Brexit: Ländle-Unternehmen gelassen

In sechs Monaten verlässt Großbritannien die EU. Es gibt aber noch immer kein Austritts- und Handelsabkommen. Laut Christian Kesberg, dem Londoner Delegierten der Wirtschaftskammer Österreich, reagieren die Vorarlberger Unternehmer bislang gelassen.

Kesberg schätzt die Chance, dass es doch noch zu einem Abkommen kommt, auf nur noch 50:50. Einstmals sei er sich zu 90 Prozent sichergewesen, dass eine Einigung erzielt werden könne: „Ich hoffe wie jeder andere darauf, dass es zum Schluss einen Kompromiss in der 13. Stunde gibt“, so Kesberg.

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Christian Kesberg im Gespräch mit Bettina Prendergast

Das Interesse der Vorarlberger Unternehmen am Brexit sei „enden wollend“, die Einstellung „pragmatisch“: „Ich glaube auch, dass das ein sehr positives unternehmerisches Charakteristikum ist. Wenn man nicht weiß, was kommt, kann man sicher schwer darauf vorbereiten.“

Geringer Schaden durch Brexit

Betroffen von einem „no deal“-Szenario seien jene Unternehmen, die ohnehin schon betroffen seien - also diejenigen Unternehmen, die mit britischen Konkurrenten in einem Preiswettbewerb sind. Hier betrage der Nachteil 15 Prozent.

Pläne für harten Brexit

Vorarlberger Unternehmen, die auf dem britischen Markt aktiv sind, planen bereits für einen harten Brexit - also ohne Übergangsregelungen im kommenden März.

Die meistens österreichischen Unternehmen seien aber Nischenspieler ohne internationale Gegenspieler. Sie müssten sich jetzt Fragen stellen wie: Wie zeitsensitiv sind meine Lieferungen - brauche ich ein Warenlager im Vereinigten Königreich? Wie viel Stammpersonal muss ich entsenden? Und habe ich die Kompetenz, nicht-europäische Exportgeschäfte durchzuführen? Der Schaden eines „no deal“-Szenarios belaufe sich auf etwa 0,1 bis 0,2 Prozent der BIP. Für einzelne Unternehmen könne der Schaden aber durchaus höher sein.

Unternehmen rechnen mit hartem Brexit

Die Unternehmen bereiten indes auf einen harten Brexit vor: Beschlägehersteller Blum füllt sein Lager in Großbritannien vorsorglich auf, damit drei Monate nach dem Brexit genügend Ware vor Ort ist. Fahrradhersteller Simplon geht von längeren Lieferzeiten und mehr Bürokratie aus und hat einen Zollspezialisten eingestellt. Beide Unternehmen hoffen, dass neue Regeln im Handel mit den Briten rasch klar sind.