Piktogramm Geschlechter
Jan Engel – stock.adobe.com
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„Focus“

Ungleichheit zwischen Mann und Frau

Im Vorfeld des Weltfrauentages beschäftigt sich „Focus“ mit der Ungleichheit zwischen Mann und Frau: Die Rolle von Mann und Frau in der Ur- und Frühgeschichte – wie die Ungleichheit begonnen hat. Zu Gast ist die Wissenschaftlerin Katharina Rebay-Salisbury.

Sendungshinweis: „Focus“ bei ORF Radio Vorarlberg, 6. März 2021

Univ.-Doz. Dr. Katharina Rebay-Salisbury: Sie ist Prähistorikerin am Österreichischen Archäologischen Institut der Akademie der Wissenschaften. Sie hat Ur-und Frühgeschichte studiert, leitet die Arbeitsgruppe Prähistorische Identitäten am Österreichischen Archäologischen Institut außerdem lehrt sie als Dozentin an der Universität Wien.

Katharina Rebay-Salisbury
Rebay-Salisbury
Wissenschaftlerin Katharina Rebay-Salisbury

Es gibt sechs Hypothesen, wie sich die Ungleichheit der Geschlechter gebildet hat. Das Patriarchat, also die von Männern kontrollierte und geprägte Gesellschaft, entwickelte sich durch eine Verringerung der weiblichen Verbündeten, intensiver Allianzen unter den Männern, eine verstärkte Kontrolle der Männer über die Ressourcen, eine stärkere Hierarchiebildung unter Männern und Frauen, die davon profitieren und sich mit den stärkeren Männern verbinden, was zu einem Verstärkungseffekt führt. Auch die Entwicklung der Sprache dürfte eine Rolle gespielt haben.

Im Vorfeld des Weltfrauentages beschäftigt sich „Focus“ mit der Ungleichheit zwischen Mann und Frau: Wie hat eigentlich alles begonnen, wann teilten sich die Wege, wurden aus Männern die Personen, die Macht, Besitz und das Sagen hatten? Welche Rollen hatten die Frauen in der Ur- und Frühgeschichte. Die Wissenschaftlerin Katharina Rebay-Salisbury erzählt, dass Frauen auch gejagt haben, Kriegerinnen und Wander-Handwerkerinnen waren, aber auch Beute bei Kriegszügen.

In der Zeit der Jäger und Sammler trugen sie wesentlich zur Ernährung der Familie bei. Sie waren in der Ur-und Frühgeschichte jedenfalls nicht auf ihre Rolle als Mutter und Hausfrau reduziert. Die Aufzucht der Kinder wurde geteilt, als sich Paare und Familien bildeten, weil das Kinder Aufziehen damals äußerst aufwändig war. Frauen wechselten zwischen den Gruppen und trugen zur Entwicklung von größeren Stammesgruppen bei.

Aber es gibt auch Belege dafür, dass mächtige Männer mehrere Frauen hatten. Die genetische Signatur von Dschingis Kahn lässt sich immer noch bei acht Prozent der Männer in Nordchina und Usbekistan nachweisen. In der Bronzezeit hatten Frauen durchschnittlich sieben bis acht Kinder, das ergeben Auswertungen der Gräberfelder. In der späten Bronzezeit wurden Kinder nicht nur gestillt, sondern auch durch Zufüttern aus Tonfläschchen ernährt.