Moosbrugger setzt auf Fleisch-Absatz im Land

Das Aus für die Kälbertransporte nach Bozen stellt die Bauern vor Herausforderungen. Die Tiere sollten künftig verstärkt im Land behalten und hier vermarktet werden, sagt Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger im Samstaginterview von ORF Radio Vorarlberg.

Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, sieht die männlichen Kälber nicht als Systemproblem der Milchwirtschaft. Das Kälber-Problem habe mit wirtschaftlichen Kreisläufen zu tun, so Moosbrugger. „Das Grundübel, dass die Landwirtschaft ärgert, ist, dass wir eher billiges Fleisch nach Vorarlberg importieren, unsere Landwirte aber zu diesen Preisen das Fleisch nicht herstellen können“, so Moosbrugger weiter.

Exporte werde es aber weiter geben - legal und in verringertem Ausmaß, so Moosbrugger. Ziel sei es aber, die Zahl der Transporte verringern, in dem man den Inlandsabsatz stärke. Es sei ein zunehmendes Bewusstsein für regionale Lebensmittel zu spüren, „aber von heute auf morgen einen Schalter umzulegen ist nicht möglich“, so Moosbrugger. Zudem brauche man in einer Bergregion ausreichend Tiere, um die Bewirtschaftung der Alpen sicherzustellen.

Das Interview mit Josef Moosbrugger hat ORF-Redakteur Peter Metzler geführt.

Kritik an Kontrollsystem

Österreichische Kälber wurden bisher in vielen Fällen über Bozen ins Ausland transportiert, um sie dort zu mästen. Allerdings wurden in Bozen die vorgeschriebenen Ruhezeiten nicht eingehalten. Solche Transporte werden vom Land Vorarlberg - sowie von Salzburg und Tirol - nun nur noch zugelassen, wenn die Ruhezeiten eingehalten und der wahre Bestimmungsort angegeben wird.

Derzeit sind die Transporte aus diesen drei Bundesländern nach Bozen komplett eingestellt - mehr dazu in: Kälbertransporte nach Bozen gestoppt. Seitdem bleiben die neugeborenen Kälber auf den Höfen und werden dort laut Moosbrugger „anständig gehalten und gefüttert“.

Auf die Frage, ob er sich darüber ärgert, dass für die Bauern eine Einnahmequelle versiegt, sagt Moosbrugger: „Es ärgert mich ganz massiv, dass man nicht im Stande ist, europaweit bestehende Standards in anderen Staaten zu kontrollieren und einzuhalten. Das ist aus meiner Sicht absolut verwerflich und abzulehnen.“

Moosbrugger: Bodenverbrauch ist Sicherheitsfrage

Weiteres Thema im Samstaginterview war der Flächenverbrauch unter anderem durch Betriebsansiedlungen in Vorarlberg. Der Verbrauch von Grünflächen in Vorarlberg gefährdet nach Angaben von Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger eine nachhaltige Entwicklung. Es sei ein Gebot der Stunde, sorgsamer mit Grund und Boden umzugehen.

Zusätzliche Handelsflächen seien aufgrund der hohen Dichte nicht mehr nötig. Das Argument der Landesregierung, dass Eingriffe in die Landesgrünzone durch Ersatzflächen ausgeglichen würden, sei fadenscheinig. Eine verbaute Fläche könne nicht ersetzt werden, sie fehle.

Man müsse sich überlegen, wie man verdichtet oder in die Höhe bauen könne, damit der Bodenverbrauch nicht in dieser Geschwindigkeit vorangetrieben werde, so Moosbrugger. Es gehe um die Frage, ob man es in Zukunft schaffe, eine Grundversorgung mit Lebensmitteln in Vorarlberg zu sichern. Das sei eine Sicherheitsfrage, die auch politisch gewichtiger werden müsse als sie derzeit diskutiert werde.

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