Erwin Thoma: „Die geheime Sprache der Bäume“

Dr. Erwin Thoma aus Goldegg spricht in der Sendung „Focus“ bei ORF Radio Vorarlberg über das Thema „Die geheime Sprache der Bäume“. Dabei erläutert er, wie Bäume uns dabei helfen können, intensiver und mit mehr Qualität zu leben.

Die Sendung zum Nachhören:

Sendunshinweis:

„Focus“, 8.6.2013

Nach dieser Sendung könnten Sie den Wunsch verspüren, durch einen Wald zu gehen und die Bäume bewusst ins Auge zu fassen oder gar zu umarmen. Vielleicht unterhalten Sie sich mit ihrem „Lieblingsbaum“ und er vermittelt Ihnen spannende Dinge über das jahrtausendealte Wissen der Natur. Bäume sind hochkomplexe Lebewesen, die auf uns wirken und von denen wir fürs Leben profitieren können, macht der Goldegger Forst-, Betriebswirt und Unternehmer Dr. Erwin Thoma auf den zu wenig beachteten Naturschatz aufmerksam.

„Der Baumfreund“

Erwin Thoma geht bei der Rede über die Bäume und das Holz im buchstäblichen Sinn des Wortes das Herz über. Er macht auf die Bedeutung des Baumes, des Waldes und ihre Bedeutung für den Menschen aufmerksam und er zeigt sich als vehementer Verfechter einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.

„Vom Reden mit Bäumen“

Seit Kindesbeinen und nicht zuletzt als Förster im Karwendelgebiet lernte er den Werkstoff Holz aus beruflicher Perspektive kennen und schätzen. Mit seiner Kenntnis über die geheime Sprache der Bäume weiß er seine Zuhörer und Leser zu fesseln. In diesem Zusammenhang zitiert er Erich Kästner, der sagte: „Bäume sind wie meine Brüder, ich kann mit ihnen sprechen“. „Nehmen Sie in Kauf, dafür für verrückt gehalten zu werden“, ergänzt Erwin Thoma lächelnd.

Das mechanistische Weltbild

Das mechanistische Weltbild habe uns von der Natur entfremdet. Trotz allen Fortschritts und trotz des hohen Lebensstandards, der uns geschenkt worden sei, habe sich eine unglaubliche Distanz zu den großen Quellen des Lebens aufgebaut. Diese Entfernung will uns der erfolgreiche Buchautor und Holzfachmann zur Stärkung unserer Lebensfreude verkleinern lehren. Thoma fragt sich was passiere, wenn sich die technische Entwicklung in den kommenden Jahren so fortsetzt. Wie werden Kinder und Enkel das beurteilen, was wir heute so getrieben haben, fragt Erwin Thoma rhetorisch? Auch mit Blick auf die Ausbeutung der Ressourcen und der nicht erneuerbaren Rohstoffe, wie etwa das Erdöl.

Es gelte der weit verbreitete Standpunkt, am Beispiel der Medizin, dass alle Organe und Gliedmaßen und Gelenke einfach ersetzt werden könnten, wie in einem Supermarkt.

Dieses Denken werde mit Blick auf die Erde an sein Ende kommen. „Wir müssen umdenken“, fordert Thoma - man könne von der Natur viel lernen, auch über die Lösung der Weltprobleme.

Baum und Humus

Wenn man einen Baum in einen Haufen Humus setzte, würde er verhungern. Bäume brauchen eine Symbiose mit einem Pilz der dort lebt und sich an den Haarwurzelspitzen festmacht, sagt Erwin Thoma. Der Pilz wiederum nimmt seine Nährstoffe nicht aus dem Humus auf, sondern er benötige millionenfache Mikroorganismen, die die Nährstoffe aus dem Humus lösen. In einem Teelöffel hätten 11 Millionen Mikroorganismen Platz. Mit diesen Mikroorganismen spreche der Baum unentwegt.

Sprache der Bäume

Die Sprache bestehe darin, dass es eine Symbolik gibt, die der Mensch verstehen kann,so Thoma. Er verdeutlicht: „Nur das Auslösen eines Impulses ist keine Sprache; es benötigt für dieses Kommunikationssystem einen Sender, einen Empfänger und einen Code.“ Genau ein solches habe der Baum mit seinem Umfeld.
Thoma macht es daran deutlich, wenn einem Baum, eine Wunde zugefügt wird. Der Baum sende an die Mikroorganismen Signale aus, dass er ein Menü für einen kranken Baum benötige. „Die Milliarden Organismen reagieren sofort und liefern im entsprechende zu“, ergänzt Erwin Thoma.

Die Universität namens Wald

Bäume verhelfen dazu, intensiver und qualitätsvoller zu leben, vermittelt Erwin Thoma. Für ihn ist der Wald die wichtigste Universität für unsere Gesellschaft. In seinem Buch über die „Geheime Sprache der Bäume“ nimmt Erwin Thoma Bezug auf deren Eigensprache. Jeder Baum - egal ob Fichte, Eiche, Kiefer oder Ahorn - entwickele eine ganz eigene Aura und Beziehung zu seiner Umgebung; mehrere Bäume würden ein Gruppenleben entfalten und eine Gemeinschaft bilden.

Diesen Vortrag haben wir im Rahmen der Veranstaltungsreihe Wissen für`s Leben in der Arbeiterkammer Feldkirch aufgezeichnet.

Zur Person

Ing. Dr. Erwin Thoma wurde 1962 in Bruck am Großglockner geboren. Seine Liebe zur Natur lässt ihn früh den Beschluss fassen, Förster zu werden. Inmitten der mächtigen Baumriesen des Karwendels studiert er die Geheimnisse des Waldes, sein Wissen setzt er in der später gegründeten Holzbaufirma ein, um Häuser aus 100 Prozent Holz zu bauen - ein Weltpatent. Seine Entwicklungen beschäftigen mehrere europäische Universitäten. Für seine Häuser hat Thoma bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. den Salzburger Innovationspreis sowie die bislang einzige „Cradle to Cradle“-Gold-Zertifizierung für ein Baumaterial. Er hat drei Kinder und lebt mit seiner Frau Karin in Goldegg.

Bücher von Erwin Thoma

Die geheime Sprache der Bäume: Und wie die Wissenschaft sie entschlüsselt. ecowin

...und du begleitest mich: Wie Bäume und Hölzer dem Menschen nützen. Edition Thoma

Dich sah ich wachsen. Über das uralte und das neue Leben mit Holz, Wald und Mond. Verlag Brandstätter

Musik

CD Symphonie Nr.7 in h-moll DV 759
Bearbeitung für Flöte und Akkordeon
Unvollendete:
The Cambridge Buskers

CD Non piu andrai/instr. - Arie des Figaro aus „Le nozze di Figaro/ Figaros Hochzeit“ KV 492
The Cambridge Buskers

LP Stimmungsvolle Werke der Romantik:
Der Lindenbaum
Salzburger Saitenklang

CD Konzert für Violine und Orchester in D-Dur op.61. Violinkonzert

LA BIONDA
ONE FOR ME, ONE FOR YOU