Ein verschimmeltes Fenster in der Wohnung der Familie Mohammed in Hohenems
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CHRONIK

Streit um verschimmelte Wohnung

Seit Monaten muss eine Familie in Hohenems in einer völlig verschimmelten Wohnung hausen, weil sich keine neue Bleibe finden lässt. Die zuständige Sozialarbeiterin verlangt von der Stadt eine Notwohnung, auch die Baupolizei wurde eingeschaltet.

Ein Lokalaugenschein zeigt, dass alle Zimmer der Wohnung von Schimmel befallen sind. In ihrer 30-jährigen Tätigkeit als Sozialarbeiterin habe sie so eine Wohnung noch nie gesehen, sagt Rosi Flatz. In den Schlafzimmern könne seit Monaten niemand mehr übernachten, die fünf-köpfige Familie müsse im Wohnzimmer schlafen, weil das noch am wenigsten belastet ist. Hier lebt die Familie quasi Tag und Nacht, zum Schlafen werden Matratzen hergerichtet.

Eine verschimmelte Zimmer-Ecke in der befallenen Wohnung in Hohenems
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Fast alle Ecken der Wohnung sind von Schimmelpilzen befallen

Wurde der Schimmel vor dem Einzug nur übermalt?

Die Mohameds sind aus dem Irak geflüchtet, seit 2017 haben sie Asylstatus und wohnen in dem Haus in Hohenems, das einer 85-jährigen Pensionistin gehört. „Als wir im Oktober eingezogen sind, gab es keinen Schimmel, doch schon im Winter darauf kam er überall hervor“, berichtet Familienvater Saif Mohamed. Die Sozialarbeiterin vermutet, dass die Wohnung vor dem Einzug einfach übermalt wurde, um so den Schimmel zu verdecken.

Zustände für schwangere Mutter unzumutbar

Besondere Brisanz bekommt der Fall, weil die Mutter erneut schwanger ist. Die Mohameds haben große Angst, dass ihr Baby krank werden könnte von dem Schimmmel. Ein Schreiben des Hausarztes bestägtigt die Dringlichkeit. Darin heißt es: „In gesundheitlicher Hinsicht ist es für die Familie sehr wichtig, dass sie möglichst schnell eine neue Wohnung bekommen.“

Streit um Schimmelwohnung in Hohenems

Schimmel an allen Ecken und Enden der Wohnung, ein ärztliches Attest, das einen dringenden Auszug empfielt, doch es findet sich keine neue Bleibe. Die vierköpfige Familie Mohamed aus Hohenems ist verzweifelt, erwartet die Mutter in diesen Tagen auch noch ein Baby.

Doch seit Monaten lässt sich keine neue Bleibe finden. Vor drei Monaten sei jemand von der Gemeinde bei ihnen gewesen, so der Vater. „Sie haben Fotos gemacht und Notizen. Aber sie haben uns keine große Hoffnungen gemacht.“ Im Rathaus Hohenems ist der Fall bekannt, vom Bürgermeister gibt es dazu jedoch kein Interview. Nur so viel: Die Baupolizei werde sich das Haus nun genauer anschauen.

Stadt hat noch keine Lösung

Stellung bezieht der Leiter des Wohnungs- und Sozialamtes, Egon Berchtold: „Das ist eine ganz schlechte Wohnung. Bisher konnten wir aber noch keine Lösung für die Familie finden.“ Die Stadt habe nur zwei Notwohnungen, eine müsse man für Katastrophen frei halten und in der anderen habe man bereits einen ähnlich gelagerten Fall einquartieren müssen, so Berchtold.

Bei 400 Wohnungswerbern in Hohenems müsse man nun eben warten, bis eine gemeinnützige Wohnung frei werde. Allerdings habe man die Dringlichkeit erkannt und versuche, den Fall zu priorisieren. Da die fünf-köpfige Familie inzwischen auch mit einer Drei-Zimmer-Wohnung zufrieden wäre, habe man Hoffnung, dass sich bis Herbst eine Lösung finden lasse, so der Wohnungsamtsleiter.