„Vom Eros, Tod und der Liebe zu sich selbst“
Sendungshinweis:
Samstag, 24.1.2015, 13.00 bis 14.00 Uhr
Donnerstag, 29.1.2015, 21.00 bis 22.00 Uhr (WH)
„Wir Menschen gleichen den Steinen in einem Gewölbe, die sich gegenseitig daran hindern herunterzufallen“, zitiert Mathias Jung den römischen Dichter und Gelehrten Seneca und spielt damit auf die Bedürftigkeit des Menschen auf ein Gegenüber an.
Die Sendung zum Nachhören:
Eros und Thanatos (der Gott der Liebe und der Gott des Todes) sind ein Gegensatzpaar, das als Konstrukt aus dem Text „Jenseits des Lustprinzips“ von Sigmund Freud stammt. Und Freud meint, „der Tod löst alles ins Anorganische auf, der Tod führt zum Stillstand, biologisch betachtet.“ Man kann Thanatos auch als den Stillstand verstehen, sagt Mathias Jung, die Stagnation, das Nicht-mehr-Weiterentwickeln.
Seelischer Stillstand ist Thanatos
Der Eros ist das Gegenteil. Er setzt auf Entwicklung, auf körperliche Neugier, ist Freude am eigenen Körper. Bei Frauen erlebt Mathias Jung den weiblichen Missbrauch in der Midlifecrisis: wenn sie sich auf körperliche Ausstrahlung und Attraktivität fixiert und wenn sie sich durch Männer definiert haben.
Dr.-Max-Otto-Bruker-Haus
Mathias Jung
Sucht ist immer Stillstand - auch dazu berichtet Mathias Jung von sich selber: Wie er „fresssüchtig“ gewesen sei und jeden Abend um 23.00 Uhr eine Fressattacke bekommen habe. „Wer in einer Sucht ist, hat immer ein schlechtes Gewissen“, sagt Jung. Er verweist auf einen inneren Sensor, der uns anzeige, dass da etwas nicht stimme. Übergewicht ist die Sucht der Braven.
Die Trotzmacht des Geistes
„Im Alter kommt spätestens die Inventur, der Kassasturz. Entweder Dankbarkeit oder Verzweiflung. Die Aufgabe des Alters ist Integration: Es war mein Leben mit all den Widersprüchen, auch mit den Niederlagen und den Fehlern, die wir gemacht haben.“ Jung plädiert für eine soziale Aufgabe im Alter. Das Nur-um-sich-selbst-Kreisen sei zu wenig. Wir müssen unseren Platz in der Gesellschaft suichen, weil wir ein homo faber, ein gestaltender Mensch seien, sagt Jung.
Wie kann Beziehung belebt werden? „Von manchen Menschen meint man, sie seien tot, in Wahrheit sind sie nur verheiratet“, zitiert Jung eine franzöische Schriftstellerin und ergänzt: „Die Liebe ist Arbeit, ist Beziehungsarbeit; sie muss gepflegt werden. Der Eros läuft nicht von selbst. Und auch Sexualität zwischen Partnern funktioniert nicht von selbst. Die Glut unter der Asche muss man anstoßen. Sexualität braucht Zeit, Raum und Muße. Man muss ausgeruht sein.“ Jung nennt Sexkiller: Beruf, kleine Kinder, Alkohol, Kettenrauchen und das Fernsehen.
Wir haben diesen Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe"Wissen fürs Leben" in der Arbeiterkammer in Feldkirch aufgezeichnet.
Zur Person
Dr. Mathias Jung, geb. 1941, Studium der Philosophie, Germanistik und Pädagogik in Münster, Wien, Bonn. Seit 1992 Einzel-, Paar- und Gruppentherapeut am »Dr.-Max-Otto-Bruker-Haus« in Lahnstein. Lehrtherapeut an der Europäischen Akademie für psychosoziale Gesundheit und Kreativitätsförderung« in Hückeswagen. Autor zahlreicher Bücher. Vortragsreisen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Literatur
Mathias Jung, Das sprachlose Paar. Wege aus der Krise. emu Verlag.
Mathias Jung, Liebesschmerz: Über den Liebeskummer oder Verzweiflung, die heilen kann. emu Verlag
Mathias Jung, Seele - Sucht - Sehnsucht: Abhängigkeiten im Alltag. Wege zur Klarheit. emu Verlag
Mathias Jung, Der Kleine Prinz in uns: Auf Entdeckungsreise mit Saint-Exupéry. emu Verlag
Musik
T* Hiatabua
G* QUATTRO
CD* MURED 14079
T* Spitfire
CD* MURED 14045
G* NA UND ?!
T* Rien ne va plus
G* QUATTRO
CD* MURED 14079