Christoph Türcke: „Heimat: der Duft des Dorfes"

Ein vietnamesischer Student hat seinem Lehrer - Prof. Dr. Christoph Türcke - die Bedeutung des Begriffs Heimat in seiner Muttersprache eröffnet: „Heimat als der Duft des Dorfes". Über den Begriff der Heimat spricht Türcke auch am Samstag in „Focus“.

Sendungshinweis

„Focus" – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg
Samstag, 4. Mai, 13.00 - 14.00 Uhr

„Heimat als der Duft des Dorfes": Es komme der Übersetzung in der deutschen Sprache sehr nahe, betont Türcke, denn Heimat ist, wo man zuhause, geborgen und mit allem vertraut ist. Heimat ist ein hoch besetzter Begriff: das spezifisch deutsche Wort lasse sich nicht umstandslos in andere Sprachen übersetzen, sagt der emeritierte Philosophieprofessor aus Leipzig. Heim, Haus, Schutz und Sesshaftigkeit schwingen da mit. Das lateinische Wort PATRIA habe schon den Vater (Pater) in den Vordergrund gestellt.

Die Sendung zum Nachhören:

Der Heimatverlust und das Suchen nach einer neuen Heimat wird nirgendwo so offensichtlich wie beim Neugeborenen. Neugeborene sind heimatlos, aber sie tun alles, um nach Kräften mit ihrem Greif- und Saugreflex, aber auch ihrem Schreien - eine Heimat zu bekommen. Dabei nehmen sie an Umfang und Gewicht zu. Sie wachsen und passen sich ihrer Umgebung an. „Heimat ist der Ort, an dem die Menschen nach ihrer Geburt anwachsen“. Sie müssen nun auf eigene Faust atmen, schreien, trinken, verdauen. Keine Mutter kann das mehr für sie tun.

Focus Christoph Türcke

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Türcke meint, vielleicht sei ein Kind wegen des Lichts, der Stimmen fremder Menschen etc. nie fremder als zum Zeitpunkt seiner Geburt. Der kleine Mensch muss gewärmt, ernährt und geborgen werden, sonst ist er verloren. Heimat: ein Wort im Wandel. „In der Vergangenheit ideologisiert und zwischendurch verpönt, ist sie mittlerweile ein Ort, der in die Zukunft weist“, schreibt Prof. Türcke. Und „Volksmusik, Lederhosen, Dirndl sind bei jungen Menschen wieder en vogue. Individualität mischt sich mit traditioneller Verbundenheit. Heimat wird verteidigt, verklärt, vermisst. Sie wird aber auch neu gesucht und in einem anderen Land, im Netz und im Herzen erfunden.“

Zur Person:

Prof.Dr. Christoph Türcke, Jahrgang 1948, ist emeritierter Professor für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und Autor zahlreicher Bücher. Er wurde ausgezeichnet mit dem Sigmund-Freud-Kulturpreis.

Literatur zur Sendung :

Christoph Türcke, Heimat. Eine Rehabilitierung. Zu Klampen Verlag. Springe.

Musik:

CD* MOTHER TONGUE - KLEZMERMUSIK DES 19.JHDTS. AUF ORIGINALINSTRUMENTEN
T* Bessaraber Khusidl
A: Budowitz
NI: Joshua Horowitz/Knopfakkordeon
NI: Lothar Lässer/Knopfakkordeon
K: Traditional
B: Budowitz/Arrangement

HEAST AS NET
Heast as net AUSTROZONE CD ZWEI
Hubert von Goisern und die Alpinkatzen

CD* BONJOUR SOLEIL
T* Chanson d’automne/instr.
S: Lydie Auvray/Akkordeon m.Begl.
O: Düsseldorfer Orchester „Pro Arte"
K: Lydie Auvray

CD* DIE WIENER SCHULE - LEHRER UND SCHÜLER - TEACHERS & FOLLOWERS
E* Presto 00:29
T* Drei kurze Klavierstücke < 1934/1945 >
S: Steffen Schleiermacher/Klavier
K: Theodor W. Adorno/1903 - 1969