Blattläuse an Melanzani
Harald Rammel
Harald Rammel
„Gartentipp“

Blattläuse und deren Bekämpfung

Zurzeit sind die lästigen kleinen Krabbler in Vorarlbergs Gärten wieder besonders stark vertreten: Im Frühsommer steigt die Blattlaus-Population rasant an. Gartenexperte Harald Rammel gibt im ORF Vorarlberg Gartentipp Rat, wie man die Pflanzensaft-Sauger loswird.

ORF Vorarlberg: Wohin man im Garten schaut sieht man jetzt Blattläuse. Überall krabbeln die kleinen Sauger herum. Warum sind die dieses Jahr so stark vertreten?

Harald Rammel: Es kommt jedes Jahr im Frühsommer zu einem Massenauftreten von Blattläusen. Die Tiere überwintern als Ei oder auch lebend, bringen dann Junge zur Welt, die sich nach wenigen Tagen wiederum vermehren. So steigt die Population rasant an.

ORF Vorarlberg: Warum sind Blattläuse eigentlich so ein Problem?

Harald Rammel: Sie saugen aus den Pflanzen den zuckerhaltigen Pflanzensaft. Durch ihren Speichel kommt es dabei zu Verkrüppelungen der jungen Pflanzenteile, manchmal rollen sich Blätter ein oder es werden Virosen übertragen. Aus dem Saft filtern die Läuse Eiweiß heraus, der süße Rest wird ausgeschieden. Auf diesem wachsen Rußpilze. Das mindert die Photosyntheseleistung der Pflanzen.

Sendungshinweis: Gartentipp bei ORF Radio Vorarlberg, 2. Juni 2022

ORF Vorarlberg: Gibt es natürlichen Gegenspieler gegen Läuse?

Harald Rammel: Es gibt viele Nützlingen gegen Blattläuse wie z.B. Marienkäfer, Schwebfliegen, Schlupfwespen, Gallmücken, Ohrenschlüpfer usw. – die brauchen aber zuerst Futter. Sie kommen daher etwa drei Wochen zeitversetzt in Gang. In den Gewächshäusern setzen wir Nützlinge vorbeugend aus. Im Hausgarten ist ein vielfältiges Blütenangebot wichtig, damit sich Nützlinge rasch entwickeln können. Einen Blühstreifen anlegen hilft, bzw. Mischpflanzungen usw.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Die Larve eines Marienkäfers mit Blattläusen
Harald Rammel
Die Larve eines Marienkäfers mit Blattläusen
Schlupfwespen und Gallmücken fressen Blattläuse
Harald Rammel
Schlupfwespen und Gallmücken fressen Blattläuse
Blattlauslöwe – eine Florfliegenlarve
Harald Rammel
Blattlauslöwe – eine Florfliegenlarve
Eine Blattauskolonie aus der Nähe
Harald Rammel
Eine Blattauskolonie aus der Nähe
Eine Schwebfliegenlarve
Harald Rammel
Eine Schwebfliegenlarve

ORF Vorarlberg: Kann man auch die Pflanzen selbst irgendwie schützen?

Harald Rammel: Man kann die Widerstandskraft der Pflanzen durch Pflanzenstärkung heben. Schachtelhalmextrakt beinhaltet Kieselsäure, Steinmehl enthält u.a. Silizium. Beides härtet die Blattoberfläche. Allgemein gilt, die Pflanzen nicht zu stark mit schnelllöslichen Düngern anzutreiben. Sie erhalten dadurch ein weiches Gewebe, was alle Blattsauger anlockt.

ORF Vorarlberg: Was kann man unternehmen, wenn die Pflanzen schon sehr stark befallen sind?

Harald Rammel: An kleinen Pflanzen kann man die Läuse zwischen den Fingern zerdrücken. Ein Wasserstrahl wäscht Läuse auch von den Pflanzen. Stark befallene Teile lassen sich durch Rückschnitt säubern.

  • Im Hausgarten hilft Knoblauch gegen Läuse. Eine zerdrückte Zehe pro Liter Wasser ansetzen, aufschütten und zwei Wochen bei Zimmertemperatur ziehen lassen, gibt ein gutes Sprühmittel. Das gibt es beim Gärtner auch fertig zu kaufen.
  • Ähnlich gut wirkt gärende Brennnesselbrühe (ein Kilo Brennnessel auf zehn Liter Wasser ansetzen, täglich umrühren, nach vier Tagen 1:50 verdünnt verwendbar).
  • Bekannt sind Rapsölpräparate. Sie verkleben die Läuse. Oder Schmierseife (200 Gramm / Liter Wasser verdünnen). Im Handel gibt es entsprechende Kaliseifenpräparate, die die Atemorgane von Läusen schädigen.
  • Neem-Öl ist ebenfalls ein biologisches Mittel gegen Läuse, das den Tieren die Atmungsorgane verstopft.

Alle Mittel am besten am Abend anwenden, damit sie möglichst lange auf die Tiere einwirken können.

ORF Vorarlberg: Kann man chemisch gegen Läuse vorgehen?

Harald Rammel: In Vorarlberg sind nur chemische Pflanzenschutzmittel zugelassen, die auch im Bio-Anbau erlaubt sind. Pyrethrine (Spruzit Schädlingsfrei) sind ein Beispiel dafür, der Rest hat Rapsöl, Fettsäuren und Kaliseife als Wirkstoff. Mit etwas Geduld stellt sich von selbst eine Nützlings-Population ein, die den Lausbestand in wenigen Tagen reduziert.