Heftige Kritik an grüner „V-Variante“

Den Grünen ist die geplante S18-Nachfolgelösung zur Verkehrsentlastung im unteren Rheintal ein Dorn im Auge. Sie schlagen deswegen einen Plan B vor - eine „V-Variante“. Das bringt ihnen Kritik von mehreren Seiten ein.

Die Reaktion von Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser vom Koalitionspartner ÖVP ließ nicht lange auf sich warten. Der Vorschlag der Grünen sei „kalter Kaffee“: Im Rahmen des konsensorientierten Planungsverfahrens habe man den Vorschlag auf Initiative von Naturschutzorganisationen untersucht. „Die Ergebnisse haben deutlich gezeigt, dass die Entlastung bei weitem nicht jenes Maß erreicht, wie mit den Varianten C, P oder Z“, so Rüdisser.

Grüne fordern Alternative zur S18

Unter dem Motto: „Grüner, schneller, billiger“ haben die Grünen mit einer Alternative zur S18-Nachfolgelösung aufhorchen lassen. Dafür gibt es reichlich Kritik.

Er wisse nicht, was für die Grünen der Anlass gewesen sei, aktiv zu werden. Es gebe ein klares Übereinkommen zwischen den Regierungsparteien, dass man die übrigen Varianten eingehend untersuche. „Das ist derzeit der Fall. Die Asfinag hat eine Reihe von Planungsaufträgen bereits erteilt. Ende 2019, Anfang 2020 werden die Ergebnisse vorliegen.“ Dann folge die Trassenentscheidung.

Hagen: Wallner soll für Ordnung sorgen

Die Grünen würden sich kurz vor Abschluss der Trassenentscheidung zur S18-Nachfolgelösung vom eigenen Regierungsprogramm verabschieden, kritisierte FPÖ-Verkehrssprecher Ernst Hagen den grünen Vorstoß. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) habe "in seiner Landesregierung für Ordnung zu sorgen und diese andauernden Störfeuer auf ein zentrales Zukunftsprojekt für das Untere Rheintal endlich zu unterbinden“, so Hagen. Die „V-Variante“ sei bereits überprüft und für untauglich befunden worden.

Staudinger will durchgängige Entlastung

Der SPÖ-Landesparteivorsitzende Martin Staudinger zeigte sich erfreut über die Bereitschaft der Grünen, eine Verkehrsentlastung anzugehen und sich nicht komplett gegen „sinnvolle Verkehrsprojekte“ zu stellen. Er sei sich aber nicht sicher, dass es sich um eine echte Unstimmigkeit innerhalb der schwarz-grünen Landesregierung handle und nicht um den beginnenden Wahlkampf. Eine Teilstrecke am Bruggerloch, wie von den Grünen vorgeschlagen, lehnte Staudinger ab: Er trete für eine durchgängige Entlastung ein.

Kritik aus der Wirtschaft

Wirtschaftskammer-Präsident Hans Peter Metzler reagierte mit Unverständnis auf die grünen Ideen: „Neue Varianten werfen uns um Jahre bzw. Jahrzehnte zurück. Der Vorstoß der Grünen kommt zum völlig falschen Zeitpunkt.“ Die Überprüfung der Nachfolgeregelung der S18 würde auf Hochtouren laufen. „Damals haben sie sich zur Nachfolgelösung S18 bekannt, heute wollen sie nichts mehr davon wissen. Regierende Parteien werden eben an solch einem Regierungsprogramm gemessen. Der heutige Vorstoß ist daher komplett unverständlich.“

Martin Ohneberg, Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg, fragte, ob die Grünen das Arbeitsprogramm der Landesregierung verlassen hätten. Die „V-Variante" sei nicht mit den von den Grünen propagierten Worten „grüner – schneller – billiger“ zu umschreiben, sondern mit „populistisch – eigensinnig – langsam“. „Leider scheint parteitaktisches Kalkül in einem Wahljahr wichtiger zu sein, als die dringende Entlastung der geplagten Bevölkerung und Wirtschaft“, so Ohneberg.

Rauch: Pläne zur S18 verabschieden

Man müsse die Pläne zur S18 endlich verabschieden, hatte Mobilitätslandesrat Johannes Rauch von den Grünen am Donnerstagvormittag bei der Präsentation der „V-Variante“ gesagt: „Der Untergrund ist denkbar schlecht, das schwimmt mehr oder weniger. Der Zeithorizont ist unglaublich lang. Und die Kosten sind enorm hoch.“ Deswegen solle man jetzt über einen Plan B nachdenken.

Die Alternative, die die Grünen vorstellten: Südlich von Diepoldsau soll ein Tunnel gebaut werden - hier ist der Abstand zwischen den Autobahnen in der Schweiz und Österreich besonders gering. Mit einem Tunnel werde das Naherholungsgebiet nicht gestört. Eine andere Verbindung soll es von Höchst nach St. Margrethen geben - und zwar eine Trasse beim Bruggerloch. Damit könne der Schwerverkehr aus dem Raum Höchst/Fußach geführt werden, ohne Lustenau zu belasten.

Rauch: „V-Variante“ deutlich billiger

Und auch die Kosten wären laut Rauch deutlich geringer: Derzeit könne man bei der S18 von mehr als einer Milliarde Euro ausgehen. Nicht so bei der neuen „V-Variante“: Die Straßenverbindung nach Diepoldsau würde sich auf 110 bis 150 Millionen Euro belaufen, die Verbindung zum Bruggerloch auf 12 bis 15 Millionen Euro, rechnete Rauch vor. Wichtig sei auch die Routenbindung für Lkw, damit die Verkehrsbelastung aufgeteilt werde.