Erkundungsflüge: Zahlreiche Lawinenabgänge

Die Lawinenkommissionen in Vorarlberg haben das gute Wetter am Freitag genutzt, um sich aus der Luft einen Überblick über die Schneelage und die Lawinensituation zu machen. Dabei wurde auch klar: Viele Wintersportler ignorieren die Warnungen vor Aktivitäten im freien Skiraum.

Landesweit waren drei Hubschrauber im Einsatz, um die Lawinensituation von oben zu beurteilen. Neben dem angeforderten Bundesheerhubschrauber, der am Vormittag in der Walgaukaserne Bludesch (Bezirk Bludenz) eintraf, waren ein privater Helikopter und der Polizeihubschrauber für Erkundungsflüge, Material- und Personentransporte im Einsatz.

Sie wurden über die in der Kaserne stationierte Einsatzzentrale Luft koordiniert und geleitet. So verschaffe man sich einen Überblick, etwa was Handlungsbedarf für Lawinensprengungen angehe, erklärte Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP).

Erkundungsflüge in Vorarlberg

In Vorarlberg hat unter anderem das Bundesheer das Wetterfenster genutzt, um Erkundungsflüge durchzuführen.

Kanisfluh: Zahlreiche Lawinenabgänge

Ein Erkundungsflug über die Kansifluh hat zum Beispiel gezeigt, dass zahlreiche Lawinen abgegangen sind. Es seien Abrisse bis zu zwei Meter zu erkennen, sagt der Obmann der Lawinenkommission in Au, Wolfang Elmenreich. Insgesamt seien viele Einzelauslösungen und Windverfrachtungen zu beobachten.

Von Aktivitäten im freien Skiraum wird weiterhin „dringend abgeraten“. Allerdings schienen die Warnungen bei einigen Wintersportlern auf taube Ohren zu stoßen. Artur Köb, Leiter der Flugrettung, berichtete gegenüber dem ORF Vorarlberg, es fänden sich zahlreiche Abfahrtsspuren im Tiefschnee abseits der Pisten. Der Schnee habe sich aber noch nicht gesetzt, Wintersportler sollten sich also nicht vom guten Wetter verleiten lassen, warnte Köb.

„Lage weiter angespannt“

Man müsse noch immer von einer heiklen Situation sprechen, die Lage sei „weiter angespannt“, betonte auch Landesrat Gantner. In höheren Lagen - oberhalb von 2.200 Metern - herrscht nach wie vor Lawinengefahr der Stufe 4, also große Lawinengefahr.

In den mittleren Lagen herrscht laut Landeswarnzentrale verbreitet erhebliche Lawinengefahr. Gefahrenstellen befinden sich vor allem oberhalb der Waldgrenzen, an Steilhängen und in eingewehten Rinnen und Mulden - Details dazu im aktuellen Lawinenlagebericht.

Ab der Nacht auf Sonntag wurde eine markante Nordweststaulage erwartet, die mit massiven Schneefällen und stürmischem Wind verbunden sein werde. Bei der Flugeinsatzstelle in Hohenems wurde ein Lawinenhundeführer samt Lawinenhund für den Polizeihubschrauber bereitgestellt. Ebenso stünden Hundeführer für die anderen beiden Hubschrauber in Bereitschaft.

Schwägalp-Lawine: Suche eingestellt

Nach dem Lawinenabgang am Donnerstag auf der Schwägalp unterhalb vom Säntis (Schweiz) auf ein Hotel wurde die Suche nach möglichen Vermissten am Freitag eingestellt. Die Einsatzkräfte sind überzeugt, dass sich niemand mehr in den Schneemassen befindet.

Am Donnerstagnachmittag hatte sich ein Schneebrett mit 300 Meter Breite gelöst. Teile des Hotels und mehrere Autos wurden verschüttet. Nach Angaben der Polizei konnten jene drei Personen, die verletzt wurden, das Krankenhaus wieder verlassen.

Die Aufräumarbeiten gehen am Samstag weiter. Die Säntis Schwebebahn bleibt bis 2. Februar geschlossen, allerdings nicht wegen der Lawine sondern weil geplante Revisionsarbeiten stattfinden.

Flexenpass wieder frei

Die Straßen in Vorarlberg sind derzeit weitgehend geräumt und befahrbar, die eingeschlossenen Orte wieder erreichbar. Auch die Befahrung der B 198 Lechtalstraße (Flexenpass) nach Zürs und Lech ist inzwischen wieder möglich. In Blons im Großen Walsertal konnten die Kinder am Freitag wieder in die Schule und in den Kindergarten gehen.

Polizei: Autoscheiben müssen rundherum frei sein

Die Polizei weist unterdessen daraufhin, dass Autofahrer dazu verpflichtet sind, den Schnee vom Dach des Fahrzeuges zu räumen. Wenn dieser bei der Fahrt herunterfalle, könne das sehr gefährlich werden. Kontrolliert werde auch, ob die Autoscheiben rundherum frei sind - es reiche nicht aus, lediglich ein „Guckloch“ frei zu kratzen. Wer mit verlegten Scheiben unterwegs ist, muss laut Polizei mit einer Strafe von 20 Euro rechnen.

Tipps zur Schneelastmessung
Vielerorts macht der nasse Schnee auf den Dächern zu schaffen. Die Kammer der Ziviltechniker gibt Tipps, wie die Schneelast gemessen werden kann.

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