Symbolbild Home-Office mit Kaffee und Laptop
Pixabay/Anrita1705
Pixabay/Anrita1705
„Focus“

Fünf-Stunden Tag: So könnten wir künftig arbeiten

„Heute ist langsam. Morgen ist schneller. Es verändert sich alles rasant. Die heutige Generation will nicht mehr immer acht Stunden arbeiten und nicht mehr für jeden“, so Lasse Rheingans. In der Sendung „Focus“ am 6. Juni spricht er über den Fünf-Stunden Tag und wie man in Zukunft arbeiten könnte.

2017 hat Lasse Rheingans überlegt, wie er leben und arbeiten wollte, dabei zufrieden bleibt und Zeit für die Familie hat. Seine Überlegung war, Arbeit und Leben so zu vereinen, dass beides möglich ist. Er hatte seine Mitarbeiter gefragt: „Wollt ihr fünf Stunden arbeiten und gleich viel verdienen wie jetzt?“

„Unsere Welt“, sagt Rheingans, “ist von Unsicherheit, Schnelligkeit und Mehrdeutigkeit geprägt. Selbst Kleinigkeiten, die auf der globalen Welt passieren, können Unternehmen beeinflussen. Die Planbarkeit hat gelitten.“

Lasse Rheingans
Lasse Rheingans

Lasse Rheingans studierte Medienwissenschaften. Er ist seit über 20 Jahren im Digitalgeschäft tätig und Geschäftsführer einer Firma für Unternehmensberatung in Bielefeld. Dort hat er 2017 den 5-Stunden-Arbeitstag bei gleichem Lohn- und Urlaubsanspruch eingeführt.

Anders, kürzer arbeiten

Die Technologisierung hat unser Privat- und Arbeitsleben massiv verändert und es wird immer schneller. „Heute ist langsam. Morgen ist schneller. Es verändert sich alles rasant. Die heutige Generation will nicht mehr immer acht Stunden arbeiten und nicht mehr für jeden arbeiten. Viele Menschen haben während der Coronavirus-Pandemie überlegt, wie sie künftig arbeiten wollen,“ sagt Rheingans.

Menschen wollen einen Top-Job machen, die Frage sei, wie? Das ständige Hamsterrad sei für niemanden gut. Rheingans hat mit seinem Team überlegt, wie man anders und kürzer arbeiten könnte. Wenn es um Kreativität und Dienstleistung gehe, dann sei das Verständnis, Leistung lasse sich in Zeit definieren, überholt.

Neue Strukturen sollen helfen

Wie kamen Rheingans und sein Team zum Fünf-Stunden-Tag? Sitzungen wurden verringert, es wurde genau überlegt, wie viel und welche Teilnehmende es braucht, zudem wurde das Ziel einer Sitzung klarer definiert. Ein-Stunden-Termine sind auf 15 Minuten reduziert worden.

Daneben gibt es für wichtige Besprechungen Tagesklausuren und Teamevents, zu denen kommen kann wer möchte. Unterbrechungen bei Phasen von konzentrierter Arbeit werden verhindert. E-Mails werden nur zu bestimmten Zeiten, in der Früh und kurz vor dem Arbeitsende, gecheckt. Es gibt keinen internen E-Mail-Verkehr mehr, sondern ein alternatives System. Eine Kollegin ist für die E-Mails abgestellt worden. Mit einem externen Supervisor wurden Arbeitsklima und Arbeitsregeln besprochen und diskutiert.

Gute Arbeit durch Sicherheit und Leidenschaft

In vielen Unternehmen herrsche eine Kultur der Angst. Das hemme unser Gehirn um 40 Prozent. „Damit Mitarbeitende gut arbeiten können, brauchen sie ein sicheres Umfeld. Wenn sich Stärke mit Leidenschaft und der Aufgabe trifft, dann ist eine gute Arbeit möglich.“

Rheingans stellt seine Teams an Hand von den Stärken seiner Mitarbeitenden zusammen. Er hat zudem einen Glücksindex eingeführt. Die Mitarbeitenden sind aufgerufen nach Sitzungen, Gesprächen nach einer Aufgabe den Grad ihrer Zufriedenheit zu dokumentieren. Dieser Glücksindex zeigt, wo möglicherweise kleine Konflikte schwellen, die bearbeitet werden müssen.

Sendungshinweis: „Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg, Samstag, 5. Juni 2021, 13.00 bis 14.00 Uhr

Alte Arbeitskonzepte funktionieren nicht mehr

Eine Zeiterfassung zeigt, wer zu viel und zu lange arbeitet. Diese Person wird daran erinnert auf sich aufzupassen. Die telefonische Erreichbarkeit ist abgeschafft worden, sie besteht nur für Notfälle. Ziel ist immer, dass das Ergebnis für den Kunden top ist.

„Die alten Konzepte klappen für niemanden mehr, der Fünf-Stunden Tag muss nicht für jeden die Lösung sein, was es unbedingt braucht sind Haltung und Vertrauen den Mitarbeitenden gegenüber“, sagt Lasse Rheingans. „Die Leute wollen nicht mehr für Unternehmen arbeiten, wo sie misshandelt werden. Daher wird das dazu führen, dass wir bald eine neue Arbeitswelt sehen werden, hoffe ich.“