Cyber-Versicherungen: Fragwürdiger Nutzen

Im Vorjahr hat es in Vorarlberg 722 Anzeigen gegeben, die in die Kategorie Internetbetrug und Cyberkriminalität fallen. Unter dem Schlagwort „Cyber-Versicherung“ bewerben einige Versicherungen einen speziellen Schutz - Aber wie groß ist der Nutzen?

Bei einem Versicherungsunternehmen werden Cyberattacken und Datenschutzverletzungen auf Unternehmen bis zu einem Schaden von 20 Mio. Euro versichert. Die Versicherungskosten sind vom Einzelfall abhängig, die Erläuterungen sind allgemein gehalten. Ausschlüsse kenne man nicht, sagt Mario Unterassinger, stellvertretender Landesdirektor bei einer Versicherung. Man definiere nämlich im Vorfeld die Schwachstellen in einem Unternehmen und biete dann vollinhaltlichen Versicherungsschutz für diese Fälle an.

Versicherung gegen Internetbetrug

Unter dem Schlagwort „Cyber-Versicherung“ bewerben jetzt einige Versicherungen einen speziellen Versicherungsschutz.

Was die Versicherung als großen Wurf bezeichnet, hält Datenschutzexperte Gerhard Zeger für einen alten Hut: Materielle Schäden nach Cyberattacken wären schon seit 30 Jahren versicherbar. Die Cyberversicherung ist aus Sicht des Datenschutz-Experten ein Marketing-Gag.

Großbetriebe verzichten auf Versicherung

Großbetriebe wie die illwerke vkw und die Landeskrankenhausbetriebsgesellschaft sehen keine Notwendigkeit für in eine Cyber-Versicherung. Man verfüge über einen zertifizierten Cyberschutz, der von externen IT-Ziviltechnikern in kurzen Abständen überprüft und laufend aktualisiert werde. Außerdem sei man im Schadensfall mit einer Betriebshaftverpflichtung abgesichert, sagt Harald Keckeis von der Krankenhausbetriebsgesellschaft.

Aus Sicht von IT-Experten sind Cyberschutz im Alltag und schnelle Reaktionen auf Attacken wichtiger als eine Cyberversicherung: „Es geht dabei grundsätzlich um eine Risikobewertung“, so Wolfgang Prentner, staatlich beeideter IT-Ziviltechniker. Jedes Unternehmen müsse selbst entscheiden, ob es das Restrisiko mit einer Versicherung abfangen wolle.

Rusching: „Versicherungsschutz sehr dünn ist“

Einen hundertprozentigen Versicherungsschutz gebe es nicht, das gelte auch im Privatbereich, so die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer Vorarlberg: Etwa dann, wenn Konsumenten an unseriöse Online-Händler geraten. Eine Cyperversicherung für Privathaushalte um fünf Euro monatlich soll Schäden bis zu 1.000 Euro pro Jahr abdecken - ein Blick in die Versicherungsbedingungen öffne aber die Augen, heißt es bei der Arbeiterkammer.

„Wenn man sich die Versicherungsprodukte ansieht, dann muss man feststellen, dass der Versicherungsschutz eigentlich sehr dünn ist“, sagt Konsumentenschützer Paul Rusching. „Es sind viele Dinge nicht versichert, mit denen wir im Konsumentenschutz tagtäglich konfrontiert sind. So eine Versicherung können wir nur sehr bedingt empfehlen.“ Laut IT-Experten komme sie lediglich für ein bis zwei Prozent der Privathaushalte in Frage.