Flüchtlinge schlechter gebildet als angenommen

Das Ausbildungsniveau bei Flüchtlingen ist niedriger als angenommen: Laut einer neuen Erhebung befinden sich nicht einmal zehn Prozent Akademiker unter ihnen, fast 68 Prozent verfügen nur über einen Pflichtschulabschluss. In Vorarlberg ist man nicht überrascht.

Vor drei Jahren hat es noch geheißen, dass 60 Prozent über Berufsausbildung, Matura oder Studium verfügten, 23 Prozent sogar Akademiker seien. Die unterschiedlichen Befunde haben einen einfachen Grund: Damals sind nur Stichproben gezogen worden, heute hat man alle 32.000 Flüchtlinge in Österreich untersucht.

Wirtschaftsentwicklung hilft

Für Anton Strini, Flüchtlingskoordinator für Vorarlberg, ist das aktuelle Ergebnis jedenfalls keine Überraschung. Denn schon damals habe man sich nicht auf die Zahlen aus Wien verlassen, sondern eigene Analysen im Land gemacht, erklärt Strini: „Wir gehen schon seit fast drei Jahren davon aus, dass rund drei Viertel der vorgemerkten Flüchtlinge bestenfalls einen Pflichtschulabschluss haben.“

Viele dieser Menschen sind laut Strini trotz des geringen Bildungsniveaus überraschend gut in den Arbeitsmarkt integriert worden. Grund dafür sei die extrem gute Wirtschaftsentwicklung in Vorarlberg: Dadurch hätten auch ungelernte Arbeitskräfte gute Chancen.

Sprache als Haupthindernis

Für die langfristige soziale Integration ist der schlechte Ausbildungsstand laut Strini dennoch hinderlich. Oftmals sei dieser so gering, dass selbst die Kulturtechnik des Lernens kaum vorhanden sei. Hauptschwierigkeit sei weiterhin das Erlernen der Sprache.

Anpassungen seien aber erfolgt: Manche Deutschkurse, die vor einigen Jahren noch auf 90 Stunden ausgelegt waren, würden mittlerweile über 240 Stunden dauern. Strini rechnet für Menschen mit geringem Bildungsniveau mit einer Integrationsphase von mindestens zehn Jahren.