SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner im Gespräch
APA/SOS-KINDERDORF
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Chronik

Hermann Gmeiner wäre 100 Jahre alt

Er hat die Welt verändert – und jedenfalls ein Stück besser gemacht: Der Vorarlberger Bauernsohn Hermann Gmeiner, der mit seinem SOS-Kinderdorf ein Lebenswerk schuf, das bis heute Bestand hat. Am Sonntag wäre er 100 Jahre alt geworden.

„Alles Große in unserer Welt geschieht nur, weil jemand mehr tut, als er muss“ – Diesen, seinen Spruch hat Hermann Gmeiner wahrlich mit Leben erfüllt. Er hat weit mehr getan, als er musste, und Großes geschaffen.

100 Jahre Hermann Gmeiner

Der Begründer der SOS-Kinderdürfer wäre am 23. Juli 100 Jahre alt geworden.

Zwei Jugendwohngruppen in Vorarlberg

Gmeiner Geist lebe und wirke aber auch 70 Jahre nach der Gründung der SOS-Kinderdörfer spürbar fort, sagt SOS-Kinderdorf-Sprecher Viktor Trager. In Vorarlberg werden zwei Jugendwohngruppen für jeweils zehn Jugendliche betrieben und seit einigen Jahren steckt das SOS-Kinderdorf auch hinter „Rat auf Draht“, der Telefon-Hotline für Jugendliche.

Rund 600.000 weltweit betreute Kinder sind Zeugnis von Gmeiners Lebensleistung.

In 135 Ländern ist SOS-Kinderdorf mit 572 Kinderdörfern vertreten – sowie mit weiteren Sozialzentren und mehr als 2.000 Hilfsprojekten und -programmen. Die Organisation, die weiterhin ihren Hauptsitz in Innsbruck hat, bietet etwa Kindergärten, Schulen, Jugend- und Ausbildungseinrichtungen oder medizinische Stationen an. Laut eigenen Angaben gibt man somit weltweit 90.000 jungen Menschen ein Zuhause, rund 500.000 profitieren von Programmen zur Stabilisierung und Stärkung von Familien.

SOS-Kinderdorf-Pressesprecher über Hermann Gmeiner und SOS-Kinderdorf

Anlässlich des 100. Geburtstages von Hermann Gmeiner, dem Gründer der SOS-Kinderdörfer, ist Viktor Trager, Pressesprecher SOS-Kinderdorf, zu Gast in „Vorarlberg heute“.

Mit fünf Jahren die Mutter verloren

Hermann Gmeiner wurde am 23. Juni 1919 im Vorarlberger Alberschwende als eines von neun Kindern einer Bauernfamilie geboren. Die Mutter starb, als er fünf war. Von da an sorgte seine älteste Schwester Elsa für die Kinder und lebte ihm vor, was später zum Mittelpunkt seiner SOS-Kinderdorf-Idee wurde: den Beruf der SOS-Kinderdorf-Mutter.

SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner mit drei Kindern
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Hermann Gmeiner wäre am 23. Juni 100 Jahre alt geworden

Nach der Volksschule besuchte Gmeiner das Gymnasium in Feldkirch und musste 1940 noch vor der Reifeprüfung zur deutschen Wehrmacht. Nach dem Krieg holte er die Matura nach und begann 1946 in Innsbruck mit dem Medizinstudium. Er wollte Kinderarzt werden. In dieser Zeit wirkte er aktiv in der Jugendarbeit mit und lernte die große Not vieler Kinder und Jugendlicher kennen, die nach dem Krieg niemand mehr hatten und auf sich allein gestellt waren.

Weltweite Verbreitung

1949 gründete Gmeiner mit knapp 30 Jahren schließlich den Verein Societas Socialis (SOS), der später in SOS-Kinderdorf umbenannt wurde. Er wollte betreute Einrichtungen mit einem Umfeld schaffen, das dem einer leiblichen Familie möglichst nahekommt. Eine zentrale Bedeutung hat dabei die SOS-Mutter als konstante Bezugsperson. Im selben Jahr wurde der Grundstein für das erste Familienhaus in Imst gelegt. Am 24. Dezember 1950 zogen die ersten fünf Waisenkinder mit ihrer SOS-Mutter ein.

In den 1960er-Jahren verbreitet sich die SOS-Kinderdorf-Idee auch außerhalb von Europa in Asien und Lateinamerika. Das erste SOS-Kinderdorf in diesem Raum errichtet man 1964 in Quito in Ecuador. 1971 folgt schließlich das erste Kinderdorf in Afrika. „Die Mutter, die Geschwister, das Haus und das Dorf“, so einfach beschrieb Gmeiner einmal die Grundbedürfnisse und die Grundrechte eines jeden Kindes. Sie haben bis heute Bestand. Ihnen hat sich SOS-Kinderdorf bis heute verschrieben.

„Helfen und Lieben“

Als Gmeiner am 26. April 1986 in Innsbruck an Krebs starb, gab es weltweit schon mehr als 1.000 SOS-Kinderdorf-Projekte in über 100 Ländern. Nach seinem Tod übernahm Helmut Kutin die Leitung des privaten Sozialwerks. Gmeiner selbst hatte den gebürtigen Südtiroler, der im SOS-Kinderdorf Imst aufgewachsen war, als Nachfolger gewählt. Im Jahr 2012 übergab Kutin schließlich die Präsidentschaft an Siddhartha Kaul, der bis dahin für die Kinderdorf-Agenden in Asien zuständig war.

SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner
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„Helfen und Lieben ist der reinste Ausdruck menschlicher Vernunft“, sagte Gmeiner einmal

„Helfen und Lieben ist der reinste Ausdruck menschlicher Vernunft“, sagte Hermann Gmeiner einmal. Er hat im Übermaß geholfen und geliebt.

Alle Informationen zum Preisjassen finden sich auf der Homepage des Musikvereins Alberschwende.

Bregenzerwälder feiern mit Preisjassen

Die Bewohner von Gmeiners Heimatgemeinde Alberschwende und mit ihnen der gesamte Bregenzerwald feiern den runden Geburtstag mit einem Preisjassen. Dabei handelt es sich um eine Wettbewerbsform des traditionellen Kartenspiels Jassen: Wer eine bestimmte Stichzahl erreicht bzw. ihr am nächsten kommt, gewinnt den Hauptpreis. Bei einem Einsatz von vier Euro pro Spieler rechnen Benjamin Bereuter und Andreas Sutterlüti, am Ende rund 8.000 Euro an SOS-Kinderdorf übergeben zu können.

Die beiden jungen Musiker sind die Festobleute des 52. Bregenzerwälder Bezirksmusikfestes, das vom 27. bis 30. Juni in Alberschwende stattfindet und in dessen Rahmen das Preisjassens seinen Höhepunkt erreicht. Gespielt werden kann jedoch bereits seit Mai in vielen Gasthäusern der Region oder privat.