Zwölf Jahre Haft für „Postkartenräuber“
Der Tiroler gestand zu Prozessbeginn, dass er die ihm vorgeworfenen 14 Raubüberfälle auf Bank- und Postfilialen in Vorarlberg und dem Allgäu verübt hat - mit einer Gesamtbeute von knapp 190.000 Euro. Es sei ein Riesenzufall, dass es so weit habe kommen können. Er sei vom Erfolg seiner primitiv durchgeführten Überfälle völlig überrascht gewesen.
Seinen allerersten Überfall habe er abgebrochen, weil ihn der Mut verlassen habe, so der Angeklagte. Weil er aber mit den folgenden Überfällen stets Erfolg gehabt habe, habe er einfach weitergemacht. Mit der Beute habe er sich sein Leben finanziert.
„Postkartenräuber“ verurteilt
Es war ein jahrelanges Katz- und Mausspiel, mit dem der „Postkartenräuber“ die Polizei genarrt hat. Am Dienstag wurde der 55-Jährige Tiroler am Landesgericht Feldkirch nun zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
Opfer zum Teil schwer traumatisiert
Bei den Überfällen hat der Angeklagte meist eine Spielzeugpistole und in einem Fall ein Küchenmesser verwendet. Teilweise soll er die Bank- und Postangestellten auch mit dem Erschießen bedroht haben. Einige der Opfer sind schwer traumatisiert worden.
Er habe niemandem Leid zufügen wollen, sagte der 55-Jährige vor Gericht. Es tue ihm alles sehr leid. Sein Mandant sei durchaus ein sozialer Mensch, sagte sein Verteidiger. Er habe etwa über Jahre hinweg 3.500 Rettungseinsätze bei der Bergrettung absolviert.
Staatsanwältin: „Eiskalt und berechnend“
Die Staatsanwältin bezeichnete den Angeklagten als eiskalt und berechnend. Er sei kein Held, sondern ein gewöhnlicher Verbrecher. Mit der Beute habe er in Tirol ein sehr zurückgezogenes Leben geführt, daher sei auch niemandem aufgefallen, dass er ohne Arbeit etwa genug Geld für ein neues Auto gehabt habe.
Über 200.000 Euro Schadenersatz
Der 55-Jährige wurde wegen teilweise schweren Raubes und versuchter schwerer Nötigung zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Zudem muss er über 200.000 Euro an Schadenersatz an Banken, Versicherungen und Überfallsopfer bezahlen.
Die Richterin wertete die Unbescholtenheit und das Geständnis als mildernd, erschwerend waren die hohe Zahl an Überfällen und die Höhe der Beute. Der gelegentliche Drogenkonsum des Angeklagten habe keine Rolle gespielt, da er nicht abhängig sei. Die Überfälle seien nicht dem Zufall, sondern seiner willentlich getroffenen Entscheidung entsprungen.
Der 55-Jährige hat Berufung gegen die Strafhöhe angemeldet. Die Staatsanwaltschaft hat keine Erklärung abgegeben.Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Vor gut einem Jahr verhaftet worden
Jahrelang hat der „Postkartenräuber“ in Vorarlberg und im Allgäu sein Unwesen getrieben und die Polizei mit Ansichtskarten zum Narren gehalten. Vor gut einem Jahr wurde er nach einem missglückten Banküberfall in Bayern geschnappt. Er wurde von einem Bankkunden überwältig - mehr dazu in Anklage steht.
ORF
Postkarten an die Polizei geschickt
In den Medien wurde der Gesuchte als „Postkartenräuber“ bekannt, da er sich zweimal per Postkarte bei den Ermittlern meldete: „Das war noch nicht alles. Komme wieder“, schrieb er unter anderem.
ORF
Lange Liste an Überfällen
Insgesamt schlug der Bankräuber in Vorarlberg elfmal zu, in Deutschland dreimal.
- August 2008: Sparkassen-Filiale in Feldkirch Altenstadt
- März 2009: Post-Geschäftsstelle in Feldkirch-Altenstadt
- Mai 2009: Post in Dornbirn-Haselstauden
- Juli 2009: Sparkasse Bregenz-Weidach
- Jänner 2010: Post in Feldkirch-Tisis
- August 2010: Post in Feldkirch-Tisis
- Juli 2012: Volksbank-Filiale in Bregenz-Vorkloster
Polizei
- Mai 2014: Sparkassen-Filiale in Dornbirn-Hatlerdorf
- Dezember 2014: Post in Schwarzach
- März 2015: Sparkasse in Lochau
- Jänner 2016: Sparkasse in Feldkirch-Tisis
- Juli 2016: Volksbank in Opfenbach (Deutschland)
- November 2016: Volksbank in Opfenbach (Deutschland)
- September 2017: Bank in Heimenkirch (Deutschland)