Eine Zecke krabbelt über den Arm einer Person.
apa/Patrick Pleul
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GESUNDHEIT

Zeckenbisse: „Borreliose, das Chamäleon“

Je heißer der Sommer, desto höher das Risiko, von Zecken gebissen und mit Krankheitserregern infiziert zu werden. Viel häufiger als die potentiell lebensgefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) tritt dabei die mitunter folgenschwere Borreliose auf – doch es fehlt an genauen Daten. Experten wünschen sich daher mehr Aufklärung.

Zeckenbisse: „Borreliose, das Chamäleon“

Je heißer der Sommer, desto höher das Risiko, von Zecken gebissen und mit Krankheitserregern infiziert zu werden. Viel häufiger als die potentiell lebensgefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) tritt dabei die mitunter folgenschwere Borreliose auf.

Während die FSME-Fälle in Vorarlberg meldepflichtig und gut dokumentiert sind (2018 waren drei Personen daran erkrankt), gibt es zur wesentlich häufiger übertragenen Borreliose nur Schätzungen. Bemerkbar macht sich die Infektion durch eine Rötung auf der Haut nach einem Zeckenbiss. Aber nicht jede unbhandelte Infektion führt auch zu einer ernsthaften Erkrankung, sagt sagt Nina Häring von der Abteilung für Dermatologie am Landeskrankenhaus Feldkirch: „Es gibt auch immer wieder Patienten, die so eine Haut-Borreliose haben und keine weiteren Stadien entwickeln.“

Nur von Experten erkennbar

Wenn eine Borreliose nicht behandelt werde und es zu weiteren Stadien komme, könne es neurologische Probleme geben, so Häring. Es komme aber z.B. auch erst nach Monaten bis Jahren zu eingesunkenen Hautstellen. Laut Häring könne eine Borreliose-Erkrankung im Frühstadium nur von Experten erkannt werden. Eine Meldepflicht – wie bei FSME – würde aus Sicht der Ärztin dazu führen, dass Borreliose eher zu oft diagnostiziert werde.

Auf einem Grashalm sitzt eine Zecke.
apa/Patrick Pleul

Bis zu 3.000 Infektionen im Jahr

Die Hautmedizinerin geht davon aus, dass in Vorarlberg pro Jahr rund 800 Menschen an Borreliose erkranken. Andere Ärzte sprechen hingegen von bis zu 3.000 Fällen, zumal jede dritte Zecke in Vorarlberg Borrelien in sich trägt – der Spitzenwert unter den Bundesländern.

Hautärztin: Keine Panik machen!

Dermatologin Häring fordert bessere und leichter zugängliche Informationen für die Bevölkerung: „Das Internet ist übersät mit Informationen zu Borreliose, die für Nicht-Fachleute nur schwierig zu filtern sind. Man hat das Gefühl, dass fast eine Borreliose-Panik umgeht.“ Sie glaube, dass die Information gefilterter an die Patienten gebracht werden sollte, damit nicht so viel Verunsicherung enstehe.

LR Bernhard: Borreliose ist ein Chamäleon

Gesundheits-Landesrat Christian Bernhard stimmt Häring zu. Er wünsche sich mehr Forschung in Sachen Borreliose, da diesem Thema in der Vergangenheit zuwenig Aufmerksamkeit geschenkt worden sei. Eine Meldepflicht wäre aus seiner Sicht zwar ein guter Vorschlag, aber in der Praxis wohl nur schwer umzusetzen, so Bernhard. Denn der Verlauf bei einer Borreliose-Erkrankung sei nicht immer eindeutig und identisch. Bernhard spricht in diesem Zusammenhang von einem „Chamäleon“.

Vielfältige Verläufe und Auswirkungen

Borreliose kann höchst unterschiedlich verlaufen. Es gibt verschiedene Stadien mit einem breiten Spektrum von Erscheinungsformen und Symptomen. Borreliose kann unterschiedliche Organe betreffen wie z.B. Haut, Gelenke, Herz, Augen oder Nervensystem. Eine akute Borreliose mit Hauterscheinungen und grippeähnlichen Symptomen kann bereits nach wenigen Tagen auftreten, aber auch erst nach einigen Wochen. Andere Formen, die sich z.B. auf das Nervensystem auswirken, treten mitunter erst nach Monaten auf.

Im Gegensatz zu FSME handelt es sich bei Borrelien nicht um Viren, sondern um Bakterien. Deswegen gibt es auch nur gegen FSME einen Impfschutz; eine Borreliose kann hingegen nur mit Antibiotika behandelt werden.