Wohnen in Vorarlberg zu teuer

Über 80 Prozent der Vorarlberger fühlen sich durch Wohnungskosten mittelmäßig oder sehr belastet. Das geht aus einer Online-Umfrage der Arbeiterkammer Vorarlberg hervor. Die AK fordert neue Modelle im gemeinnützigen Wohnbau.

Das Haushaltsbudget ist durch die Wohnkosten sehr belastet, sagen 40 Prozent der Befragten, unabhängig davon, ob sie in einer Miet- oder Eigentumswohnung leben. Als mittelmäßig belastet fühlen sich weitere 43 Prozent.

„Wohnen ist ein Grundrecht und wird zunehmend durch explodierende Mieten, Grundstücksspekulation und überdurchschnittlich steigende Baukosten bedroht,“ sagt Arbeiterkammer Präsident Hubert Hämmerle zum Ergebnis einer von der Vorarlberger Arbeiterkammer durchgeführten Onlinebefragung zum Thema Wohnen.

Umfrage

1.831 Personen haben an der AK-Umfrage teilgenommen. 62 Prozent der Befragten leben in einer Mietwohnung, 38 Prozent sind Eigentümer. 509 Teilnehmer ergänzten die Umfrage mit persönlichen Schilderungen.

Sozialer Wohnbau

Auch im Bereich Sozialer Wohnbau stoßen die Menschen an ihre finanziellen Grenzen. 44 Prozent der Mieter gemeinnütziger Wohnungen fühlen sich kostenmäßig sehr belastet und weitere 44 Prozent mittelmäßig belastet. Nur acht Prozent fühlen sich in einer gemeinnützigen Wohnung kostenmäßig weniger belastet.

Zwar leiste das Land Vorarlberg mit fast 30 Millionen Euro jährlich an Wohnbeihilfe eine wichtige Unterstützung, sagt AK-Direktor Rainer Keckeis, es brauche aber neue Modelle im gemeinnützigen Wohnbau.

Die AK fordert unter anderem einen neuen Anlauf zur Förderung von Miet-Kauf-Wohnungen. Vorhandenes Wohneigentum schütze auch vor Altersarmut. Außerdem wünscht sich die AK mehr günstige Angebote im sozialen Wohnbau, wie das Projekt Wohnen 500 mit monatlichen Mieten in Höhe von 500 Euro.

Rainer Keckeis AK

Arbeiterkammer

AK-Direktor Rainer Keckeis

Hohe Standards

Abgesehen von den hohen finanziellen Belastungen ist die Zufriedenheit mit der Wohnsituation hoch. Nur acht Prozent der Mieter und fünf Prozent der Eigentümer bezeichnen ihre Wohnsituation als schlecht beziehungsweise sehr schlecht. 23 beziehungsweise 33 Prozent der Befragten beurteilt die Wohnsituation hingegen als sehr gut oder gut. Das belege einen hohen Wohnstandard im Land, so Rainer Keckeis.

Problem der befristeten Verträge

Die in Vorarlberg übliche Befristung von Mietverträgen wird von den Mietern als ungerecht und belastend empfunden. Vor allem für Familien mit Kindern ist die ständige Ungewissheit, ob sie den Wohnort deshalb wechseln müssen, belastend.

Dazu komme am privaten Mietwohnungsmarkt teilweise die Praxis, dass dem Mieter bei einer Vertragsverlängerung zusätzlich zu einem höheren Mietpreis auch noch Vertragsgebühren verrechnet werden. Keckeis: „Hier wird die Notsituation des Mieters einfach ausgenutzt, ohne dass eine ersichtliche Gegenleistung erbracht wird.“

Schwierige Situation für Familien

Enorm gestiegene Miet- und Wohnkosten haben der Umfrage zufolge negative Auswirkungen auf die Familienplanung. Jüngere Personen geben an, dass sie nicht zuletzt wegen der finanziellen Belastungen auf Kinder verzichten. Eine bedenkliche Entwicklung für Hämmerle.

Forderungen der AK

• Mehr sozialer Wohnbau mit günstigeren Angeboten für Niedrigverdiener (Wohnen 500)
• Neue Kategorie im sozialen Wohnbau für Menschen mit Erwerbsabsicht (Miet-Kauf-Wohnungen)
• Aufhebung der Befristung im sozialen Wohnbau, dafür Einkommensüberprüfung nach 15 Jahren und Einführung der Möglichkeit, den Mietpreis nach oben anzupassen.
• Stärkere Forcierung kostengünstigen Bauens durch die Wohnbauförderung.

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