Ein älterer Herr mit Demenz denkt angestrengt nach und zeigt auf ein Billboard.
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Soziales

Demenz-Projekt „Great“ verzeichnet Erfolge

Rund 6.000 Personen leiden in Vorarlberg an Demenz. Doch das Land bietet Unterstützung: In Dornbirn entsteht die erste Wohngemeinschaft für Personen mit Demenz und die Fachhochschule Vorarlberg verzeichnet mit dem vor zwei Jahren gegründeten EU-Demenzforschungsprojekt „Great“ die ersten Erfolge.

Demenz ist eine herausfordernde Diagnose und der häufigste Grund für die Betreuung in einem Pflegeheim. Für an Demenz erkrankte Menschen ist die rund um die Uhr betreute Wohngemeinschaft eine sinnvolle Alternative zum Heim. Vor allem, wenn die Demenzerkrankung noch nicht so weit fortgeschritten ist, können die Betroffenen ihre Selbstständigkeit und ihren Freiraum in heimeliger Atmosphäre lange behalten. Denn ein Alltag ohne heimtypische Regelungen und Strukturen ermöglicht Lebensqualität bei höchstmöglicher Autonomie.

Auch die Einbindung der Angehörigen sowie das Umfeld der Wohngruppe ist für das gute Gelingen dieser Wohnform wesentlich. Die WG wird in der Schlossgasse – im Zentrum des Oberdorfs – möglich gemacht. Zentral und in einem optimal erschlossenen Stadtteil sind viele Einrichtungen des alltäglichen Lebens gut erreichbar. Interessenten für die Wohngemeinschaft können sich bei der Pflegeservicestelle im Rathaus melden und sich einen persönlichen Eindruck verschaffen.

Demenz-Projekt für mehr Lebensqualität

Das „Great“-Projekt funktioniert ähnlich wie eine Aroma-, Licht- und Klangtherapie. Denn alles, was wir riechen, sehen und fühlen steuert auch biologische Prozesse in unserem Körper, sagt Guido Kempter, Leiter des Forschungszentrums an der FH Vorarlberg. „Im Prinzip ist es ein System, welches Klänge, Düfte und das Licht verwendet und zwar auf eine Art und Weise wie sie zeitlich auch in der Natur vorkommen“, erklärt Kempter.

Natürlicher Tagesablauf wird simuliert

Damit wird den Demenz-Patientinnen und Patienten, die meist in Pflegeheimen oder zu Hause betreut werden, der natürliche Tagesrhythmus der Natur vorgetäuscht – durch Licht oder zum Beispiel auch Vogelgezwitscher. „Es geht darum die Menschen zur richtigen Zeit zu beruhigen oder zu aktivieren. Das kann die ganz normale Tagesrhythmik sein – das heiß aufstehen, aktivieren und langsam zum Frühstück gehen – oder man kann ganz spezifisch auch die Verhaltensauffälligkeiten bei fortgeschrittenen Demenzerkrankungen eingehen“, führt der Forscher aus.

Eine ältere Frau verschränkt die Hände vor dem Gesicht und sitzt in einem Rollstuhl.
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Viele ältere Personen leiden unter ihrer Demenzerkrankung, durch das „Great“-Projekt können die Symptome gelindert werden

Erfolgsquote bei zwei Drittel der Personen

Die Herausforderung bestand darin das System auf die verschiedenen Patienten abzustimmen. „Musik kann zum Beispiel mit schnellerer oder langsamer Rhythmik gespielt werden. Es können auch natürliche Klänge sein, zum Beispiel Vogelgezwitscher, welches auf hoher oder niedriger Frequenz abgespielt wird“, so Kempter.

Und das Projekt zeigt erste Erfolge. Bei zwei Drittel der Personen, bei denen das System zusätzlich zur medizinischen Betreuung eingesetzt wurde, konnten die Demenz-Symptome gelindert werden – ohne dem Zeitgebersystem ist nur bei der Hälfte eine Besserung eingetreten.

Belastungsreduktion auch bei Pflegekräften

Auch auf das Pflegepersonal hat das System eine positive Wirkung wie ein klassischer Versuch mit zwei Vergleichsgruppen zeigte. „Die eine Gruppe hatte das Zeitgebersystem, die andere hatte es nicht, und wir sahen bei einer Erhebung auf einer Belastungsskala, dass die Belastung bei den Pflegepersonen, die das System angewendet haben, zurückgegangen ist“, berichtet Kempter. Ein Modul des Zeitgebersystems ist bereits marktreif und wird auch schon vermarktet.