Berührbar zu leben für die Not der anderen und diese Not zu erkennen, ist für Schmolly ein Zeichen für die Nächstenliebe. Sie ist für ihn aber auch die Kunst zu teilen: „Nächstenliebe ist eine Form der Liebe, sie beginnt im Herzen“.
Die Gabe der Achtsamkeit und Fürsorge
Buchautor Erich Fromm sieht darin die fundamentalste Art der Liebe, die allen anderen zu Grunde liegt. Fromm definiert Nächstenliebe als ein Gespür für Verantwortlichkeit, Fürsorge und Achtung, das jedem anderen Wesen gilt. Es ist der Wunsch das Leben der andren zu fördern. „Nächstenliebe fördert keine Abhängigkeit. Sie will, dass andere wachsen können. Die eigenen Interessen werden zurückgestellt“, sagt Caritas Vorarlberg-Direktor Walter Schmolly.

„Nächstenliebe ist ein Geben, aber kein Almosen geben. Das Geben ist kein Opfer. Es ist lern- und kultivierbar, ein persönliches Lern- und Entwicklungsfeld. Man lernt in einem gutem Sinne Demut. Es braucht ein politisches und gesellschaftliches Umfeld, damit die Nächstenliebe wachsen kann. Soziale Sicherheit muss für jeden Menschen möglich sein. Wir leben nicht als getrennte Monaden nebeneinander, sondern es gibt eine innere Kraft, die uns verbindet“, so Schmolly.
Sendungshinweis:
„Fcous“, 19.12.2020
Nun sind wir alle gefragt
Sogar Kleinkinder haben schon die Fähigkeit spontan zu helfen. Auch die Bereitschaft zu teilen wächst mit der Erkenntnis, dass wir von einander abhängig sind. Um unsere Kinder gut aufwachsen zu lassen, braucht es die Nächstenliebe, die gleiche Chancen für alle einfordert.
„Auch gegen die Einsamkeit der Menschen hilft nur eines“, sagt Schmolly, „die Nächstenliebe.“ Die heutigen Krisen, sei es die Klimakrise oder das Coronavirus, führt uns vor Augen, dass wir gemeinsam verbunden und verantwortlich sind. Es ist erst dann gut, wenn es für alle gut ist. Das Gespür, was die Nächsten brauchen, ist heutzutage wichtiger als je zuvor.
Bücherhinweis:
Autor: Erich Fromm
Titel: Die Kunst des Liebens
Verlag: Ullstein