Ausstellung Hittisau: Die Frau am Kreuz

„Die Frau am Kreuz“ trägt Namen wie heilige Kümmernis oder Wilgefortis. Eine neue Ausstellung im Frauenmuseum Hittisau widmet sich dieser Figur. Mehr als 500 Jahre wurde sie als Heilige verehrt.

„Frau am Kreuz“

Eine neue Ausstellung im Frauenmuseum Hittisau widmet sich dieser heiligen Figur, die auch heilige Kümmernis genannt wurde.

Das Symbol des gekreuzigten Jesus ist nichts Ungewöhnliches. Eine Frau am Kreuz hingegen schon. Und doch wurde sie mehr als 500 Jahre als Heilige verehrt. Seit dem Spätmittelalter wird die Frau am Kreuz in langem Gewand, mit Krone und mit Bart dargestellt. Bilder der Gekreuzigten, heiligen Kümmernis, finden sich quer durch den Alpenraum, aber auch in Vorarlberg ist die Figur verbreitet.

Verbreitung in Vorarlberg

In der Martinskapelle in der Bregenzer Oberstadt wird dieses Fresko der Heiligen Kümmernis zugeordnet. Zu den bedeutendsten romanischen Kunstwerken im Land gehört dieses Kümmerniskreuz in der Basilika Rankweil. Darüberhinaus weiß man, dass im KLeinwalsertal Mädchen auf den Namen, Hl. Kümmernis, getauft worden sind.

Androgyne Figur

Verwirrung stiftet die Figur der Frau am Kreuz vor allem deshalb, weil sie androgyn ist, also geschlechtlich nicht eindeutig männlich oder weiblich einzuordnen ist. Die Kirche war von der Figur nicht begeistert, weil das Erlöserthema exclusiv auf Jesus Christus zugeschnitten ist, erläutert Ulrike Wörner, die Ausstellungskuratorin. In der Volkskunst aber scherte man sich nicht um solch kirchlichen Verbote.

Keine historische Figur

Die Heilige Kümmernis ist keine historische Figur, sondern eine Legende, die damals wie heute inspirierend ist. Nach der Legende sollte sie zwangsverheiratet werden. Deshalb bat sie darum, so verunstaltet zu werden, dass kein Mann sie mehr begehrt. Das geschah mit einem Bart.

Einfluss auf die Popkultur

Interessant ist, dass die heilige Kümmernis in der Popkultur und in der bildenden Kunst gerade eine Renaissance erlebt. Madonna zeigte sich 2006 am Beginn ihrer Tournee als Gekreuzigte und auch Conchita Wurst hat bewusst oder unbewusst das Motiv der bärtigen Heiligen aufgegriffen.

Das Frauenmuseum zeigt in der Ausstellung nicht nur das breite Spektrum, in dem das Motiv der heiligen Kümmernis auftaucht, sondern auch wie sehr diese Figur quer durch die Jahrunderte Projektionsfläche für soziale und politische Anliegen war.