„Beziehung fällt uns nicht in den Schoß!“

In der Sendung „Focus - Themen fürs Leben“ spricht Dr. Jürgen Stepien, Psychologe und Psychotherapeut in Scheidegg (D), über das Thema „Beziehung fällt uns nicht in den Schoß!“.

Die Sendung zum Nachhören:

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Sendungshinweis:

„Focus“, 25.7.2014

Mit der Zeit lernst du...

"Mit der Zeit lernst du,
dass eine Hand halten nicht dasselbe ist wie eine Seele fesseln,
dass Liebe nicht anlehnen bedeutet und Begleitung nicht Sicherheit.

Du lernst allmählich, dass Küsse keine Verträge sind und Geschenke keine Verspechen.

Du beginnst deine Niederlagen erhobenen Hauptes und mit offenen Augen hinzunehmen;
mit der Würde des Erwachsenen und nicht maulend wie ein Kind.

Du lernst alle Straßen auf dem Jetzt zu bauen, weil das Morgen ein unsicherer Boden ist und mit der Zeit erkennst du, dass Sonnenschein brennt, wenn man zuviel davon abbekommt.

Bestelle deinen Garten und schmücke dir selbst die Seele mit Blumen anstatt darauf zu warten, dass andere dir Kränze flechten.

Bedenke, dass du wirklich standhalten kannst und wirklich stark bist; dass du einen eigenen Wert hast. Gehe deinen eigenen Weg !"

(Verfasser anonym)

Jürgen Stepien

Paracelsus Klinik Scheidegg

Jürgen Stepien

Unsere Beziehungs-Sehnsüchte

Wir alle tragen eine Sehnsucht in uns, nach einem guten Leben, nach einem gelingenden Leben, nach einem glücklichen Leben. Ist Beziehung nicht der Hort des Glücks, wenn wir einmal unseren Traumpartner gefunden haben? Der uns erhört und uns gehört. Ist nicht der Himmel voller Geigen und der Bauch voller Schmetterlinge? Ist daran nicht auch die Existenz und die Grundlage der Existenz geknüpft?

Die Liebe von zwei Menschen

Zwei Menschen begegnen sich, erfreuen sich. Wir nisten uns ein, ein Herz und eine Seele im Mutterleib. Es sind die ursprünglichsten Beziehungserfahren, in einem Land, in dem Milch und Honig fließen, aufs engste eingebunden mit einem anderen Menschen. Wir wachsen in dieser Beziehung und wir wachsen über uns hinaus und fliegen raus. Wenn das Kind auf die Welt gekommen ist, stiftet es wieder Beziehung. Viele Beziehungsstiftungen gehen vom Kind aus.

Wie macht das Kind das? Mit Drogen, mit Attraktivität und mit Flirten. Vor der Geburt werden im Mutterleib „Drogen“ ausgeschüttet. Kuschel-und Liebeshormone. Die Mutter sieht das Kind, ist begeistert von ihrem Kind und Beziehung ist gestiftet. Diese Beziehungsstiftung ist wichtig und wir Menschen sind ein Leben lang darauf angewiesen.

Die Sehnsucht: Verbundenheit und wachsen wollen

Oft gibt es ein Problem, wenn sich die zwei Ursehnsüchte widersprechen. Wie gehen wir dann damit um? Wir sind Beziehungswesen, wir kommen aus der Beziehung, wir tragen ein Beziehungsbedürfnis in uns. Es scheint sich das gute Beziehungsleben auf unser Beziehungsleben auszuwirken.

Soziale Isolation ist der größte gesundheitliche Risikofaktor, mehr als Rauchen und Übergewicht. In langfristigen Beziehungen zu leben, einen Freundeskreis zu haben, hat einen gesundheitsschützenden Faktor für unser Leben, sagt Jürgen Stepien. „Verheiratete leben länger, aber vielleicht kommt ihnen das auch nur so vor“, sagen Skeptiker. Langfristige Beziehungen wirken sich auf Männer depressionsmindernd aus und auf Frauen depressionsfördernd.

Streitpunkte in Beziehungen

Dazu gehört das Geld und die Frage, wer wofür das Geld ausgibt. Sauberkeit und Ordnung: Partnerschaft bedeutet für manche, dass der Partner sie schafft. Auch wie Kindererziehung zu laufen hat, ist für viele ein Streitpunkt in der Beziehung.

Weiteres Streitthema: Sex. Der eine hat nie, der andere immer genug.

Es geht bei den Streitpunkten oft um Werte - tiefe, verankerte Werte; Man müsste in die tiefere Wertebene vordringen, meint der Psychologe Jürgen Stepien. „Hinter den Themen steckt oft Wertediskussion.“

Trennung: Menschen trennen sich

Paare, weil sie sich nichts mehr zu sagen haben. Manchmal ist es wichtig, dass man sich zusammenschweigt, weil man sich zusammengeredet hat. „Man kann eine Beziehung durch nichts besser zerstören, indem man andauernd über sie spricht“, mahnt Stepien.

Muss ich einen Menschen verstehen?

Die Verschiedenartigkeit von Menschen führt oft zur Klage: "Du verstehst mich nicht. Ich brauche jemanden, der mich versteht.“ Stepien fragt: Wie soll man einen Menschen verstehen, der doch ganz anders ist als man selbst?

Wertschätzung und Aikido für die Beziehung

Aikido ist eine betont defensive moderne japanische Kampfkunst. Ziel ist es, die Kraft des gegnerischen Angriffs abzuleiten und den Gegner mit derselben Kraft vorübergehend angriffsunfähig zu machen.

Aikido sei eine wertvolle Haltung mit Angriffen umzugehen, sagt Jürgen Stepien. Die Aikido-Haltung sagt, es gebe gar keinen Angriff. Wenn Emotion hochkommt, ist da Energie. „Hol dir die Energie und geh in Beziehung mit dem, der die Energie hat, und lenk sie so um, dass der andere und auch Du nicht zu Schaden kommst“

Dr. Jürgen Stepien hat diesen Vortrag im Festsaal der Arbeiterkammer in Feldkrich im Rahmen der Vortragsreihe „Wissen für`s Leben“ gehalten.

Zur Person

Dr. Jürgen Stepien: Diplom Psychologe; Psychologischer Psychotherapeut (approbiert); Psychoonkologe; Seit 1988 leitender Psychologe in der Paracelsus Klinik Scheidegg, einer Fachklinik für onkologische Nachsorge und Rehabilitation

MUSIK

CD* Vienna Brass - Alles Walzer
T* BLECHPARTIE < im neuesten Geschmack >
K: Kurt Schwertsik/geb.1935

G* SILENT MOVIE MUSIC
T* Night express

Reggae
NI: x
K: James Kalamasz