Hans-Peter Hutter
Heribert Corn
Heribert Corn
„Focus“

Der Klimawandel und seine Auswirkungen

Im Rahmen von „Umwelt im Gespräch“ in Bludenz hat Umweltmediziner Hans-Petter Hutter seinen Vortrag „Der Klimawandel und seine Auswirkungen“ gehalten. In der heutigen Focus-Sendung dreht sich daher alles um den Klimawandel, die Herausforderungen für die Medizin und die Veränderungen, die auf die Menschen zukommen werden.

Die Umwelt prägt uns und unsere Gesundheit. Intensiviere und längere Hitzeperioden im Zuge des Klimawandels haben Auswirkungen auf die Gesundheit. Die Medizin wird dabei vor große Herausforderungen gestellt: Besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen und Kinder sind durch Hitze gefährdet.

„Säuglinge werden da oft vergessen“, sagt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Universität Wien. Sie hätten aber noch kein so gut entwickeltes Kühlsytsem und ein höheres Risiko bei Hitze. „Letztendlich sind wir aber alle betroffen“, so Hutter, und es sei gut belegt, dass Hitzewellen zu einer vorzeitigen Sterblichkeit führen.

Luftqualität fordert die Medizin

Hinzu kommen Aufgaben an die Medizin wie Asthma und Atemwegserkrankungen wegen der Luftqualität oder Infektionskrankheiten bis hin zu psychischen Problemen, die durch den Klimawandel ausgelöst werden. Das, was wir jetzt in der Pandemie erleben, wo wir sehen würden, wie schnell das Gesundheitssystem an seine Grenzen gerät, sei laut Umweltmediziner Hutter nur ein „Vorgeschmack“ auf das, was da noch kommen kann.

Buchtipp:
Hans-Peter Hutter und Judith Langasch: „Sind wir noch zu retten? – Plastik, Feinstaub & Co – Was wir über Umwelteinflüsse und ihre Gesundheitsrisiken wissen sollten“, Orac Verlag

Was derzeit noch eher vergessen wird, seien die gesundheitlichen Langzeitfolgen von Wetterereignissen- nämlich aufgrund von Traumatisierungen, etwa wenn man durch einen Sturm beispielsweise sein zu Hause verliert.

Klimawandel als treibende Kraft für Migration

Umweltmediziner Hans-Peter Hutter ist auch davon überzeugt, dass der Klimawandel Migration hervorrufen wird, „Menschen werden flüchten“. Oder es müssen Orte, die mehrfach durch Naturereignisse – wie Überschwemmungen – betroffen sind, umgesiedelt werden. „In Deutschland wurde ein Dorf bereits umgesiedelt“, so Hutter.

Auch Bewohner von Inseln, die durch die Erderwärmung verschwinden werden, müssen woanders aufgenommen werden. Der Migrationsdruck wird sich laut Hutter erhöhen. Nicht zu vergessen sind dann auch hier psychische Folgen, die mit dem Heimat- und Kulturverlust einhergehen. Denn die Entwurzelung bringt Leid mit sich.

Trauer um die Umwelt

Es gebe auch eine „Umwelttrauer“, sagt Umweltmediziner Hutter, wenn man mit ansehen müsse, wie sich die Natur enttäuschend verändert. Diese vielen mentalen (Rand-)Probleme, die mit dem Klimawandel einhergehen, würden laut Hutter derzeit oft noch zu wenig beachtet.

Sendungshinweis: „Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg, 23. April 2022, 13.00 bis 14.00 Uhr

Veränderte Bedingungen für Land- und Forstwirtschaft

Auch zahlreiche andere Lebensbereiche sind vom Klimawandel betroffen: Land- und Forstwirtschaft müssen sich an die veränderten Bedingungen anpassen und der Verlust von Lebensräumen für viele Tier- und Pflanzenarten schreitet stetig voran.

Der Klimawandel verändert auch Fauna und Flora – das Leben der Insekten etwa. Exotische Mücken werden bei uns heimisch und beeinflussen so das Infektionsgeschehen. Wie fatal die Veränderung der Artenvielfalt, der Biodiversität, aber sein kann, hat uns ja bereits die Pandemie gezeigt, die ihren Ausgang durch Viren bei Fledermäusen genommen hat.

„Umweltschutz“ und „Anpassung“ als Zauberworte

Wie muss man also gegensteuern, wie kann man etwas gegen all diese skizzierten und prognostizierten katastrophalen Veränderungen tun? Die Zauberworte heißen „Umweltschutz“ und „Anpassung“:

  • Umweltschutz: alles, was den Ausstoß von Treibhausgasen verringert. Hutter nennt explizit auch die Reduktion des Fleischkonsums.
  • Anpassung: etwa, wie wir bauen, um gegen Wetterextreme und Hitze besser gewappnet zu sein.

Endlich etwas tun, darum geht es also. „Die Fakten liegen nämlich alle bereits auf dem Tisch – und die muss man ernst nehmen“, sagt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter.