Albert Lingg
ORF
ORF
„Focus“

Es gibt Auswege, Suizid ist keine Lösung

In der „Focus“-Sendung spricht der Psychiater Dr. Albert Lingg über das Thema Suizid. Wenn man mit einem Menschen ins Gespräch kommt, der einen Suizid durchführen will, dann sollte man ihm helfen, einen Ausweg zu finden.

Wichtig ist es, den Kontakt zu fachlich geschulten Menschen wie Psychologen zu suchen oder sich an die Ambulanz des LKH Rankweil oder psychosoziale Anlaufstellen zu wenden.

2019 gab es 46 Suizide. Frauen sind resilienter, verkraften im Leben Rückschläge besser, sie begehen weniger oft Suizid. Es ist wichtig gefährdeten Menschen zu zeigen, dass es weiter geht, weiter gehen kann. Angehörige von depressiven Menschen sollten intensiv auf sich selbst achten, negative Gedanken können auch das Umfeld beeinflussen.

Vor Jahrzehnten gab es noch doppelt so viele Suizide wie heute. Seither sind Schlüsselpersonen wie Priester geschult worden, es wurde aufgeklärt. Eine der Hauptursachen von Suiziden, die Depression, kann man heute viel besser erkennen. Depressive Menschen können sich nicht mehr freuen, nicht mehr entscheiden, nicht mehr schlafen. Äußern solche Menschen suizidale Gedanken, sollte man sie nicht allein lassen. „Regelmäßiges körperliches Ausdauertraining wirkt antidepressiv und angstlösend.", sagt Albert Lingg, „So lange die Menschen ein funktionierendes soziales Netz haben, kommen Menschen durch Krisenzeiten, ohne dass Suizide mehr werden. Wenn in einer Gesellschaft Solidarität gelebt wird, ist das für das Wohlbefinden der Menschen sehr wichtig“.

Sendungshinweis: „Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg, Samstag, 10. April 2021, 13.00 bis 14.00 Uhr

Bei der Telefonseelsorge ist die Zahl der Anrufe in der Coronaviruskrise um zehn Prozent gestiegen, dass 2020 auch die Suizide in Vorarlberg zugenommen haben, kann Albert Lingg nicht bestätigen. Es liegen noch keine bestätigten Zahlen vor. Das Kriseninterventionsteam verzeichnet jedenfalls nicht mehr Einsätze nach Suiziden oder Suizidversuchen.

Dr. Albert Lingg war jahrelang Chefarzt im Landeskrankenhaus Rankweil und ist seit 1987 Mitautor beim Vorarlberger Suizidbericht.