Pflanzen gießen
Harald Rammel
Harald Rammel
Gartentipp

Wassermangel im Garten

Seit längerer Zeit hat es nicht mehr geregnet. Was bedeutet der Wassermangel für die Gärten? Garten-Experte Harald Rammel beantwortet die wichtigsten Fragen rund um dieses Thema.

Das schöne Wetter ist wunderbar für unsere Freizeitgestaltung, aber sehen das die Pflanzen im Garten auch so?

Rammel: Bis jetzt zeigt die Vegetation erst ein vorsichtiges Frühlingserwachen. Es ist zu trocken. Tief verwurzelte Pflanzen sind hier noch im Vorteil. Anders sieht es mit frisch gepflanzten Gewächsen aus: Sie benötigen jetzt unbedingt Wasser. Ein paar Regentage wären für die Natur ein Segen.

Was bewirkt das Wasser eigentlich in der Pflanze?

Rammel: Wasser wird über die Wurzeln aufgenommen und transportiert darin gelöste Nährstoffe in der Pflanze nach oben. Das strafft die Pflanze, liefert Wasser für die Photosynthese. Wasserstoff- und Sauerstoff-Atome sind wichtige Bestandteile im pflanzlichen Gewebe. Im Sommer kühlt Wasser auch.

Garten gießen
AMA-MarketingHlnak

Das heißt – ohne Wasser kein Wachstum?

Rammel: Ohne Wasser kein Wachstum und kein Leben. Das fängt schon beim Samenkorn an. Durch Wasser wird das Samenkorn aus der Keimruhe geweckt und zum Austrieb angeregt. Daher sollten Ansaaten von der Aussaat bis zum Auflaufen der jungen Pflanzen stets feucht gehalten werden. Auch frisch gepflanzte Setzlinge müssen erst in den Boden einwurzeln. Wasser sorgt hier zuerst für einen guten Bodenschluss und löst dann in weiterer Folge notwendige Nährstoffe im Boden an, die dann über die Wurzel in die Pflanze gelangen. Frisch gepflanzte Gewächse, aber auch bereits im Herbst gesetzte und noch nicht angewurzelte Pflanzen brauchen jetzt unbedingt Wasser. Erst wenn sie gut mit dem Boden verwurzelt sind, ist der Bedarf nicht mehr ganz so groß. Nicht zu vergessen alle Pflanzen in Töpfen und Trögen. Hier ist das Reservoire ohnehin sehr begrenzt. Sie brauchen daher besondere Aufmerksamkeit beim Gießen.

Wie gießt man eigentlich richtig?

Rammel: Das ist nicht so schwer. Die Pflanzen zeigen uns meist an, ob sie Wasser brauchen. Fehlt die Spannung im Gewebe, welken die Blätter. Jetzt ist es höchste Zeit. Entscheidend ist, dass die Wurzeln das Wasser brauchen. Blätter sollten nur nass werden, wenn sie am gleichen Tag wieder abtrocknen können. Besonders bei so langer Trockenheit ist es wichtig, dass der Wurzelballen kräftig durchfeuchtet wird. Nur oberflächliches Benetzen ist zu wenig. Kleine Topfpflanzen taucht man dazu mit dem Topfballen in einen Kübel mit Wasser, bis es zu blubbern aufhört. Tröge, Hochbeete usw. müssen mehrmals hintereinander mit kleinen Mengen gewässert werden. Völlig trockene Erde kann nur in Etappen befeuchtet werden. Das gilt besonders für völlig ausgetrocknete Torfballen. Zur Kontrolle ruhig in die Erde graben. Gartenbeete, Gemüse usw. brauchen rund 15 – 20 Liter pro Gießgang. Das sind 2 Eimer Wasser auf den Quadratmeter. Diese Menge bringe ich nur in den Boden, wenn ich sie in mehrere Teilgaben verabreiche, sodass die Feuchtigkeit von der Erde aufgesaugt wird.

Sendungshinweis: Gartentipp bei ORF Radio Vorarlberg, 25. März 2022

Kann man durch Bewässerungen diese Arbeit erleichtern?

Rammel: Ja natürlich. Es gibt Garten- und Landschaftsbaufirmen, die Bewässerungsanlagen für Tröge, Beet, Gehölze oder Rasenflächen anbieten. In der Regel wird dazu Dach- und Oberflächenwasser gesammelt, gefiltert und dann über Leitungen zu den Tropfern und Regnern verteilt. Im Hausgarten kann man Wasser selbst von Dächern in Fässern oder Teichen sammeln und es mit einer kleinen Tauchpumpe und Schläuchen zum Wässern nutzen. Regenwasser ist günstig und kalkfrei. Bei den zunehmenden Wetterextremen ist das auf jeden Fall eine Überlegung.