Der Bergsteiger war mit seiner 20-jährigen Begleiterin in der Ostwand der Kanisfluh in Au unterwegs. Sie starteten die Tour um 10.00 Uhr, er ging als Vorsteiger vor, und war für die Platzierung und Suche bereits vorhandener Sicherungshaken in der Wand zuständig.
Gegen 17.00 Uhr entschieden sich die beiden die Tour abzubrechen, da sie keine weiteren Haken mehr fanden und auch der Abend bereits nahte. Beim Abstieg kam es dann zum Unglück: Ein Klemmkeil, mit dem sich der Bergsteiger gesichert hatte, löste sich und der Mann stürzte 250 Meter in die Tiefe.
Kein Seil mehr zum Abseilen
Die von der Begleiterin verständigten Rettungskräfte konnten nach dem Eintreffen nur mehr den Tod des Mannes feststellen. Sie selbst hatte nach dem Absturz kein Seil mehr zum Abseilen zur Verfügung. Sie wurde mit dem Hubschrauber geborgen. Die Bergung des Leichnams des Mannes erfolgte per Taubergung durch den Polizeihubschrauber „Libelle Vorarlberg“. Die Frau wird vom Kriseninterventionsteam betreut.
Gefahren beim Klettern
Nachdem der Mann beim Aufstieg keinen Kletterhaken mehr in der Wand hatte finden können, hatte er selbst einen solchen gesetzt. Kletterhaken in Wänden sind generell mit Vorsicht zu genießen.
„Es liegt in der Eigenverantwortung eines jeden Bergsteigers. Das Material hängt manchmal ja schon jahrelang in der Wand. Eine optische Prüfung ist daher das Mindeste“, sagt Alpinpolizist Markus Greussing.
Ob ein selbst gesetzter Haken hält, hänge auch von der Erfahrung des Bergsteigers ab. Vorsicht sei immer geboten. Grundsätzlich liegt die Verantwortung bei Unfällen fast immer beim Kletterer selber. Haftung gegenüber Dritten gibt es selten.
Klettern ist relativ sicher, wenn Routenplanung, eigenes Können und die richtige Einschätzung der Lage abgewägt werden, aber ein Restrisiko kann nie ganz ausgeschlossen werden, so Greussing.
Tödliche Kletterunfälle
Von Mai bis Ende August gab es insgesamt sieben Todesfälle. Damit liege 2019 im Schnitt der vergangenen Jahre. Alle tödlich Verunglückten waren deutsche Staatsbürger. Eine Erklärung hat die Bergrettung dafür nicht. Bertram Klehenz von der Vorarlberger Bergrettung geht eher davon aus, dass es sich um einen Zufall handelt.
Zugenommen haben dagegen Unfälle mit erschöpften Personen. Viel passiert sei auch in den Klettersteigen: Viele Kletterer würden sich überschätzen und trotz mangelhafter Kondition und Erfahrung ins Gebirge gehen. Immerhin hätten die meisten Alpinsportler heute ein Handy dabei, was die Arbeit der Rettungskräfte erheblich erleichtere, so Klehenz.