Schnelllösliches Düngesalz
Harald Rammel
Harald Rammel
Gartentipp

Düngen ist jetzt wichtig

Nach zwei Monaten intensiven Wachstums und häufigen Gießens sind viele Pflanzen im Garten jetzt regelrecht ausgehungert. Gartenexperte Harald Rammel von der Landwirtschaftskammer Vorarlberg verrät im ORF Radio Vorarlberg Gartentipp, worauf Hobbygärtner dabei achten müssen.

ORF Vorarlberg: Es wächst im Garten wunderbar. Mancherorts hat man jedoch das Gefühl, dass die Pflanzen etwas kümmern. Was könnte da die Ursache sein?

Rammel: Das liegt am Nahrungsangebot der Pflanzen. Durch die heißen Tage wird viel gegossen. Das Wasser löst in der Erde gespeicherte Nährstoffe an, die dann von den Pflanzenwurzeln aufgenommen oder ausgewaschen werden. Nach zwei wüchsigen Monaten sind viele Düngespeicher in der Erde leer.

ORF Vorarlberg: Das heißt, die Pflanzen hungern?

Rammel: Ja. Menschen, Tiere und Pflanzen brauchen regelmäßig Nahrung, damit der Organismus funktioniert. Sind zu wenig Nährstoffe verfügbar, bzw. fehlt das Wasser als Transportmittel für die Aufnahme und den Transport in der Pflanze, leidet die Pflanze. Sie zeigt uns den Mangel durch Minderwuchs an.

Langzeitdünger
Harald Rammel
Langzeitdünger geben Nährstoffe in kleinen Mengen frei

ORF Vorarlberg: Woran erkenne ich, dass meine Pflanzen hungern?

Rammel: Eine helle Blattfarbe, oft nur an den unteren Blättern, ist ein Hinweis auf Stickstoffmangel. Stickstoff (N) ist für den Aufbau von Aminosäuren, das Blattgrün, diverse Phytohormone, und Eiweiß notwendig.

Kalium (K, K2O) dient der Geschmacksbildung und ist vor allem für den Wassertransport in der Pflanze wichtig. Erkennbar ist ein Kali-Mangel durch Aufhellungen von den Blatträndern her, am stärksten an den älteren Blättern. Die Blattadern bleiben dabei deutlich grüner.

Kalzium (Ca) sorgt für ein gutes Wurzelwerk und Stabilität der Pflanze. Fehlt Kalzium, bleiben Fruchtspitzen von Tomaten braun, oder Äpfel bekommen im inneren dunkle Flecken.

Eine Brennesseljauche
Harald Rammel
Eine Brennesseljauche lässt sich leicht selbst herstellen

Sendungshinweis: Gartentipp bei ORF Radio Vorarlberg, 24. Juni 2022

ORF Vorarlberg: Das klingt ja ganz schön kompliziert!

Rammel: Ist auch nicht ganz einfach. Profigärtner behelfen sich mit Bodenuntersuchungen und ergänzen die fehlenden Nährstoffe bedarfsgerecht. Darum wächst es dort auch meist prächtig.

Im Hausgarten ist man mit Mehrnährstoffdüngern gut beraten. Durch sie erhalten die Pflanzen einen angepassten Nährstoffmix. Tomatendünger für Tomaten, Beerendünger für Beeren, Moorbeetdünger für Heidelbeeren und Rhododendren, usw. Hält man sich an die Angaben auf den Verpackungen, ist eine Unter- oder Überversorgung auszuschließen.

Organische Flüssigdüngung mit Vinasse
Harald Rammel
Vinasse ist ein organischer Flüssigdünger

ORF Vorarlberg: Es herrscht bei manchen Menschen die Meinung vor, dass düngen schlecht ist…

Rammel: Nährstoffversorgung ist nie schlecht. Allerdings ist das richtige Maß entscheidend.

Wasserlösliche Düngesalze, landläufig als Kunstdünger bezeichnet, geben rasch viele Nährstoffe frei. Um Schäden durch Überdüngung zu vermeiden unbedingt die Verpackungsangaben beachten und generell nie trockene Pflanzen düngen. Immer zuerst Wässern, sonst kann es zu Verbrennungen der Wurzeln kommen.

Langzeitdünger geben Nährstoffe in kleinen Mengen frei. Sie sollten immer in den Boden eingearbeitet sein, da die Bodenfeuchte für die Nährstofffreisetzung benötigt wird.

Organische Düngemittel entstammen von Pflanzen (Vinasse, Melasse…) oder Tieren (Hornspäne, Schafwollpellets, Federn, Borsten, Kot). Sie werden erst von Mikroorganismen im Boden aufbereitet und brauchen daher länger, bis sie wirken.

Düngepellets im Boden
Harald Rammel
Düngepellets im Boden

ORF Vorarlberg: Kann man Dünger auch selbst herstellen?

Rammel: Kompost und Pflanzenjauchen kann jeder herstellen. Kompost enthält verschiedene Nährstoffe, allerdings zu wenig Stickstoff und Kali im Verhältnis zum enthaltenen Phosphor. Kompost ist eine ideale Grunddüngung, allerdings sollte man Stickstoff bedarfsgerecht ergänzen, z.B. mit Brennnesseljauche, Hornspänen, Schafwollpellets usw.
Für eine ausgewogene Pflanzenernährung braucht es zum Kompost in der Regel auch zusätzlich Kalium. Pflanzenjauchen von Beinwell, Löwenzahn aber auch Brennnesseln liefern diesen Nährstoff, auch Holzasche (ca. 50 g/m² und Jahr) oder Kaliumsulfat. Letzteres ist auch in vielen Mehrnährstoffdüngern für den Gemüsebau enthalten.

Komposterde
Harald Rammel
Komposterde ist eine ideale Grunddüngung, allerdings sollte man Stickstoff bedarfsgerecht ergänzen