Fischplage im Bodensee befürchtet

Schweizer Politiker warnen vor einer Invasion der gefürchteten „Schwarzmeergrundel“ in den Bodensee. Diese Fischart breite sich vom Schwarzen Meer über den Rhein-Main-Donau-Kanal aus und könne heimischen Fischen gefährlich werden.

Die Invasion der "Schwarzmeergrundel in den Bodensee werde derzeit nur durch ein Flusskraftwerk bei Basel gestoppt, warnen Schweizer Politiker. Aus dem Thurgauer Großen Rat werden Abwehrmaßnahmen verlangt. In Basel stellte man zuletzt einen Rückgang der heimischen Fischbestände fest.

Türöffner für den Austausch von Wassertieren zwischen dem Schwarzen Meer und dem Bodensee ist die direkte Verbindung durch den 1993 eröffneten Rhein-Main-Donau-Kanal. So gelangten bereits die „Gefleckte Schwebegarnele“, die „Donau-Schwebegarnele“ oder die „Quagga-Muschel“ bis in den Bodensee.

Die „Schwarzmeergrundel“ könnte nun die nächste Bedrohung sein. Sie hat eine Art Saugnapf statt einer Bauchflosse und ernährt er sich unter anderem vom Laich einheimischer Fische. Die Fischart vermehrt sich sehr rasch. 2017 wurde der Fisch in der Schweiz auf die Liste der invasiven Arten gesetzt. Die Kantone sind verpflichtet, Maßnahmen gegen die Ausbreitung zu treffen.

Kraftwerk verhindert Einwanderung

Bisher stoppt vor allem das Flusskraftwerk Rheinfelden eine massive Einwanderung rheinaufwärts in Richtung Bodensee. Nun warnt Kantonsrat Reto Lagler (CVP), eine Ausbreitung der Fischart am Bodensee hätte „unschätzbare Folgen für die einheimischen Fischarten“ bis zu einer völligen Verdrängung einzelner Sorten. Ein solches Desaster gelte es mit allen Mitteln zu verhindern, so Lagler.

Maßnahmen gesucht

Lagler will von der Regierung wissen, welche Maßnahmen sie ergriffen habe, um diese ernsthafte Bedrohung abzuwenden. Weiter fragt er nach, ob es ausreichende gesetzliche Grundlagen und genügend finanzielle Mittel für Präventionsmaßnahmen gebe.

Die „Schwarzmeergrundel“ beschäftigt allerdings nicht nur die Thurgauer Politik: Die Universität Basel hat 2012 eine Forschungsgruppe - Taskforce Grundel - ins Leben gerufen, die sich mit der Ausbreitung der Fische und allfälligen Gegenmaßnahmen beschäftigt.

Unerklärter Einbruch

Ende November hat nun das Forscherteam Berichte von Fischern bestätigt, wonach die Ausbreitung der „Schwarzmeergrundeln“ in diesem Sommer gestoppt worden sei. Es wurden deutlich weniger Exemplare aus dem Rhein gefischt als im Jahr zuvor. Zudem wiesen viele der kleinen Fische Verletzungen auf, die auf eine Krankheit hindeuten.

Als mögliche Gründe für die unerwartete Entwicklung nannte Biologieprofessorin Patricia Holm gegenüber dem Regionaljournal Basel die sehr hohen sommerlichen Wassertemperaturen oder auch Bauarbeiten im Rhein. Das Rätsel ist allerdings noch nicht gelöst.

Zu möglichen Abwehrmassnahmen gehören Vorrichtungen an Flusskraftwerken, die speziell auf Grundeln ausgelegt sind: Der Fisch, der sich vor allem am Grund bewegt, ist kein sehr guter Schwimmer. Er könnte gestoppt werden, wenn die Gegenströmung stark ist. Helfen würden auch Filter für Ballastwasser, das von Schiffen mitgeführt wird. Darin wird oft auch Laich von Grundeln transportiert.