„Das Kind in uns. Das therapeutische Geheimnis von Weihnachten“

Der deutsche Bestsellerautor und geistliche Begleiter Pater Anselm Grün aus Münsterschwarzach (D) spricht diese Woche in Focus über „Das Kind in uns. Das therapeutische Geheimnis von Weihnachten“.

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Sendehinweis

Samstag, 19. Dezember 2015, 13.00 bis 14.00 Uhr

Für den Schweizer Psychiater Carl Gustav (CG) Jung ist das Kirchenjahr ein therapeutisches Jahr, weil jede Festzeit und jedes Fest mit Heilung zu tun habe, verweist Anselm Grün auf den Begründer der analytischen Psychologie.

Bei Weihnachten gehe es eben um das Geheimnis des göttlichen Kindes in uns. Das göttliche Kind ist für CG Jung ein Heilsbringer, das uns `ganz` macht und heilt und das verletzte Kind in uns heilt. Jeder von uns hat auch ein verletztes Kind in sich.

Das therapeutische Geheimnis von Weihnachten

Anselm Grün erläutert das therapeutische Geheimnis von Weihnachten, das mit dem Frieden beginne. „Der Friede in Bethlehem kommt aus einer Krippe, einem Stall. Diese hier ausströmende Liebe ist stärker als die zeitgenössische römische Macht. Zu Weihnachten feiert Gott mit uns einen neuen Anfang. Viele Menschen haben das Gefühl, durch ihre Vergangenheit festgelegt zu sein, durch Begrenzungen und eigene Entscheidungen. Packen wir ein Anliegen, eine Sache an und nehmen sie in die Hand. Wir sollten uns durch die Vergangenheit nicht festnageln lassen.“

Das göttliche und das verletzte Kind

Jeder habe ein göttliches und ein verletztes Kind in sich. Das göttliche Kind ist das reine und unverfälschte Selbst. Fast jeder trage ein verletztes Kind in sich, das aufschreit und Angst hat, verlassen zu werden.

Das übersehene und das nicht genügende Kind

Es schreit auf, wenn es nicht genügend gesehen und beachtet wird. Vom Ehepartner, vom Chef, vom für ihn wichtigen Menschen. Das nicht genügende Kind habe das Gefühl, den Erwartungen nicht zu entsprechen: „Ich genüge nicht als Vater, als Mutter, als Ehepartner, nicht im Beruf.“

Das überforderte und das zu kurz gekommene Kind

Das sind die Kinder in uns, die entweder es nie recht machen können oder die immer das Gefühl haben, nicht entsprechend bedacht worden zu sein, ergänzt Anselm Grün. Das verletzte Kind kann auch all seine Wahrnehmungen verfälschen, wenn Anteilnahme als Kontrolle gedeutet wird; dann entstehen Missverständnisse, weil wir es nur durch unsere Brille beurteilen.

Die spirituelle Verletzung und das eigene Passwort

Sie ist die tiefste Verletzung, sagt Anselm Grün. Das göttliche Kind sagt: „Ich bin der ich bin“ und „Ich bin da“.
Wir sollten nicht nur auf das verletzte Kind in uns schauen, sondern auch auf das göttliche. Darüber könne man nur in Bildern sprechen, sagt Anselm Grün. Jeder bekomme sein Passwort von Gott, das nur diesen einen Menschen ausmache.
Erfahrbar werde dies, indem wir in uns und in die Stille hineinhören, empfiehlt Anselm Grün.

„In der Stille erleben wir uns in fünf verschiedenen Weisen.
1. Wir sind frei von Meinungen und Erwartungen anderer!
2. Wir sind frei und ganz! Aber trotz aller Spiritualität sind wir verletzlich.
3. In der Tiefe sind wir ursprünglich und authentisch. Es ist das tiefe Geheimnis von Weihnachten, einfach da sein zu können und nichts beweisen zu müssen.
4. Dort -in der Tiefe- sind wir rein und klar. Da haben auch die Schuldgefühle und Selbstvorwürfe keinen Zutritt.
5.Dort, wo das Geheimnis in uns wohnt, können wir bei uns daheim sein.
Zu Weihnachten haben wir auch das Gefühl Heimat zu erfahren.
Das bringen auch die Begriffe Heimat und Geheimnis zum Ausdruck.

Zur Person:

Anselm Grün, Jg.1945, ist gleich nach dem Abitur in das Benediktinerkloster Münsterschwarzach eingetreten und hat in St. Ottilien und in Rom Philosophie und Theologie studiert. Anselm Grün hat auch Betriebswissenschaft studiert und war 36 Jahre lang - bis 2013- Cellerar im Kloster. Der Cellerar ist zuständig für die wirtschaftlichen Belange des Klosters.
Er hat dreihundert Bücher geschrieben und gehört zu den meistgelesenen Autoren der Gegenwart.
Seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt und 15 Millionen mal verkauft.
In seinen in über 30 Sprachen übersetzten Werken vereint sich die tiefe Religiosität des Benediktinerpaters mit der reichen Lebenserfahrung eines besonderen Menschen.

Literatur

Bücher:
Anselm Grün, Das Buch der Weihnacht,
Komet Verlag

C.G. Jung / Karl Kerényi. Das göttliche Kind
Eine Einführung in das Wesen der Mythologie.
Edition C.G.Jung

CD :
Das göttliche Kind in DIR: ein Hörbuch mit Anselm Grün.Vier Türme Verlag.

Musik:

G* Weihnachtslieder
T* O Wunder, was will dies bedeuten ?

G* Weihnachtslieder
T* Bauernregeln
TE* Wenn der Tag beginnt zu langen

G* Weihnachtslieder
T* Was tuat denn der Ochs

L: Carl Orff
A: Instrumentalensemble
C: Tölzer Knabenchor
CE: Gerhard Schmidt Gaden
C: Salzburger Hirtenbuben
CE: Tobi Reiser
C: Kammerchor der Staatlichen Hochschule für Musik, München
CE: Fritz Schieri
C: Kölner Kinderchor
CE: Hans Günter Lenders