Jede vierte Schule verzichtet auf Skiwochen

Das Interesse an Skikursen in den Schulen nimmt stark ab: Jede vierte Schule verzichtet laut ORF-Recherchen darauf. Oft fehle der Bezug zum Skifahren, für viele Familien seien aber auch die Kosten zu hoch, heißt es.

133 Volks- und Mittelschulen, Gymnasien und berufsbildende höhere Schulen wurden vom ORF Vorarlberg via E-Mail befragt, ob Skitage oder Skiwochen durchgeführt werden. Das Ergebnis: Jede vierte Schule verzichtet darauf. Einer der Hauptgründe sei, dass viele Kinder keinen Bezug mehr zum Skifahren hätten, berichten die Schulleitungen.

Immer weniger Schulskiwochen

Jede vierte Schule verzichtet ganz auf Schulskiwochen. Das ergab eine Umfrage in 133 Vorarlberger Schulen.

Es gibt aber auch andere Gründe. „Wir führen keine Schulskitage durch, da ca. 90 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler nicht Skifahren können bzw. der finanzielle und zeitliche Aufwand zu groß ist“, heißt es aus einer Schule. „Nur wenige haben überhaupt eine Ausrüstung dafür. Für viele ist die finanzielle Hürde zu hoch“, aus einer anderen. Und: „Ihnen für einen Tag das Skifahren beizubringen, damit sie dann wissen, was sie sich nicht leisten können und damit ausgeschlossen sind, finde ich geradezu zynisch.“

„Wir haben die Deutschen“

Laut dem Direktor der Handelsakademie und Handelsschule Bregenz, Manfred Hämmerle, machen die Seilbahnen in Vorarlberg den Eindruck, dass sie gar kein Interesse daran hätten, Schüler in die Skigebiete zu locken. Bei einem Rodelausflug habe er gefragt, ob seine Schüler günstiger fahren könnten. Die Antwort, die er erhalten habe: „Das geht auf gar keinen Fall.“ Er habe darauf hingewiesen, dass es sich bei seinen Schülern um die zukünftigen Kunden handle. Die Dame habe im geantwortet: „Das ist uns egal, wir haben die Deutschen.“

Hannes Jochum in „Vorarlberg heute“

Hannes Jochum, Obmann der Fachgruppe Seilbahnen, überlegt, wie Schulskiwochen wieder attraktiver werden könnten.

Problematik ist der Politik bekannt

Sportlandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) kennt die Problematik, dass Skifahren immer mehr zum Elitensport wird, verteidigt aber die Seilbahnwirtschaft. Seilbahnen würden sich sehr bemühen, jene abzuholen, die sonst nicht kommen würden.

Auch das Land zahlt mit: Im vergangenen Schuljahr haben Familien mit einem niedrigen Einkommen insgesamt 16.000 Euro erhalten, damit ihre Kinder an der Skiwoche teilnehmen können. Die Anträge sind aber im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent zurückgegangen, obwohl die Förderung sogar leicht erhöht worden ist.

Alternativen zum Skifahren werden unterstützt

Insgesamt finden weniger Skiwochen statt, bestätigt Schöbi-Fink. Aber es gebe viele Alternativen, die auch unterstützt werden. Man könne zwischen einer Skiwoche und einer Segelwoche am Attersee wählen. Das impliziere, dass es wahrscheinlich weniger Skiwochen geben werde.

Schöbi-Fink sagt, es könne nicht die alleinige Verantwortung der Lehrer sein, den Kindern das Skifahren beizubringen. Sie appelliert an die Gesellschaft, das Selbstverständnis des Skifahrens in einer Region wie Vorarlberg wieder stärker zu verankern.

Jochum weist Kritik zurück

Der Sprecher der Vorarlberger Seilbahner, Hannes Jochum, weist die Vorwürfe im „Vorarlberg heute“-Studiogespräch zurück, dass es beim Preis kein Entgegenkommen gebe. „Das Ganze nur am Preis festzumachen, ist ein bisschen eine einseitige Betrachtungsweise.“ Jochum betont demgegenüber das Erlebnis, dass das Skifahren biete. Es liege auch an den Eltern, die Begeisterung fürs Skifahren zu wecken.

Und auch für Schulen gebe es durchaus gute Angebote, etwa die Schulskitage, an denen im vergangenen Jahr 5.000 Schüler teilgenommen hätten. Die Kosten von rund 200.000 Euro trage die Fachgruppe. Er sagte außerdem, man wolle das Angebot einfacher und den Zugang leichter machen. Man werde sich mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen.

Bitschi fordert Gegenmaßnahmen

FPÖ-Landesobmann Christof Bitschi fordert, die Landesregierung müsse endlich konkrete Maßnahmen ergreifen, um dem Negativtrend bei den Schulskiwochen entgegenzuwirken. Bitschi erinnerte an eine beschlossene Ausschussvorlage der FPÖ, wonach der Skisport für Kinder besser gefördert werden müsse. Es gebe also einen klaren Auftrag an die Landesregierung. Probleme immer nur zu kommentieren, reiche nicht, so Bitschi.