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Wissenschaft

Virologe spricht sich für Maskenpflicht aus

Andreas Leiherer, Virologe am Dornbirner Forschungsinstitut VIVIT, spricht sich für eine Ausweitung der Maskenpflicht aus. Damit könne man möglicherweise leicht steigende Infektionszahlen in den Griff bekommen. Was Antikörper angeht, ist Leiherer nicht überrascht, dass diese mit der Zeit weniger nachweisbar sind.

Sendungshinweis: „Radio Vorarlberg“, 21.7.2020

Wer sich mit einem Virus infiziert, entwickelt normalerweise während der Krankheit körpereigene Antikörper, die den Erreger abtöten. Ist man wieder gesund, bleiben diese Antikörper im Blut und schützen vor einer neuen Ansteckung. Wie sehr das auf das Coronavirus zutrifft, ist umstritten.

Virologe Andreas Leiherer
Privat
Andreas Leiherer, Virologe am Dornbirner Forschungsinstitut VIVIT

Eine noch nicht veröffentlichte Studie aus China soll zeigen, dass viele Patienten auch Monate nach der Erkrankung noch immer immun gegen das Coronavirus sind. Eine erst vor zwei Wochen veröffentlichte Studie hingegen besagt, dass die Zahl der Antikörper nach der Genesung extrem schnell abnimmt.

Leiherer: Rückgang der Antikörper keine Überraschung

Letzteres vermutet auch der Virologe Andreas Leiherer, der am Dornbirner Forschungsinstitut VIVIT über Antikörper gegen das Coronavirus forscht. Leiherer ist nicht von Forschungserkenntnissen überrascht, nach denen Antikörper nach einer gewissen Zeit nicht mehr nachweisbar sind und dass es zu Re-Infektionen mit dem gleichen Virus kommen kann.

Diese Erkenntnis hat auch Folgen für eine mögliche Impfung. Leiherer: „Was eine Impfung betrifft, geht jeder mittlerweile davon aus, dass wahrscheinlich eine einzelne Impfung nicht ausreicht. Wenn man solch ein Impfstoffkonzept anwendet, ist natürlich auch geplant, das wieder nach einem gewissen Zeitraum aufzufrischen. Aber wie groß diese Zeiträume sind, das ist eben Gegenstand dieser Impfstoffentwicklung.“

„Den Leuten nicht die Gefahr zumuten“

Eine mögliche Wiedereinführung des Mund-Nasen-Schutzes in bestimmten Bereichen hält der Virologe für sinnvoll. Er gehe davon, dass dann „diese leicht steigenden Infektionszahlen sich vielleicht wieder in Griff kriegen lassen – ohne ein allzu großes Problem zu werden“.

Das von einigen Staaten – teils nur vorübergehend – verfolgte Prinzip der Herdenimmunität sieht Leiherer sehr kritisch. Zum einen würde eine solche Herdenimmunität erst nach Jahren bestehen, zum anderen gebe es sehr viele Spätfolgen durch die Coronavirus-Infektion für das Herz-Kreislauf-System sowie neurologische Schäden. „Man sollte den Leuten nicht zumuten, sich da in Gefahr zu bringen“, so der Virologe.