ORF Vorarlberg: Gärtnern erfolgt oft nach dem Motto Versuch und Irrtum. Grenzen werden dabei ausgelotet und man probiert gerne Neues und auch manchmal exotisches aus. Kennst du solche Beispiele?
Rammel: Ja, die kennt jeder Gärtner. Pflanzenfreunde sehen was im Urlaub und versuchen einfach, die Pflanzen im eigenen Garten anzusiedeln. Auch Fachfirmen präsentieren immer wieder neue Obst-Arten. Wer hätte vor 50 Jahren gedacht, dass Feigen im Land so gut wachsen, oder Minikiwi? In den Tallagen ist das heute dank der höheren Temperaturen kein Problem. Auch wenn bei extremer Winterkälte ein bodenebenes Zurückfrieren immer möglich ist.
Sendungshinweis
Gartentipp bei ORF Radio Vorarlberg, 8. September 2023
ORF Vorarlberg: Welche Pflanzen sind denn noch in den letzten Jahren in unseren Gärten angekommen?
Rammel: Eine spannende Obstart sind Maulbeeren. Konkret die Schwarze Maulbeere. Sie kommt aus dem Weinbauklima des Orients. Sie lieben leichte, kalkhaltige Böden. Im Jugendstadium muss man sie gegen Fröste schützen. Danach etablieren sich die Pflanzen aber und bringen im Sommer wunderbare, brombeerartige Früchte mit gutem Geschmack hervor. Unsere Baumschulen bieten einige robuste Selektionen an, darunter auch hängende und sogar fruchtlose Sorten. Denn Maulbeerbäume werden auch ihrer glänzenden Blätter wegen gepflanzt. Und nicht überall sind die vielen herabfallenden Früchte gerne gesehen.
ORF Vorarlberg: Was gibt es noch?
Rammel: Im Bodenseeraum und an geschützten Lagen im Rheintal findet man in letzter Zeit immer öfters Kaki. Diese wärmeliebende Pflanze mit den großen, orangen Früchten stammt eigentlich aus China. Im Fruchthandel werden sie auch als Kakipflaume oder Sharon bezeichnet. Kaki kommt mit trockenem Wetter im Sommer bestens zurecht. Die Pflanzen fallen aber meist erst im Herbst durch die intensivgelbe Herbstfärbung und später vor allem durch ihre orangen Früchte auf, die wie Christbaumkugeln auf den kahlen Trieben hängen. Durch Frosteinwirkung verlieren sie ihren pelzigen Geschmack und sind dann angenehm im Geschmack, irgendwo zwischen Tomate und Marille angesiedelt. Kaki nicht zu stark düngen, sonst verlieren sie ihre Frostbeständigkeit, die bei älteren Pflanzen bis – 15 °C erreicht. Durch Einkreuzung wilder Typen sind auch robustere Sorten zu finden, allerdings mit unterschiedlicher Fruchtqualität.
ORF Vorarlberg: Das klingt ganz schön exotisch und sieht eigentlich ganz schräg aus mit den orangen Kugeln am Strauch. Was stellst du uns noch vor?
Rammel: Exotisch ist auch die Indianerbanane oder Pawpaw. Sie stammt aus Nordamerika und bringt uns große süße Früchte, die ein wenig nach Bananen oder Mango schmecken. Aber erst nach einigen Jahren. Indianerbananen entwickeln sich recht langsam und benötigen auch einen Befruchtungspartner. Sie blühen im Mai aus den Blattachseln mit purpurnen Glocken und haben so auch eine schöne Zierwirkung. Der Strauch wird etwa 3 – 4 Meter hoch, lässt sich aber gut in Form halten. Anfang Oktober gibt es dann große, bis zu 300 g schwere, Früchte mit grünlicher oder bläulicher Schale. Reif sind die Früchte, wenn die Schale fleckig wird. Gegessen wird das weiche Innere der Früchte. Sie lassen sich im Kühlschrank oder tiefgefroren lagern.
Indianerbananen lieben es etwas feuchter als Kaki. Sie braucht in der Jugend einen leichten Frostschutz. Nach ein paar Jahren verträgt sie aber Tiefsttemperaturen von – 25 Grad.
Generell ist für alle vorgestellten Pflanzen ein sonniger, warmer Platz im Garten ideal.