Aluminium-Riese von Hackern angegriffen
„Das ist ein typischer Lösegeld-Angriff“, sagte Norsk Hydro Finanzchef Eivind Kallevik am Dienstag. „Die Lage ist ziemlich ernst.“ Auch das Tochterunternehmen in Nenzing ist davon betroffen. Die Cyber-Attacke sei von den USA aus gestartet worden, die Identität der Angreifer aber noch unklar.
Gesamte Versorgung lahmgelegt
Der Angriff begann am Montagabend und verschärfte sich über Nacht. Die Website des Unternehmens war daraufhin stundenlang nicht erreichbar. „Die oberste Priorität von Hydro ist es nun, das Ausmaß des Angriffs zu begrenzen und die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten“, erklärte das Unternehmen. Die IT- und die Telefon-Systeme in den meisten Geschäftsfeldern waren betroffen, mehrere Werke standen zeitweise still.
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„Wegen der fehlenden Systemunterstützung mussten wir die Produktion teilweise abstellen“, sagt Hydro Nenzing-Geschäftsführer Manfred Rotschne gegenüber den „Vorarlberger Nachrichten“. Mitarbeiter seien nach Hause geschickt worden.
Schaden begrenzen
Wie der Mutterkonzern am Dienstag mitteilte, habe Hydro alle Anlagen und Vorgänge isoliert und - so weit möglich - auf manuelle Vorgänge und Verfahren gewechselt.
Man bemühe sich, den Angriff einzudämmen und zu neutralisieren, kenne jedoch noch nicht den gesamten Umfang der Situation. Es sei noch zu früh, um die operativen und finanziellen Auswirkungen anzugeben.
Lösegeld-Angriff
Derzeit werde daran gearbeitet, die Schadsoftware zu identifizieren und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Der norwegischen nationalen Sicherheitsbehörde zufolge nutzen die Angreifer möglicherweise den Computervirus LockerGoga, der Daten auf Festplatten verschlüsselt.
Das notwendige Passwort für den Zugang zu ihren verschlüsselten Daten erhalten die Opfer meist erst nach einer Lösegeld-Zahlung. Auf die Frage, ob Lösegeld gezahlt werde, erklärte das Unternehmen, wichtigstes Ziel sei, das System wieder zum Laufen zu bringen.
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ORF-Vorarlberg Recherchen haben ergeben, dass auch Kunden von Oberflächenbeschichter Collini mit Sitz in Hohenems die Auswirkungen des Hackerangriffs zu spüren bekommen haben. Das Unternehmen selbst sei jedoch nicht betroffen.
Während in Norwegen die staatlichen Behörden an der Aufklärung des Falles aktiv mitarbeiten, wusste man bei der Vorarlberger Polizei bis Mittwochvormittag nichts von dem Angriff auf Hydro.
Versorgungsengpass befürchtet
Anleger befürchteten wegen des Angriffs einen Versorgungsengpass bei Aluminium. Der Preis für das im Automobil- und Flugzeugbau benötigte Industriemetall stieg um bis zu 1,2 Prozent auf ein Dreimonatshoch von 1.944 Dollar (1.713 Euro) je Tonne. Die Aktien von Norsk Hydro verloren um bis zu 3,4 Prozent.
Norsk Hydro betreibt Werke unter anderem in Norwegen, Katar und Brasilien und stellt Aluminiumteile unter anderem für Autobauer her. In Vorarlberg produziert Hydro Extrusion Nenzing mit 410 Mitarbeitern jährlich mehr als 42.000 Tonnen Aluminiumprofile.
Links:
- Hydro Extrusion Nenzing(Firmenwebseite)
- Hydro-Erweiterung in Grünzone auf Schiene (vorarlberg.ORF.at; 13.01.2019)
- „Smart Home“ als Schlupfloch für Hacker (oberösterreich.ORF.at; 16.03.2019)