Mädchen steigen in Metallbranche ein
Der 6. April ist im Kalender vieler junger Vorarlberger dick angestrichen: An diesem Tag geben die großen heimischen Unternehmen der Metallbranche bekannt, wen sie heuer als Lehrling aufnehmen. Bis zu 800 Lehrplätze werden dann innerhalb einer Stunde vergeben. Um guten Fachkräftenachwuchs wird intensiv gerungen. Die Metallbranche vergibt mit rund 1.200 Lehrlingsstellen die meisten im Land. Rund 7.000 Lehrlinge waren letztes Jahr in Vorarlberg insgesamt beschäftigt. Das Interesse an einer Lehre in der Metallindustrie ist ungebrochen groß. Mädchen haben sich diesmal viel stärker als bisher um solche Lehrplätze beworben.
Unternehmen zeigen sich überrascht
Mädchen interessierten sich bislang vor allem für Lehrberufe wie Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin. Die Metallbranche lag in diesem Ranking erst an vierter Stelle. Rund 120 Mädchen machten hier zuletzt eine Lehre. Heuer ist dies anders. Der Ausbildungsleiter des Beschlägeproduzenten Blum, Dieter Hämmerle, spricht von einer wörtlich „brutalen Steigerung“. Man freue sich darüber, weil sich der Betrieb seit zehn Jahren um Mädchen bemühe. Dass sich heuer zehn Prozent mehr Mädchen melden, sei überraschend, so Hämmerle.
Die Klischees sind offenbar aufgeweicht. Hämmerle führt das unter anderem auch auf Kooperationen mit dem Verein Amazone in Bregenz zurück, wo bei Mädchen das Interesse für technische Berufe geweckt wird.
Stellenwert von Vereinbarungen
Auch das Galvanikunternehmen Collini in Hohenems berichtet von einem Mädchenanteil unter den Lehrlingen von rund 25 Prozent. Diesen will man noch erhöhen. Blum, Collini und auch Grass sagen, das Interesse insgesamt sei heuer ähnlich hoch wie bislang. Was manchmal Probleme mache, ist die Einstellung einiger Jugendlicher, sagt der Lehrlingsausbildner beim Beschlägeproduzenten Grass, Dominik Steinwidder.
Vereinbarungen werden demnach von Jugendlichen nicht mehr so ernst genommen. Da erschienen Jugendliche ohne sich abzumelden nicht zum Schnuppern und dieses Verhalten setze sich in der Ausbildung fort. Absprachen hätten nicht mehr den hohen Stellenwert, den sie einmal hatten. Andrerseits habe man es aber auch mit sehr verlässlichen Bewerbern zu tun. Dieter Hämmerle von Blum kennt das Problem auch, wenngleich er es nicht ganz so drastisch sieht.
Landestest hat sich bewährt
Bestens bewährt zur Rekrutierung von Lehrlingen in der Technikbranche hat sich laut Ausbildnern auch der einheitliche Technik-Land-Test, den 19 große heimische Betriebe im Land anerkennen. Der Vorteil für den Lehrling: Er oder sie muss sich nur einmal testen lassen. Den Test kann man von Schulbeginn bis Ende März absolvieren.