Ulrich Brand
Privat
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„Focus“

Überwindung der imperialen Lebensweise

„Focus“ beschäftigt sich dieses Mal mit der Frage, ob wir die Zeiten des Imperialismus nicht längst hinter uns gelassen haben. „Nein“, sagt Politikwissenschaftler Ulrich Brand in seinem Vortrag „Wie überwinden wir die imperiale Lebensweise“, der beim Montagsforum in Ravensburg aufgezeichnet wurde.

Brand zufolge halte die die Ausbeutung von Mensch und Natur nach wie vor an – und nehme in machen Staaten, etwa in China, sogar weiter Fahrt auf. Unsere Produktion und unser Konsum erfordern einen überproportionalen Zugriff auf Ressourcen, Arbeitskraft und Natur der restlichen Welt. Konkret gesagt: Wir leben auf Kosten anderer. Die Begriffe „Globaler Kapitalismus“ und „Imperialismus“ rücken insofern wieder näher zusammen.

Suche nach Auswegen aus der Konsumgesellschaft

Ulrich Brand ist Professor für internationale Politik und spezialisiert auf Fragen der kapitalistischen Globalisierung und der internationalen Umweltpolitik. Er bleibt nicht nur bei einer analytischen Kritik, sondern skizziert in seinem Vortrag Auswege aus der kapitalistischen Konsumgesellschaft und regt ein neues Woh== lstandmodell an, mit dem man der Klimakrise deutlich besser entgegentreten könne.

Sendungshinweis: „Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg, 23. Juli 2022, 13.00 bis 14.00 Uhr

Entwicklung eines solidarischen Lebensstils gefragt

Nur den Energiesektor und die Ressourcenbasis auf „grün“ umzustellen, die Wirtschaft zu ökologisieren, also eine ökologische Modernisierung des Kapitalismus, sei laut Professor Brand zu wenig. Er macht Vorschläge, wie man diese „imperialistische Lebensweise“ überwinden und sie zu einem solidarischen Lebensstil verändern kann.

Buchtipp:
„Imperiale Lebensweise – Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus“ (Ulrich Brand uund Markus Wissen), Oekom-Verlag

Brand fungiert dabei nicht als moralistischer Prediger. Es geht ihm auch nicht um Verzicht, Bescheidenheit oder Zurückhaltung, sondern um die Suche nach einem neuen Weg. Seiner Ansicht nach müsste man etwa viel mehr in jene Bereiche investieren, die allen zugutekommen kommen – nämlich in Bildung, Gesundheit und Pflege. Es braucht seiner Ansicht nach eine solidarische Gesellschaft, die mit der Wachstumslogik bricht.