Vorarlberger Landhaus von außen
Maurice Shourot
Maurice Shourot
Politik

Landesverwaltung nunmehr „weiblich“

In der Landesverwaltung sind erstmals mehr Frauen als Männer beschäftigt. Der Anteil an weiblichen Führungskräften ist seit 2002 von vier auf 17 Prozent gestiegen. Diese Zahlen gab die Landesregierung am Dienstag im Zusammenhang mit einem überarbeiteten „Aktionsplan für Gleichstellung von Frauen und Männern“ bekannt.

Das Land Vorarlberg als Arbeitgeber gehe bei der Gleichstellung mit gutem Beispiel voran: Mit Stichtag 31. Dezember 2018 waren insgesamt 913 Männer und 924 Frauen beschäftigt, der Anteil weiblicher Bediensteter ist damit auf 50,3 Prozent gestiegen. Der Anteil an den Expertinnen innerhalb der Landesverwaltung ist seit 2002 von 25 auf 47 Prozent gestiegen, der Frauenanteil in Sachbearbeitungsfunktionen von 30 auf 49 Prozent.

Im Zuge von Nach- und Neubesetzungen in Aufsichtsräten und Beiräten von Unternehmen, an denen das Land mehrheitlich beteiligt ist, war vom Vorarlberger Landtag 2008 ein Frauenanteil von 25 Prozent als vorläufiges Ziel definiert. Dieses Ziel sei 2018 mit 27,7 Prozent übertroffen worden. Bei den vom Land entsendeten Mitgliedern betrug der Frauenanteil sogar 37 Prozent.

Neuer Aktionsplan

Die erste Auflage des Regionalen Aktionsplans für die Gleichstellung von Frauen und Männern (RAP) stammt aus dem Jahr 2009, 2013 wurde er erstmals überarbeitet. Jetzt hat die Landesregierung den Plan für die Jahre 2019 bis 2023 überarbeitet. Angedacht sind konkrete Maßnahmen in den Bereichen Ausbildung, Erwerbsarbeit, Partizipation sowie Hausarbeit und Kinderbetreuung. Stärker als bisher soll die Gleichstellung der Geschlechter als Querschnittsaufgabe herausgearbeitet werden.

Aktionsplan für Gleichstellung

Nirgends in Österreich ist der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen so groß wie in Vorarlberg. Das Land hat jetzt den Aktionsplan für Gleichstellung neu überarbeitet.

Umgesetzt werden die Maßnahmen mit 18 Projektpartnern aus Wirtschaft und Gesellschaft. Tanja Kopf, Frauenreferentin im Amt der Vorarlberger Landesregierung, sprach diesbezüglich von einem „Bohren harter Bretter“. Die Ziele seien zwar dieselben, sie hoffe aber auf eine andere Herangehensweise. Unter anderem bieten der Verein Femail, das AMS und der Verein Amazone in Vorarlberg Beratungen an und organisieren unterschiedlichste Workshops und Veranstaltungen.

Wiesflecker: Situation teilweise „unbefriedigend“

Der Fortschritt bei der Gleichberechtigung von Frauen wird innerhalb des RAP anhand von 30 Indikatoren regelmäßig überprüft. Die letzte Auswertung der Gleichstellungsindikatoren im Jahr 2018 habe gezeigt, dass „in wesentlichen Bereichen die Lage nach wie vor unbefriedigend“ ist, sagte Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) bei der Präsentation des neuen Plans am Dienstag.

Sie verwies unter anderem auf die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der selbstständig erwerbstätigen Frauen Teilzeit arbeiten – bei Männern liegt diese Quote bei lediglich 7,7 Prozent. Gleichzeitig leisten Frauen immer noch zwei Drittel der Hausarbeit und Kinderbetreuung. Weitere Zahlen: Frauen stellen rund 63 Prozent der Hilfskräfte, Männer 70 Prozent der Führungskräfte. Frauen verdienen in Vollzeit durchschnittlich 20.000 Euro im Jahr, Männer 39.000 Euro.

NEOS will Rechtsanspruch auf Kinderbetreuungsplatz

Kritik kam umgehend von NEOS-Landessprecherin Sabine Scheffknecht. In Vorarlberg gebe es nach wie vor die größten Gehaltsunterschiede und die größten Unterschiede bei den Pensionen: „Daran gibt es auch nichts schönzureden.“ Die schwarz-grüne Landesregierung reagiere „zu langsam auf modernes Familienleben“. Scheffknecht fordert unter anderem einen Rechtsanspruch auf einen qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Geburtstag eines Kindes.