Pflegekräftemangel: Demografie nicht allein schuld

Laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) bedingt der demografische Wandel, dass in den nächsten Jahren deutlich mehr Pflegekräfte gebraucht werden. Heimische Bildungsexperten sehen noch andere Gründe.

Laut einer aktuellen WIFO-Studie wird es bald einen akuten Mangel an Pflegekräfte geben - dieser soll in Vorarlberg österreichweit am höchsten sein. Der Mehrbedarf steige bis 2030 um 52 Prozent, bis 2050 um 154 Prozent - mehr dazu in Bald fehlen über 20.000 Pflegekräfte (news.ORF.at, 24.3.2019). Mit ein Grund dafür sei die Überalterung der Gesellschaft.

Fitz-Rankl: Trend zur Professionalisierung

Dass die Gesellschaft immer älter wird und dadurch künftig mehr Pflege nötig ist, steht für den Geschäftsführer der Fachhochschule Vorarlberg, Stefan Fitz-Rankl, außer Frage. Er betonte aber auch, dass der Zugang zur Pflege mittlerweile ein anderer ist als früher: „Wir sehen einen Paradigmenwechsel von ‚Pflegen kann jeder, der nur ein Herz hat‘ zu einer wirklichen Professionalisierung, zu einer Ausbildung. Das sind hochqualitative Kräfte, die müssen auch ausgebildet werden.“

An der FH werden seit dem vergangenen Herbst 29 Studierende im gehobenen Pflegedienst ausgebildet. Die Nachfrage ist laut Fitz-Rankl sehr groß: Im September werde die Zahl der Studienplätze verdoppelt.

Hofer: Zu geringe Anerkennung

An der Kathi-Lampert-Schule in Götzis werden Pflegekräfte ausgebildet, die mit Menschen mit Behinderungen arbeiten wollen. Laut Direktor Gerhart Hofer steigt der Bedarf seit Jahren. So sei die Kathi-Lampert-Schule in den vergangenen fünf Jahren um das Doppelte gewachsen.

Laut Hofer mangelt es im Pflegebereich nach wie vor an der Bezahlung - aber auch anderen Dingen: „Ich glaube auch zum Beispiel, dass die gesellschaftliche Anerkennung für diese Dienste und vor allem auch das Zeithaben, die ausreichende Zeit für eine Beziehungsarbeit, sehr wichtig sind.“ Die Betreuung von Menschen mit Demenz würde eben viel Zeit benötigen, die man auch zur Verfügung haben müsse.

Zukunftsberuf Pflege?

Anerkennung für Pflegekräfte ist auch für FH-Rektor Fitz-Rankl ein großes Thema. Er wies daraufhin, dass der Pflegebereich zudem eine große Stärke gegenüber anderen Berufssparten aufweist, gerade wenn es um die Arbeitsplatzsicherheit im Zusammenhang mit der Digitalisierung geht: „Das sind Berufe, die wir in Zukunft händeringend brauchen und die auch schwer ersetzbar sein werden durch technische Systeme.“

Wiesflecker und Michalke fordern Maßnahmen

Die Pflegeprognosen des WIFO ruft auch die Landespolitik auf den Plan: SPÖ-Abgeordnete Manuela Auer fordert von Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne), endlich Maßnahmen gegen den drohenden Mangel zu setzen. „Unser Ziel ist es, das Pflegesystem in Vorarlberg für die Zukunft zu sichern. Bereits jetzt fehlt es an Personal, Zeit und Geld. So kann es nicht weitergehen.“

FPÖ-Sozialsprecherin Cornelia Michalke verlangt die Einberufung des Sozialpolitischen Ausschusses, um über konkrete Maßnahmen zur Sicherung der Vorarlberger Pflegelandschaft zu diskutieren. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf einen Bericht, der an die Bürgermeister im Land sowie die Mitglieder des Kuratoriums des Sozialfonds ergangen sei - nicht aber an die Landtagsfraktionen.

Wallner will Pflegelehre

Landeshauptmann Markus Wallner und Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (beide ÖVP) weisen darauf hin, dass schon zahlreiche Schritte gesetzt wurden, um den steigenden Personalbedarf erfüllen zu können. Wallner nimmt die WIFO-Studie einmal mehr zum Anlass, die Einführung einer Pflegelehre zu fordern. Auf diese Weise könnten gerade junge Menschen für den Beruf rekrutiert werden.