Wissenschaft

„Austro-Nobelpreis“ geht an Ther

Der Wittgenstein-Preis – auch „Austro-Nobelpreis“ genannt – geht heuer an zwei Forscher der Uni Wien. Einer der beiden ist der im Kleinwalsertal geborene Historiker Philipp Ther.

Philipp Ther (52) ist seit 2010 Professor für Geschichte Ostmitteleuropas an der Universität Wien und in diesem Studienjahr als Gastprofessor bzw. mit einem Freisemester an der New York University tätig. In den vergangenen Jahren wurde er mit seinen Büchern auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Sein 2014 erschienenes Buch „Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europa“ wurde 2015 mit dem Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Die Geschichte Europas als eine Geschichte massenhafter Fluchtvorgänge beschreibt er in seinem 2017 erschienenen Buch „Die Außenseiter. Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa“ (beide Suhrkamp).

Der Wittgenstein Preisträger 2019 Historiker Philipp Ther
APA/HERBERT NEUBAUER
Historiker Ther wurde durch seine Bücher auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt

Ther ist gerade dabei, sein nächstes Buch fertigzustellen, das im Herbst wieder bei Suhrkamp erscheint. „Das andere Ende der Geschichte. Die große Transformation“ lautet der Titel, und es wird sich der Frage widmen, „warum die Geschichte ganz anders geendet hat, als 1989 erwartet wurde“, sagt der im Vorarlberger Kleinwalsertal geborene Historiker, der die deutsche und österreichische Staatsbürgerschaft hat, im Gespräch mit der APA. Habe man damals angenommen, alles ende in der Marktwirtschaft und in der liberalen Demokratie, „sind wir nun mit einer Renaissance des Nationalismus und mit Illiberalismus konfrontiert“.

Mit dem Wittgenstein-Preis will er vor allem den von ihm aufgebauten Research Cluster for East Central Europe and the History of Transformations (RECET) ausbauen. Mit einem Team junger Wissenschaftler will er sich dort dem Thema Wirtschaftsreformen und ihren sozialen Folgen widmen, die von steigender sozialer und regionaler Ungleichheit bis hin zum Phänomen der Arbeitsmigration sehr weitreichend seien. Ther hat dabei nicht nur die Transformationen in Osteuropa im Fokus, sondern plant auch, global zu vergleichen, etwa die Entwicklung in postsozialistischen Ländern wie China und Vietnam, aber auch Westeuropa. „Denn die postkommunistische Transformation hat ja Westeuropa ko-transformiert.“

Zweiter Preisträger ist Michael Wagner

Der zweite Preisträger ist Michael Wagner. Der 53-Jährige ist seit 2003 Professor für Mikrobielle Ökologie an der Uni Wien. Der gebürtige Bayer zählt zu den meistzitierten Wissenschaftlern Österreichs und den weltweit führenden Forschern bei der Untersuchung von Mikroorganismengemeinschaften (Mikrobiomen), die von entscheidender Bedeutung für das Leben und die Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen sind.

Der Wittgenstein Preisträger 2019 Mikrobiologe Michael Wagner
APA/HERBERT NEUBAUER
Mikrobiologe Michael Wagner

Höchster Wissenschaftsförderpreis in Österreich

Der Wissenschaftsfonds FWF verlieh die Auszeichnung am Montagabend in Wien. Sie ist mit jeweils 1,5 Mio. Euro dotiert und der höchste Wissenschaftsförderpreis in Österreich. Gleichzeitig erhielten sechs Nachwuchsforscher die mit jeweils rund 1,2 Mio. Euro dotierten Start-Preise.