Anteil der Frauen im Landtag gesunken
Seit 100 Jahren dürfen Frauen in Österreich am politischen Geschehen teilnehmen. Sie können bei Wahlen ihre Stimme abgeben oder selbst für ein politisches Amt kandidieren. Nach der Einführung des Frauenwahlrechts im Jahr 1918 hat es aber nochmals vier Jahrzehnte gedauert, bis die ersten Vorarlbergerinnen in den Landtag einzogen.
Die Sozialdemokratin Adelheid Popp und sieben andere Mitstreiterinnen aus SPÖ und ÖVP waren die ersten Frauen im österreichischen Nationalrat. In Vorarlberg haben Elfriede Blaickner von der ÖVP und Anni Mayr von der SPÖ als erste weibliche Landtagsabgeordnete Ende der 50er Jahre Geschichte geschrieben. Viele Frauen folgten ihnen in die Politik nach.
Marte sieht starken Aufholbedarf
Veronika Marte, Sonderschulpädagogin und ÖVP-Stadträtin in Bregenz sieht weiter starken Aufholbedarf. Denn der Anteil an Frauen im Landtag ist in den letzten 10 Jahren von fast 40 Prozent auf 31 Prozent geschrumpft. Auf Kommunalebene ist er noch geringer.
Für Marte gibt es viele fähige Frauen - Ziel sei es, diese zu motivieren, in die Politik zu gehen: „Frauen engagieren sich oft ehrenamtlich, gerade im sozialen Bereich. Da passiert natürlich auch viel Politik, darüber sollte man sich eigentlich bewusst sein, dass man da schon versuchen sollte, die Frauen zur Mitsprache zu ermutigen“, so Marte.
Zu wenig Politikerinnen
100 Jahre nach Einführung des Wahlrechts für Frauen sinkt wieder der Anteil an Politikerinnen auf Landes- und Gemeindeebene.
Wiesflecker für Quote in politischen Gremien
Frauenlandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) hat in ihrer politischen Karriere viele geschickt agierende Frauen erlebt, aber bei manchen auch Mankos entdeckt: „Meine Erfahrung in dem Bereich ist, dass sich Frauen oft etwas schwerer tun, strategisch zu denken, zu überlegen, wen brauche ich als Verbündete oder Verbündeten, um ein Anliegen zu realisieren.“
Die Grünen und die SPÖ in Vorarlberg haben sich bei der Erstellung von Listen für die Landtagswahl eine Frauenquote von 50 Prozent auferlegt. Wiesflecker würde eine gesetzliche Frauenquote in allen politischen Gremien befürworten. Ob sie kommt, hängt davon ab, wie stark sich Frauen aber auch Männer in der Politik dafür einsetzen.
Hochschulabgänger: „Mehr als die Hälfte weiblich“
Auch der Verein Amazone regt eine gesetzliche Regelung an. Die Realität zeige eine Notwendigkeit der Quote, um vielleicht die Situation nachhaltig zu verändern - „um dann langfristig nicht mehr auf eine Quote angewiesen zu sein“, so Angelika Atzinger vom Verein Amazone.
Dass teils verwendete Argument, dass es wenig qualifizierte Frauen gebe, gelte nicht. „Wir wissen, dass über die Hälfte der HochschulabgängerInnen in Österreich weiblich ist - da glaube ich schon, dass es möglich sein wird, qualifizierte Frauen zu finden“, so Atzinger.
Land bietet Politiklehrgang für Frauen an
Unter dem Motto „Fit für die Politik“ bieten das Referat für Frauen und Gleichstellung der Vorarlberger Landesregierung und die Liechtensteiner Stabsstelle für Chancengleichheit nächstes Jahr erneut gemeinsam einen Politiklehrgang für Frauen an.