Vorarlberg bekommt Tarifhoheit im Nahverkehr

Das Land Vorarlberg, der Bund und die ÖBB haben am Montagvormittag in Wien einen neuen Rahmenvertrag für den regionalen Zugverkehr in Vorarlberg präsentiert. Durch diesen erhält das Land die Tarifhoheit im regionalen Nahverkehr.

Als erstes Bundesland erhält Vorarlberg bzw. der Verkehrsverbund Vorarlberg einen sogenannten „Brutto-Vertrag“. Dadurch kann festgelegt werden, wie hoch die Tarife im Nahverkehr sind und alle Tariferlöse fließen künftig dem Verkehrsverbund zu. Laut Mobilitätslandesrat Johannes Rauch (Grüne) trägt das Land dadurch auch das Einnahmenrisiko. Das macht Rauch aber keine Sorgen, weil die Zahl der Zugfahrgäste jährlich um zehn Prozent ansteige.

Vorteile sieht Rauch auch für die Bahnkunden. Diese müssten künftig nicht mehr überlegen, ob sie den ÖBB-Tarif, den Halbpreistarif oder den Verbundtarif wählen sollen. „Es ist einfach so, dass wir die Tarifgestaltung haben und entlang unserer Tarife wird abgerechnet“, so Rauch. Er betont dabei, dass es in Vorarlberg einen leistbaren und qualitativ hochwertigen öffentlichen Verkehr braucht. Denn nur so würden die Menschen auf diesen umsteigen.

Mehr Qualität für Passagiere

Das generelle Ziel des auf zehn Jahre angelegten Verkehrsdienstevertrages ist es, den Passagieren mehr Qualität auf der Schiene zu bieten. Unter anderem ist der Einsatz von 21 neuen Zügen festgeschrieben sowie eine Verkehrsleistung von knapp 3,2 Millionen Fahrplan-Kilometer pro Jahr.

ÖBB Verkehrsdienstvertrag neu

In Wien haben das Land, der Bund und die ÖBB einen neuen Rahmenvertrag für den regionalen Personennahverkehr in Vorarlberg präsentiert.

Insgesamt werden dafür rund 47 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt, rund 13 Millionen Euro davon stellt das Land Vorarlberg bereit.

ÖBB-Vorstandsvorsitzender Matthä, Bundesminister Hofer, Landeshauptmann Wallner, Landesrat Rauch (v. l. n. r.)

BMVIT

(v.l.n.r.) ÖBB-Vorstandsvorsitzender Matthä, Bundesminister Hofer, Landeshauptmann Wallner, Landesrat Rauch.

„Mit dem neuen Verkehrsvertrag setzen wir für die nächsten zehn Jahre einen weiteren Meilenstein im Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Vorarlberg“, betonten Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und Mobilitätslandesrat Johannes Rauch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) und ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä.

Wünsche der Kunden

Die Kunden erwarten sich Pünktlichkeit und eine gute Anbindung zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln, sagte Landeshauptmann Markus Wallner. Wichtig sei auch eine gewisse Sicherheit in den Zügen, Sauberkeit, eine gute Anbindung an die Nachbarregionen sowie eine gute Verknüpfung mit Bussen.

Weil immer mehr Menschen öffentliche Verkehrsmittel nutzen, ist es nötig, die Kapazitäten im Schienenverkehr zu erhöhen. „Wir müssen jetzt ein Stück weit mit den Folgen unseres Erfolgs zurechtkommen,“ machten Wallner und Rauch deutlich. Es sei jedoch Ziel des Landes, den Schienenverkehr nicht nur auszubauen, sondern zugleich auch attraktiver zu gestalten.

Verkehrsdienstevertrag

  • Linien: S1 (Lindau-Bludenz) S2 (Feldkirch-Buchs) und S3 (St. Margrethen-Bregenz)
  • nach Infrastrukturausbau zusätzlich S5 (Angebot über Lauteracher Südschleife)
  • Verkehrsleistung: rund 3,2 Mio. Fahrplankilometer pro Jahr
  • Fahrzeuge: Talent 3 (300 Sitzplätze) Doppelstockzüge (550 Sitzplätze)

Gesamtangebot aus einem Guss

Derzeit existieren für Vorarlberg noch getrennte Verkehrsdiensteverträge von Bund und Land mit den jeweiligen Eisenbahnverkehrsunternehmen. Das bedeutet unterschiedliche Vertragslaufzeiten und Regelungen zur Abgeltung. Nun sind Bund und Land übereingekommen, ihre Aufgaben zu bündeln und die Leistungsbestellung ab Fahrplanjahr 2019 mittels eines zehnjährigen Verkehrsdienstevertrages neu zu beauftragen.

Ziel war daher ein „Gesamtangebot aus einem Guss“, nämlich der Abschluss eines gemeinsamen neuen Vertrages zur Synchronisierung der bislang getrennten Systeme, erklärte Landesrat Rauch. „Die heutige Unterzeichnung der Verkehrsdiensteverträge mit Vorarlberg ist auch für den Bund eine Premiere. Vorarlberg ist das erste Bundesland, wo erstmals die Bestellung eines Gesamtangebots zur Anwendung gekommen ist“, sagte Verkehrsminister Hofer.