Wissenschafterin betrachtet Gesteinswand in Hohenems
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Wissenschaft

Wissenschafter entdecken archäologische Schätze

Vorarlbergs Geologie birgt für Archäologen wahre Schätze – etwa weltweit einzigartige Korallen. Eine Abordnung der Paläontologischen Gesellschaft Österreichs hat kürzlich absolute Raritäten in und um den Steinbruch Hohenems zu sehen bekommen.

Der Steinbruch in Hohenems ist für die Wissenschaftler eine regelrechte Offenbarung: Millionen von Jahren an Erdgeschichte sind hier offengelegt. „Die Geologie führt halt auch dazu, dass man die Vergangenheit versteht“, erläutert Iris Feichtinger vom Naturhistorischen Museum Wien den Reiz ihrer Arbeit. „Und nur wenn man die Vergangenheit versteht, versteht man, was jetzt im Moment passiert.“

Archäologische Juwelen

Der Steinbruch in Hohenems und Steinvorkommen in Dornbirn-Haslach eröffnen ungeahnte Blicke in die Erdgeschichte.

Einblick in die Erdgeschichte

Ganz in der Nähe des Steinbruchs liegt eine weitere interessante Stelle, die die Paläontologen genau unter die Lupe nehmen. Alle Funde zusammen lassen Rückschlüsse auf die Erdgeschichte zu. Ein radikaler Klimawandel hat am Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren stattgefunden. Damals, wird vermutet, hat ein Meteoriteneinschlag das Ende der Dinosaurier eingeleitet.

Großaufnahme vom Steinbruch in Hohenems
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Der Steinbruch in Hohenems ist eine Fundgrube für die Wissenschafter

Ganz konkret kann man das an einer unscheinbaren grünlichen Sandsteinschicht ablesen. Ihre Ablagerung ist ganz anders, der Stein viel schwerer und dichter als beim übrigen Kalkgestein rundherum. Die Schicht sei „extrem stark kondensiert“, sagt Georg Friebe von der inatura Dornbirn. „Das heißt, da stecken in ungefähr einem halben Meter mindestens fünf Millionen Jahre drinnen. Aber eher mehr.“

60 Millionen Jahre in einem Steinbruch

Eine unscheinbare Versteinerung von Einzellern spricht für die Wissenschafter Bände. Über 60 Millionen Jahre würden in Hohenems in einem Steinbruch zusammenkommen, sagt Biodiversitätsbeauftragter Kristof Veitschegger. Ein Großteil der Zeit sei die Region ein Urmeer gewesen.

Hand mit Steinpickel an Gesteinswand in Hohenems
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Auf kleinsten Raum können die Wissenschafter Einblick in die Erdgeschichte nehmen

Konkret verweist er auf Nummuliten, die sich an Wänden oberhalb des Steinbruchs befinden und zur Gruppe der Foraminiferen gehören. Sie bilden spezifische Kammern. „Das Interessante an Foraminiferen ist, dass man – durch ihr weltweites Vorkommen – mit ihnen geologische Schichten vergleichen und so weltweit Karten erstellen kann, wie der Globus damals ausgesehen hat.“

Berg „auf dem Kopf“

Viele Jahrzehnte der Forschung brauchte es, bis klar war, dass der Berg im Steinbruch Hohenems quasi auf dem Kopf steht: Oben sind die alten, unten die jungen Gesteinsschichten. Verursacht wurde das durch die Afrikanische Platte, die sich unter die Europäische Platte geschoben hat und die Umwälzung verursachte.