Digitale Zukunft: „Heute die Weichen stellen“

Durch die digitale Revolution wird laut Studien in den nächsten zwei Jahrzehnten die Hälfte aller Arbeitsplätze verschwinden. Zukunftsforscher Klaus Kofler glaubt nicht, dass es so schnell geht - man müsse aber jetzt die Weichen stellen.

Wir lesen Bücher mit dem Tablet, kaufen mit dem Smartphone ein und reservieren Tickets online - die Digitalisierung dringt in immer weitere Bereiche unseres Lebens vor. Nach Ansicht des Dornbirner Zukunftsforschers Kofler ist die digitale Revolution nicht aufzuhalten und dieser Entwicklung gelte es entgegenzuarbeiten.

Klaus Kofler

ORF

Der Dornbirner Zukunftsforscher Klaus Kofler. Das ganze Samstaginterview mit ihm hören Sie heute bei den Mittagsnachrichten von ORF Radio Vorarlberg (12.30 Uhr).

In punkto Ausbildung bedeute das, dass man viel mehr kreative Aspekte einbauen sollte. Man müsse diesen Fokus auf eine sich verändernde Welt mit einer ungeheuren Dramatik nach vorne treiben, weil sich sonst Probleme ergäben, so Kofler im Samstaginterview von ORF Radio Vorarlberg mit Tarja Prüß.

Samstaginterview zum Nachhören

Der Dornbirner Zukunftsforscher Klaus Kofler im Gespräch mit Tarja Prüß (ORF Vorarlberg)

Zudem gelte es, sich Gedanken über jene Menschen zu machen, die letztendlich beruflich nicht mehr unterkommen. Das Grundeinkommen, so Kofler, sei langfristig gesehen unumgänglich.

Vorarlberg könnte digitaler Hotspot werden

Dem Bundesland Vorarlberg stellt Kofler eine gute Zukunftsprognose: Wenn es gelinge, aus der immensen Lebensqualität in Vorarlberg einen technologisch breiten Fortschritt aufzustellen, könnte Vorarlberg künftig ein digitaler Hotspot in dieser Welt darstellen, so der Experte.

Generell gelte es, sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass man die Dinge konservieren könne. Eine Gesellschaft könne nur dann überleben, wenn sie sich permanent anpasse. Wenn man dagegen Grenzen einführe und Mauern hochziehe, führe das zu großen Problemen, so Kofler.

Zuwanderung hält Kofler für dringend geboten - zum einen wegen der Alterung der Gesellschaft, zum anderen, weil wir im Zeitalter der digitalen Revolution neue, kreative Lösungen bräuchten. Und diese könnten nur entstehen, wenn es eine kulturelle Breite gebe, betont Kofler.

Auseinandersetzung mit Datensicherheit und Ethik

Die fortschreitende Digitalisierung macht es nach Ansicht von Kofler notwendig, dass es in punkto Datenhoheit neue und klare Regeln gibt - diese werde man in den nächsten Jahren einfordern müssen. Zudem müsse man sich intensiv mit ethischen Fragen auseinandersetzen. Es könne nicht sein, dass amerikanische Konzerne uns ausspionieren. Man müsse die eine Seite kennen und die andere zulassen - dazwischen gebe es einen Raum, den man füllen müsse. Kofler zeigt sich überzeugt davon, dass diese Entwicklung in die richtige Richtung gehen könnte.

Über Irritation Menschen zum Nachdenken bringen

Zukunftsförscher können viel dazu beitragen, damit sich Menschen mit der Zukunft beschäftigten, glaubt Kofler. Sie könnten die Menschen irritieren und über diese Irritation Möglichkeitsspielräume schaffen, um aus heutiger Sicht Diskurse auszulösen und Menschen dazu zu bringen, sich über die Zukunft ernsthaft Gedanken zu machen.

Zur Person: Klaus Kofler

Klaus Kofler ist Gründer des impulszentrums "Trends & Wege“ als Anlaufstelle für Zukunftsfragen, das für Unternehmen Zukunftsentwürfe mitgestaltet. Er ist zudem Lehrbeauftragter an der Hochschule Ravensburg in Deutschland im Bereich Zukunftsmanagement . 2010 wurde er vom „Institut Center for Entrepreneurship“ von der Hochschule München zu den sechs wichtigsten Vordenkern in Deutschland nominiert.

Kofler ist Mitgründer der Futuredesign-Academy in Wuppertal (Deutschland) und im Weisen-Rat von „Land schafft Leben“ - einem unabhängigen Verein, der österreichischen Lebensmitteln auf der Spur ist. Ebenso Mitglied ist er im Expertenrat „Nachhaltigkeit“ der Deutschen Bundesregierung.