Verkehrsverbund fordert mehr Vorrang für Busse

Politiker betonen gerne, dass Vorarlberg das zweitbeste Öffi-Netz nach Wien habe. Laut Befragungen haben die Kunden aber viele Wünsche offen. Christian Hillbrand vom Vorarlberger Verkehrsverbund spricht im Samstaginterview über Wünsche an die Politik und höhere Ticketpreise.

Ein tägliches Problem in Vorarlberg ist der Stau auf manchen Routen. Laut dem Geschäftsführer des Vorarlberger Verkehrsverbundes, Christian Hillbrand, gibt es auf manchen Strecken eine Verkehrszunahme von rund 70 Prozent. Generell sei der Zuwachs stark, wohl aufgrund der guten Wirtschaftslage. Die Öffis können laut Hillbrand „gerade so mit diesen Steigerungsraten mitwachsen“, es sei aber extrem schwer, das zu überholen.

Schließlich sei der Stau auch ein Problem für die Busse. Deshalb gelte es, zuerst den öffentlichen Verkehr auf der Schiene zu forcieren, der „unschlagbare Fahrzeiten“ zu bieten haben, so Hillbrand im Samstaginterview von ORF Radio Vorarlberg: „Von Dornbirn nach Bregenz in neun Minuten, das ist mit dem Auto nicht zu schaffen.“

Es sei aber schwierig, diese Zeiten in die Fläche zu bringen. Wenn es etwa einen Anschluss von Lustenau nach Dornbirn brauche, dann müsse der Bus je nach Tageszeit mit den Autos im Stau stehen. Hier wünscht sich Hillbrand mehr Unterstützung von der Politik: Etwa mehr Busspuren oder mehr Bevorzugungs-Regelungen an Ampeln.

Hillbrand: Busspur nicht für Elektroautos freigeben

Hillbrand lehnt jedoch den Vorschlag von Verkehrsminister Norbert Hofer ab, Busspuren für Elektroautos freizugeben. Ein Elektroauto brauche pro Person deutlich mehr Platz als ein Linienbus, in dem bis zu 50 Leute Platz finden. Staus wären die Folge, ist Hillbrand überzeugt. In Wien wird jetzt probeweise eine Busspur für Elektroautos freigegeben.

Höhere Ticketpreise im kommenden Jahr

Im Samstaginterview kündigt Hillbrand zudem höhere Ticketpreise für das kommende Jahr an. So werde der Preis der Jahreskarte von derzeit 370 auf 378 Euro angehoben. Grund seien aber nicht die vielen Investitionen der letzten Zeit, so Hillbrand. Vielmehr passe man die Preise an die Teuerungsrate von 1,9 Prozent an.

Der Vorarlberger Verkehrsverbund lässt derzeit mit vielen Neuerungen aufhorchen: Im Dezember werden erstmals vier Elektro-Busse eingesetzt, es gibt W-Lan in den Bussen, in Lustenau hat man gerade das Pilotprojekt eines Anrufbusses eingeführt und Vorarlberg bekommt nächstes Jahr neue Züge für den Nahverkehr.

Das Interview mit Christian Hillbrand hat ORF-Redakteur Georg Fabjan geführt.

Über 5.000 Kunden verwenden „Fairtiq“

Für dieses Jahr rechnet der Verkehrsverbund mit 71.500 Jahreskartenkunden - das wäre ein plus von 3 Prozent. Seit September gibt es in Vorarlberg das sogenannte „Fairtiq“, eine Ticket-App am Handy, mit dem die gefahrene Strecke in einem Bus oder der Bahn geortet und dann nachträglich mittels Kreditkarte abgerechnet wird - mehr dazu in: Fahrkarten-App wird gut angenommen. Über 5.000 Kunden verwenden bereits diese App. Einige reklamieren aber, dass im Zug die ÖBB-Vorteilskarte nicht die übliche Preisreduktion bringe. Hillbrand hofft, dass die ÖBB diesbezüglich noch nachbessern.

Der Verkehrsverbund sei seinerseits laufend dabei, die digitale Echtzeit-Information auszubauen, so der Geschäftsführer. Von 1.800 Haltestellen im Land werde derzeit an 162 Haltestellen auf Monitoren die Ankunftszeit in Echtzeit angezeigt. Auf dem Smartphone gebe es die Echtzeit-Anzeige bereits landesweit, so Hillbrand.