Chronik

Gerichtsdolmetscher fordern mehr Geld

Die Gerichtsdolmetscher sind mit ihren Arbeitsbedingungen unzufrieden. Der Arbeitsaufwand sei in den vergangenen Jahren mehr geworden, die Bezahlung aber nicht. Mit einem Protest-Tag wollen die Dolmetscher jetzt auf ihre Anliegen aufmerksam machen.

In Vorarlberg gibt es 25 beeidete und zertifizierte Gerichtsdolmetscher. Am 17. September müssen die Gerichte im Land – wie auch in ganz Österreich – ohne diese Übersetzer auskommen. Von einem Streik will der bundesweite Dachverband der Gerichtsdolmetscher jedoch nicht sprechen. Es werde nur die Arbeit niedergelegt. Und das aus gutem Grund, sagt Vorstandsmitglied Almir Zundja. Die Bezahlung sei sehr schlecht. „Wir bekommen in der Stunde – vor Steuern – ca. 25 Euro. Angemessen wäre ein Vielfaches. Auf dem freien Markt bekomme man für die Stunde 100 Euro aufwärts.“

Durchschnittsalter liegt bei 62 Jahren

Laut Zundja gibt es bei den Gerichtsdolmetschern zudem Nachwuchsprobleme. In Vorarlberg liege das Durchschnittsalter bei 62 Jahren. Aufgrund der schlechten Bezahlung würden sich viele junge Dolmetscher gegen die Arbeit am Gericht entscheiden. Dabei steigt dort der Bedarf nach Übersetzern – vor allem was Sprachen aus dem arabischen Raum angeht. Die Gerichte können zwar auch auf nicht speziell ausgebildete Dolmetscher zurückgreifen. Das kann aus Sicht von Almir Zundja aber nach hinten losgehen. Das Risiko ist, dass Prozesse wiederholt werden müssen, wenn man auf unqualifizierte Kollegen zurückgreifen müsse.

Am Landesgericht Feldkirch wird der angekündigte Protesttag entspannt aufgenommen. Laut Gerichtssprecher Norbert Stütler werden derzeit noch keine Prozesstermine verschoben. Sollte es zu Absagen kommen, werde das kurzfristig geschehen. Stütler sagt auch, dass es in Vorarlberg generell genug Gerichtsdolmetscher gibt. Im Osten Österreichs sei die Situation dramatischer.

Arbeit wird am 17. September niedergelegt

Um auf ihre anhaltend schlechte Bezahlung aufmerksam zu machen, legen die Gerichtsdolmetscherinnen und -dolmetscher am 17. September die Arbeit nieder. Damit können an diesem Tag bundesweit keine Verhandlungen stattfinden, an denen die Beteiligung von Gerichtsdolmetschern erforderlich wäre.

„Wir fordern gerechte Bezahlung für kompetente Leistung“, sagte Elisabeth Prantner-Hüttinger, Mediensprecherin des Österreichischen Verbands der Allgemein Beeideten und Gerichtlich Zertifizierten Dolmetscher. Die Arbeit der Sprachmittler wird in den meisten Fällen nach den Sätzen des Gebührenanspruchsgesetzes honoriert.

Seit 2007 hat es allerdings keine Indexanpassung mehr gegeben, was laut Dolmetscherverband aufgrund der Inflation für die Betroffenen einen Einkommensverlust von 22,5 Prozent bewirkt habe. Die Diskrepanz zwischen gesetzlichem Tarif und allgemeiner Marktlage betrage ein Viertel. Für ihre Arbeit für Gerichte und Staatsanwaltschaften erhalten die Übersetzer rund 25 Euro, die noch zu versteuern sind.

Kaum Nachwuchs zu finden

„Dass bei einer derartigen Entlohnung kaum mehr Nachwuchs zu finden ist, versteht sich von selbst“, so Andrea Bernardi, die Präsidentin des Verbands, vor Kurzem in einer Presseerklärung. Die Anzahl der zertifizierten Gerichtsdolmetscher hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf 700 halbiert.

Für die Justizbehörden wird es folglich immer schwieriger, geeignete Dolmetscher für ihre Verhandlungen zu finden. Die Richtervereinigung unterstützt daher deren Forderungen nach marktgerechter Entlohnung, vereinfachten Regeln bei der Honorarabwicklung und Erleichterungen beim Verwaltungsaufwand.