuern – und das sind Sätze, die einfach inakzeptabel sind.“ In Deutschland würden die BerufskollegInnen das Vierfache verdienen.

Viele Dolmetscher pensionsreif

Dazu kommt, dass die Zahl der beeideten und gerichtlich zertifizierten Dolmetscher seit Jahren zurückgeht. Der mangelnde Nachwuchs sei ein großes Problem, sagt Christina Maria Müller, Gerichtsdolmetscherin für Portugiesisch: „Es waren bis vor zehn Jahren noch 1.400 Dolmetscher tätig in ganz Österreich, jetzt sind wir 700. In Vorarlberg sind das 25. Und acht von diesen sind unter 60 Jahre alt. “

Erste Engpässe bei den Vorarlberger Gerichtsdolmetschern sind laut Eva Altendorfer bereits zu erkennen. So gebe es niemanden, der Niederländisch übersetzen könne – und nur eine Kollegin, die Italienisch dolmetsche. Selbst bei Englisch werde es im nächsten Jahr eng, weil eine sehr fleißige Kollegin in Pension gehe.

Weitere Protestaktionen angedacht

Ein weiterer Kritikpunkt: Wenn es an zertifizierten Gerichtsdolmetschern fehle, würden die Richter auf unqualifizierte Dolmetscher zurückgreifen. Und das könne wiederum zu kostspieligen Verzögerungen oder sogar Verfahrenswiederholungen führen. Sollten die Forderungen der Gerichtsdolmetscher ungehört bleiben, sind weitere Protestaktionen geplant.