Kunsthaus präsentiert Jahresprogramm

Das Kunsthaus Bregenz hat sein Programm für 2019 vorgestellt. Darin finden sich große Namen und große Themen. Allen gemein sind Fragen der Existenz und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Gesicht.

Thomas Schüttes riesige Köpfe werden vor dem Kunsthaus stehen, Miriam Cahns überlebensgroße Gesichter die Zähne fletschen und Ed Atkins Computer-Alter-Ego uns in Räume der Verzweiflung, des Leids mitnehmen - die Künstler, die das Kunsthaus 2019 zeigen wird, setzten sich alle mit Fragen der Existenz auseinander und mit der Gegenwart. Und mit einem weiteren großen Thema: dem Gesicht.

Drei-Kanal-HD-Video mit 5.1 Surround Sound, 9:05 Min., Loop
Installationsansicht Corpsing, MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, 2017 Foto: Axel Schneider

Axel Schneider

Installationsansicht Corpsing, MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, 2017

Ort der Prototypen

Das Kunsthaus, sagt Direktor Thomas D. Trummer, sei ein Ort der Prototypen und setze mit all seinen Ausstellungen auf die Gegenwart. Und die Matrix, das unsichtbare Gerüst der Gegenwart ist das Internet.

Trummer: „Für die einen ist das Interent eine Schachtel, aus der auf Knopfdruck alles rausspringt, was wir uns wünschen. Für andere ist ein Spiegel für Begehren, für Ängste. Für wieder andere ist es nur ein Netzwerk. Das Entscheidende aber ist: es hat kein Gesicht.“

Die vier für kommendes Jahr geplanten Künstler setzen sich nun nicht durchgängig explizit mit dem Internet auseinander, vielmehr mit der Frage, wie es um Zeit, Raum und Tod, um die Existenz im digitalen Zeitalter steht. Und wie sich eine Gegenwart vor dem Hintergrund einer Geschichte darstellt. Und damit, was Trummer unter dem Begriff „Gesicht“ zusammenfasst.

Trummer: „Nicht unbedingt das Porträt, es ist auch nicht die Gesichtserkennung. Es ist vielmehr das, was wir sehen, wenn wir durch ein Gesicht schauen. Das Sehen des Sehens.“

Portrait Thomas D. Trummer

Marcel Hagen/ studio22

Kunsthaus-Direktor Thomas D. Trummer

Vier Künstler - vier Sichtweisen

Das Gesicht ist das Bild in unserem Spiegel, ist Inhalt jedes Selfies, ist digitale Schablone. Die Künstler, das sind die Schweizer Malerin Miriam Cahn, der deutsche Bildhauer Thomas Schütte, die US-amerikanische Konzeptkünstlerin Zoe Leonard und der britische Videokünstler Ed Atkins beschäftigen sich alle mit dieser Frage: Was ist das Gesicht, was ist zu sehen, was ist dahinter zu sehen. Heftige Erfahrungen für die Besucher sind dabei auch vorprogrammiert - gleich zu Beginn wird Ed Atkins in seinen cumputergenerierten Bildwelten, durch die uns ein Avatar, ein Künstler-Loo Alike führt, uns in Trauer, Melancholie und Angst versetzen.

Wichte, 2006
Bronze, Stahl, 70 x 50 x 33 cm  
Foto: Nic Tenwiggenhorn

Nic Tenwiggenhorn

Wichte, 2006. Bronze, Stahl, 70 x 50 x 33 cm.

Bilanz 2018

Nach den hohen Besucherzahlen im Jubiläumsjahr 2017 pendeln sich die Zahlen mit 50.000 über dem Durchschnitt der vorigen jahre ein. Die Eigeneinahmen liegen gewohnt bei ca. 20 % des Gesamtbudgets, das knapp 2,8 Millionen Euro beträgt.

Extrem sind auch Miriam Cahns raumfüllende Leinwände, in denen die menschlichen Figuren oft Geistern ähneln, die nackt, entblösst, verletzt oder ertrunken von Gewalt und Zerstörung berichten. Thomas Schüttes riesige Köpfe, beklemmende, harte Männergesichter darstellend, werden nach Bregenz kommen, ein schnaubender Hund wird vor dem Kunsthaus platziert.

Auf den ersten Blick leise erscheinen da dagegen Zoe Leonards Fotografien, in einem mehrjährigen Projekt zeichnet sie in Fotografie, Film und Installationen ein Porträt des Rio Grande, jenes Stroms, der die Grenze zwischen den USA und Mexiko bildet und zeigt die Bedeutung einer politisch aufgeladenen Landschaft auf.

Miriam-Cahn_Portrait
Miriam-Cahn_zaehne-zeigen

Markus Tretter/ Kunsthaus Bregenz

Miriam Cahn: Zähne zeigen. Öl auf Holz, 30 x 26 cm

Neuerungen 2019

Die Eintrittspreise werden leicht erhöht und dem internationalen Standard angepasst: für Erwachsene von 9 auf 11 Euro, dafür wird der Eintritt jeden ersten Freitag im Monat frei sein.

Veränderungen

Geändert wird die Kub-Billboard-Schiene. Die Wände in der Bahnhofstrasse werden 2019 wieder von jenen Künstlern bespielt, die zeitgleich im Haus ausstellen. Mit der jungen Künstlergeneration, die heuer die Billboards bespielten, hat das Kub anderes vor: Sie werden im Sommer den KUB-Vorplatz einnehmen.

Im Kunsthaus Bregenz ist derzeit noch die Ausstellung von Tacita Dean zu sehen. Donnerstag abend werden außerdem die KUB-Billboards eröffnet: Die junge Londoner Künstlerin Maeve Brennan setzt sich in ihren Fotocollagen mit Geschichte und was von ihr übrigbleibt auseinander.

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