Dr. Martin Grassberger hat Medizin sowie Biologie studiert und ist Facharzt für Gerichtsmedizin. Er lehrt unter anderem an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und an der Medizinischen Fakultät der Sigmund Freud Universität in Wien. Er hält Vorlesungen zu den Themen Human- und Gesundheitsökologie, Evolutionäre Medizin, Forensische Medizin und Pathologie.
Bakterien sind unendlich wichtig
Wir werden blank geboren, das Ungeborene ist steril, ohne Bakterien. Die Bakterien besiedeln seinen Körper erst mit der Geburt. Je vielfältiger, desto besser, denn auch die Vielfalt der Bakterien im Darm machen widerstandsfähig gegen Krankheiten. „Eat dirt, esst Dreck!“, sagen manche Immunologen.
Grassberger erklärt in seinem Vortrag zwei Begriffe: Holobiont (Gesamtlebewesen) und Mikrobiom. In „Focus“ erfahren Sie, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt, wie die menschliche Gesundheit mit den Bakterien im Darm, unseren Nahrungsmitteln und der Art wie wir Landwirtschaft betreiben, zusammenhängt. Martin Grassberger beschäftigt sich vor allem mit der Flut an Bakterien, die unseren Darm besiedeln und unendlich wichtig sind.
Besiedelung der Bakterien beginnt bei Geburt
Wir bestehen aus über 30 Billionen Körperzellen, darunter befinden sich 200 verschiedene Typen. Wir beherbergen 39 Billionen Bakterien in und auf unserem Körper. Der Begriff Mikrobiom bezeichnet dabei die Gesamtheit der Mikroben, die den Menschen besiedeln.
Ein gesundes Darm-Mikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen in unserem Verdauungstrakt, bildet die Grundlage für unser allgemeines Wohlbefinden. Wenn wir das erste Mal das Fruchtwasser und die dort angesiedelten Bakterien unserer Mutter in den Mund bekommen, dann beginnt die Besiedelung.
Stress und falsche Ernährung schaden gesunder Darmflora
Wie kommen die guten Bakterien, die ein Neugeborenes braucht, darüber hinaus vom Körper der Mutter in den Körper des Neugeborenen? Genau kann das die Wissenschaft noch nicht erklären, nur vermuten, einen Schub bekommen die Babys über das Stillen. Antibiotika stören eine gesunde Darmflora. Bakterien im Darm scheinen notwendig zu sein, damit es uns gut geht. Wenn zu wenige vorhanden sind, können sich chronische Krankheiten entwickeln.
Sendungshinweis:
31. August 2021, 13.00 Uhr,
ORF Radio Vorarlberg
Stress, falsche Ernährung und anderes mehr schaden einer gesunden Darmflora. Es gibt Überlegungen die Darmbakterien der letzten Jäger und Sammler, der letzten erdverbunden lebenden Menschen auf der Welt gefriergetrocknet aufzubewahren, weil wir viele Bakterien nicht mehr haben und mehr Bakterien Vielfalt besser vor Krankheiten schützt. Wie kann man eine gesunde Darmflora fördern: Der Experte rät: ballaststoffreich essen, viele unterschiedliche Obst und Gemüsesorten genießen.
Büchertipp:
Das leise Sterben
Warum wir eine landwirtschaftliche Revolution brauchen, um eine gesunde Zukunft zu haben
Das unsichtbare Netz des Lebens
Wie Mikrobiom, ökologische Vielfalt und Ernährung unsere Gesundheit erhalten