Kokain-Konsum im Land nimmt zu

Im Jahr 2017 starben sechs Menschen an illegalen Drogen. Das geht aus dem Suchtbericht des Landes hervor. Kokain könnte zur neuen Volksdroge werden, während man bei Cannabis kaum um die Legalisierung herumkomme, glauben Experten.

Für den diesjährigen Suchtbericht ist erstmals eine Analyse des heimischen Abwassers durchgeführt worden. Zusammen mit der Medizinischen Universität Innsbruck wurde so untersucht, welche Drogen im Einzugsgebiet der Kläranlage in Hard konsumiert werden. Die Hochrechnung ergab, dass in der Hofsteig-Region mit ihren rund 70.000 Einwohnern pro Jahr über 436 Kilogramm Cannabis konsumiert werden, mehr als 26 Kilogramm Kokain und 1,8 Kilogramm Amphetamin.

Drogenkonsum: Abwasser ausgewertet

Das Land hat am Dienstag den Suchtbericht 2018 präsentiert. Um den Suchtmittelkonsum genauer zu erforschen, hat man das Abwasser untersucht.

In der Region werden damit deutlich weniger Drogen konsumiert als in der Schweiz, die konsumierte Menge ist aber in etwa vergleichbar mit jener in Innsbruck und sogar München. Ausgegeben wird für die illegalen Drogen enorm viel Geld, sagt Reinhard Haller, der Drogenbeauftragte des Landes: Hochgerechnet wären es pro Jahr zwischen zehn und 30 Mio. Euro - allein in der Hofsteigregion.

Kokain als Volksdroge?

Haller stellte generell eine starke Zunahme beim Kokain-Konsum fest, das er als kommende Volksdroge charakterisierte. Beim Thema Cannabis stelle sich angesichts der weltweiten Akzeptanz die Frage, wie man in Zukunft damit umgehen wolle. Österreich werde angesichts der internationalen Drucks aber kaum „hintanstehen“ können.

Gleichzeitig werde bei Cannabis geradezu eine „Mystifizierung“ betrieben, sagte Haller. Zwar habe die Droge eine „gewisse Heilwirkung“, die aber maßlos überschätzt werde. Im Rückgang begriffen sei der Heroin-Missbrauch. Heroin werde inzwischen als „Loser-Droge“ gesehen.

Sechs Drogentote

Laut dem Drogenbericht sind fünf Prozent der Vorarlberger von bestimmten Substanzen abhängig: Den größten Anteil bildet die Alkoholabhängigkeit mit rund drei Prozent, gefolgt von der Medikamentensucht und der Abhängigkeit von illegalen Drogen mit je einem Prozent.

Letztere habe im Vorjahr sechs Todesopfer gefordert: Das ist der niedrigste Wert seit drei Jahren. Die Opfer waren meist ältere Menschen um die 50 Jahre oder darüber, die schon viele Jahre lang drogenabhängig waren und sich in keiner ärztlichen oder psychologischen Betreuung mehr befunden haben.

Bernhard: Personalmangel entgegenwirken

In Sachen Suchtprävention und Suchtbehandlung hat sich laut Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (ÖVP) das vor 16 Jahren eingeführte Vorarlberger Drogenkonzept bewährt. Dennoch gelte es, die Hilfeleistungen stetig weiterzuentwickeln und auch einem drohenden Personalmangel in der Suchtbetreuung rechtzeitig entgegenzuwirken: „Wir intensivieren die Bereiche der Psychotherapie, wir machen die erfolgreichen Kurse in Schloss Hofen auch weiter, wir machen mit der Ärztekammer zusammen gerade für die wichtige Substitution die Ausbildung der Kolleginnen und Kollegen.“

Opioid-Abhängigkeit wird am häufigsten mit der sogenannten Substitution - also mit der Verabreichung von Ersatzstoffen wie Methadon - behandelt. Im Vorjahr waren in Vorarlberg 670 Menschen in einer solchen Behandlung.

Nikotin und Alkohol

Viel gefährlicher als solche illegalen Drogen sind laut Experten aber legale Substanzen wie Alkohol oder Nikotin.

Mehr als ein Drittel der erwachsenen Vorarlberger Bevölkerung raucht. „Es sterben zwischen zehn und 20 Menschen an den Folgen illegaler Drogen, aber 150 an den Folgen des Alkohols und rund 600 an den Folgen des Rauchens“, sagt Reinhard Haller, Drogenbeauftragter des Landes.

Österreich ist laut Haller EU-weites Schlusslicht bei Maßnahmen gegen den Tabakmissbrauch. Jüngstes Beispiel dafür sei die Abschaffung des Rauchverbots in der Gastronomie. Umso wichtiger ist für Haller der Vorarlberger Fokus auf Raucherprävention und Behandlung der Betroffenen. Sowohl beim Nikotin- als auch beim Alkohol-Konsum sagt Haller für die nächsten Jahre einen leichten Rückgang voraus, wenn auch auf teils hohem Niveau.